Facebook für Menschen wurde gerade zehn Jahre alt, Motory das soziale Netzwerk für Autos wurde vor wenigen Monaten in Hamburg gegründet. Ein Facebook für Autos? Was soll das, könnte man fragen. Und gleich spotten. Statusmeldung: "Heute Ölwechsel, lecker - vollsynthetisch", "Große Wäsche - der Lack glänzt!". Oder über die Beziehung: "In festen Händen. Mein Fahrer erlaubt keinen Seitensprung!"
Autos mit Individualität
Dabei ist Motory ein ernstgemeintes Angebot. Nicht für jeden Fahrer und jedes Auto, aber für die Leute die ein inniges Verhältnis zu einem besonderen Auto pflegen. Ein Student, dessen alter Ford Ka seinem letzten TÜV entgegen ächzt, wird sich nicht bei Motory anmelden. Auch für einen Geschäftsmann, der die Schlüssel des Leasingwagens nach drei Jahren einfach wieder auf den Tresen legt, macht eine liebevolle Timeline für den Wagen keinen Sinn.
Spannend wird das Portal dann, wenn die Wagen auch spannend sind. Die Logik dahinter lautet: Eine eigene Seite in einem sozialen Netzwerk passt, wenn der Wagen Individualität besitzt. Das dürfte bei einem umgebauten Auto der Fall sein, aber auch bei Young- und Oldtimern. Solche Wagen werden nämlich nicht einfach nach Schwacke-Liste verkauft, sondern nach ihrem höchstpersönlichen Zustand und ihrer Autogeschichte. Und diese wird in einem Portal wie Motory dokumentiert und gepflegt. Fotos von Umbauten und Restaurationsarbeiten zeigen auf einen Blick, wie fachmännisch Hand angelegt wurde. Die jahrelange Geschichte beweist, dass der Wagen in liebevollen Händen war und nicht etwa nur schnell verkaufsfertig hergerichtet wurde. Beim einem Verkauf behält das Fahrzeug übrigens seine Motory-Seite, sie geht auf den neuen Eigentümer über.
Nicht für jedermann sinnvoll
Motory versteht sich aber nicht als alleinige Verkaufsplattform, eher als Netzwerk für Gleichgesinnte. Und so etwas fehlt bisher. Die großen Autoportale wie Mobile.de sind nur für den Autoan- und verkauf gedacht. Die größte deutsche Autocommunity motortalk.de legt ihren Schwerpunkt auf ein puristisch aufgebautes Forum, das aussieht wie in der Internet-Steinzeit. Dort kann jedermann Hilfe von der Community bekommen, doch eine umfangreiche automobile Selbstdarstellung ist nicht vorgesehen. Motory wirkt deutlich frischer und aufgeräumter, es integriert außerdem die typischen Funktionen eines sozialen Netzwerks.
Fazit:
Wer Spaß an einem Netzwerk von Autofreunden hat, ist hier richtig. Ebenso werden sich Leute zu Hause fühlen, die ihren Wagen mit eigenem Namen anreden. Hat man an dem Miteinander der Autofreunde kein Interesse, sieht das anders aus. Für einen privaten Fahrer lohnt es sich kaum, regelmäßig Fotos und Benzinquittungen zu posten, nur um nach Jahren eventuell einen besseren Verkaufspreis herauszuschlagen. Wer sich aber für den Kauf eines besonderen Wagens interessiert, sollte sich auf jeden Fall bei Motory umschauen.