Es soll das "weltweit erste kostengünstige Solar-Elektroauto" werden. Entwickelt in München, gebaut in Finnland. Schon in der zweiten Jahreshälfte 2023 soll der Sion von Sono Motors vom Band rollen, zu einem Preis um die 30.000 Euro. Geplant sind 257.000 Fahrzeuge bis Ende des Jahrzehnts – 19.000 Sions sind bereits unverbindlich reserviert.
Sion tankt 16 Kilometer am Tag – durch Sonnenlicht
Auf einem Event präsentierte der Hersteller das fertige Serien-Design des Sion. Schnell wird klar: Ein optischer Leckerbissen ist es nicht, aber ein Novum. Denn die Karosserie besteht aus 456 integrierten Solar-Halbzellen, die das Auto zum Teil mit Strom versorgen sollen. Sono Motors spricht davon, durch die Kraft der Sonne eine wöchentliche Reichweite von durchschnittlich 112 Kilometern zu erzielen. Das führe in Städten dazu, so die Erklärung, dass man den Sion bis zu vier Mal seltener an die Säule stellen müsse, als es bei herkömmlichen Elektroautos der Fall sei.
Die Batterie des Fahrzeugs misst 54 Kilowattstunden, sie soll es mit einer Ladung auf eine Reichweite von über 300 Kilometer bringen. Und falls nicht gefahren wird, heißt es, stehe der Sion als "nachhaltiges Kraftwerk" zur Verfügung, ermögliche durch bidirektionales Laden das Aufladen von elektronischen Geräten, Häusern oder anderen Elektrofahrzeugen.
Das Auto selbst ist auf Alltagstauglichkeit getrimmt. Das verrät der gut erreichbare Stauraum und der viele Platz, der sich im sonst recht kargen Innenraum bietet. Neben zwei Bildschirmen und einem Lenkrad sorgt lediglich das Moos-Panel für etwas Auflockerung im sonst sehr spartanischen Fahrzeug.
Im nächsten Schritt wollen die Münchener eine Flotte sogenannter Serien-Validierungsfahrzeuge bauen, die für die vielen Testprogramme und Zulassungsverfahren von Nöten ist. Die nächsten Monate, so das Unternehmen, bestehen vor allem aus Tests, Optimierung und Feintuning.
Eigentlich wollte Sono Motors 2017 schon liefern
Der Sion hat, sobald er vom Band rollt, eine lange Reise hinter sich. Alles begann mit einer Crowdfundingkampagne über die Plattform "Indiegogo", die das Unternehmen 2016 startete. Damals verfolgten die Gründer noch die Absicht, ein Fahrzeug für unter 16.000 Euro zu bauen – und per Solarzellen bis zu 30 Kilometer am Tag in die Batterie zu laden. Die Auslieferung sollte bereits 2017 starten – aus alledem wurde nichts.
Auch der zweite Anlauf 2019 fiel ins Wasser, Sono Motors drohte noch im Oktober 2021 die Insolvenz. Durch einen Börsengang konnte das Unternehmen letztlich gerettet werden, auch wenn der Aktienkurs mit 2,68 Euro aktuell auf einem Tiefstand notiert.
Es bleibt spannend, ob Sono Motors es diesmal schafft, die Zeitpläne einzuhalten und die zahlreichen (offenbar leidensfähigen) Kundinnen und Kunden zu beliefern.
Quelle: Sono Motors