Der Markt für Elektroräder boomt seit Jahren. Die teuren E-Bikes sorgen bei den Herstellern für prächtige Gewinne. Umso ärgerlicher ist es, wenn beim Test herauskommt, dass einzelne Räder versagen, weil an Teilen für wenige Cent, wie der Sattelklemme, gespart wird. Oder dass die Bremsen mit dem höheren Gewicht des Elektrorades nicht zu Rande kommen.
Nur Tiefeinsteiger im Test
Die Warentester nahmen ausschließlich sogenannte Pedelecs in den Test auf. Sie gelten rechtlich als Fahrrad und die Motorunterstützung setzt bei 25 km/h aus. Außerdem wurden wie auch in den vorhergegangenen Tests ausschließlich die bei Senioren beliebten Tiefeinsteiger mit Wave-Rahmen untersucht. Sportlichere oder kompaktere Bauformen fanden keine Beachtung. Die Beschränkung allein auf Modelle mit Mittelmotoren verengte das Testfeld weiter.
Bruchgefahr von Fahrradteilen
Die billigsten Räder von Aldi (900 Euro) und Fischer (1200 Euro) wurden mit Mangelhaft bewertet. Weil man Cent-Beträge sparen wollte, wurden minderwertige Sattelstützen und Sattelklemmen verwendet. Brechen diese Teile in voller Fahrt ist ein schwerer Unfall nicht zu vermeiden. Schwere Verletzungen sind zu erwarten. Immerhin gab es in diesem Jahr keine Rahmenbrüche im Dauertest. Frühere Ergebnisse hatten zu einer erbitterten Schlacht zwischen Radherstellern und Warentestern geführt.
Probleme auch bei Markenrädern
Fast noch schockierender als das schlechte Abschneiden der Billigheimer sind die Ausfälle bei den Markenrädern. Auch beim Modell von Kettler (2555 Euro) brach die Sattelklemme, das Rad von Stevens für stolze 2700 Euro versagt bei Fahrsicherheit und Bremsen. Auch das Modell von Pegasus (2400 Euro) soll absolut unzureichende Bremsen haben - so die Tester.
Testsieger von Flyer
Testsieger ist Flyer B8.1, mit einem Preis von 3300 Euro ist es auch das teuerste Rad im Test. Dazu bringt es das kolossale Gewicht von 27,5 Kilogramm auf die Waage. Preis- Leistungssieger ist das Decathon / Riverside City Nexus für 1800 Euro. Für Traditionalisten ist das Rad mit zwei Felgenbremsen und einer Rücktrittbremse ausgestattet.
Gute Reichweite
Die Reichweite der getesteten Räder lag abgesehen von den durchgefallenen Billigrädern zwischen 60 und 100 Kilometer - damit waren die Tester durchweg zufrieden. Getestet wurde im hügeligen Gelände mit flotter Fahrt bei mittlerer und hoher Motorunterstützung. Im Flachland, mit sparsamer Unterstützung und weniger Tempo dürfte die Reichweite wesentlich höher sein. Der Tipp: Wenn möglich sollte man einen stärkeren Akku bestellen, denn die Kapazität nimmt mit den Jahren deutlich ab.
Extreme Zuladung gefordert
Besonderer Wert wurde auch auf eine hohe Zuladung von 25 Kilogramm gelegt. Einige Räder dürfen nur ein Gesamtgewicht von etwa 130 Kilogramm erreichen, so dass schwere Radler dieses Gewicht nicht transportieren können. Wir meinen allerdings, dass ein Ladungsgewicht von zwei vollen Bierkästen im Alltag wohl nie erreicht wird, sondern nur bei Fahrradreisen eine Rolle spielt. In die Wertung fließt auch das Fahrverhalten ohne Motor voll ein. Ein Modus, der wohl nur gewählt wird, wenn sich jemand mit der Reichweite verschätzt hat.
Probleme der Bauform
Die Warentester untersuchen stets Räder mit dem bequemen Flacheinstieg. So einfach das Halten und Absteigen bei ihnen fällt, haben die Räder auch Tücken. Beladen mit schwerem Gepäck fühlen sie sich schwammig an und reagieren mit Nachpendeln auf Lenkmanöver. Insbesondere bei schneller Bergabfahrt und womöglich noch auf welligem Grund schaukeln sich diese Räder gern auf. Daher resultieren auch Abwertungen einzelner Modelle. Aber selbst wenn sich andere Räder im Test besser schlagen, sind Tiefeinsteiger mit dem ab Werk verbauten Gepäckträger weder für die große Tour mit großem Gepäck noch für einen Hindernisparcours die ideale Wahl. Der Wave-Rahmen eignet sich ideal für das gemächliche Fahren in der Stadt und für kurze Entfernungen.
Mysteriöse Ergebnisse bei den Bremsen
Gravierend sind die festgestellten Mängel bei den Bremsen. Elektroräder sind relativ schwer, die Fahrer nicht immer sportliche Leichtgewichte, da müssen die Bremsen einiges leisten. Doch dass die im Pegasus und Stevens verbauten Bremsen vom Typ Magura HS22 nichts taugen sollen, verwundert allerdings. Zumal andere Räder den Test bestanden, obwohl sie nur mit der billigeren HS11 ausgerüstet sind. Der große Versender Bike-Components hält nach eigener Erprobung die HS22 für die derzeit beste Felgenbremse auf dem Markt: "Die HS22 ist ein rundum gelungenes Produkt. Im Felgenbremsenbereich gibt es nichts Besseres."