E-Subventionen Solarförderprogramm: warum die 500 Millionen Euro rausgeworfenes Geld sind

Photovoltaik wird auch ohne Subventionen nachgefragt.
Photovoltaik wird auch ohne Subventionen nachgefragt.
© Getty Images
500 Millionen Euro für die E-Mobilität. Die bedachten Eigenheimbesitzer freuen sich und haben schon mal 300 Millionen eingesteckt. Für das Klima ist das Programm kein Gewinn.

Nach nur einem Tag war das Solarförderprogramm schon wieder zu Ende. 33.000 Anträge wurden bewilligt, 300 Millionen Euro zugesagt – damit ist die Kasse für 2023 erstmal leer. Nächstes Jahr gibt es noch einmal 200 Millionen. Im Verkehrsministerium wird man sich auf die Schultern klopfen und einen vollen Erfolg feiern. Aber ist es ein Erfolg und wenn, dann für wen? Die Bedachten können zufrieden sein, selten wurde die Gruppe der Wohlhabenden und Besserverdiener großzügiger bedient. Aber für die Energiewende sieht die Bilanz ganz anders aus, hier wurde mit "der Wurst nach dem Schinken geworfen", wie der Volksmund sagt.

Hoher Anteil der Förderung

Gefördert werden der Kauf und die Installation einer Ladestation für Elektroautos, wenn sie mit einer Photovoltaikanlage und einem Stromspeicher kombiniert wird. Dafür gibt es einen Zuschuss von bis zu 10.200 Euro. Profitieren kann aber nur eine ausgesuchte Klientel. Mieter schon einmal nicht. Selbstgenutztes Wohneigentum ist eine Voraussetzung und der Besitz oder zumindest die Bestellung eines Elektroautos. So sieht die optimale Förderung aus: Zeitweise konnte man bis zu 9000 Euro beim Kauf eines E-Autos erhalten und nun noch einmal 10.000 on top. Macht 19.000 Euro für Hausbesitzer mit E-Fahrzeug.

Diese Förderhöhe ist ungewöhnlich hoch. Peter Knuth ist Mitbegründer von enerix, einem großen Franchiseunternehmen der Photovoltaikbranche und Deutschlands einzigem Photovoltaik-Franchise. Er schätzt, dass man bei einer typischen Anlage etwa ein Drittel der Kosten als Förderung erhält. Hinzu kommt noch die Befreiung der Solartechnik von der Umsatzsteuer – macht 19 Prozent minus. Die eigentliche Technik für die E-Mobilität ist dabei der kleinste Posten, moniert Knuth. Hierfür fallen höchstens 2000 Euro an. "Es gab bereits Förderung für eine Wallbox im Privathaushalt und damals hat man pauschal 800 Euro bekommen und das hat dazu geführt, dass jeder, wirklich jeder, so eine Box installiert hat." Auch ein Speicher von 10 kWh lässt am Sinn des Projektes zweifeln. Es ist in etwa so, als würde man einen Verbrenner mit einem Kanister von nur fünf Litern auftanken. "10 kWh reichen etwa für 40 Kilometer", so Knuth. Durch die Zwischenspeicherung verteuert sich der Solarstrom zudem. Für den vielbeschworenen Pendler bringt das wenig, für den Senioren, dessen Auto den ganzen Tag im heimischen Carport aufgeladen wird, reicht es natürlich aus.

Viel Photovoltaik, wenig E-Auto

Der Großteil der Förderung, etwa 9000 Euro, wird für die Photovoltaik ausgegeben beziehungsweise für den Stromspeicher – das Geld kommt aus dem Verkehrsministerium. Einwenden kann man Folgendes: Das Programm mag "Solarstrom für Elektroautos" heißen, der Begünstigte kann den Zuschuss aber auch dazu nutzen, seinen sonstigen Stromverbrauch auf diese Weise zu decken. Doch nötig ist das nicht.

Boomender Markt wird subventioniert

Die Photovoltaikbranche erfreut sich seit zwei Jahren oder eigentlich seit fünf Jahren eines stetigen Wachstums, noch einmal befeuert durch die Befreiung von der Umsatzsteuer. Der Engpass liegt heute nicht bei den Interessenten, sondern bei den Genehmigungen, den notwendigen Anpassungen des Stromnetzes und dem Mangel an Fachkräften. "Übertriebene Förderungen führen eigentlich immer zu einer Neiddiskussion", so Knuth. "Haben Sie nur eine Eigentumswohnung sind Sie draußen." Knuth ist seit über 20 Jahren in der Branche aktiv und hält von Stoßwellen-Förderungen generell nichts. "Das bringt uns überhaupt nicht weiter, da entsteht jedes Mal ein Run. Jetzt sind es 30.000 Einfamilienhäuser, die in diesen Genuss kommen. Dann kommen nochmal 20.000 dazu. Und danach fällt die Branche wieder in ein Loch." Sobald nichts mehr gefördert wird, kauft auch erstmal eine Zeit lang niemand. Die Förderung presst die Nachfrage in ein enges Zeitfenster – anstatt sie zu entzerren.

Knuth weiß, wie das konkret aussieht. Die Firma verschickt einen Newsletter und hat natürlich über die Förderung berichtet. "Das erfahren auch die Kunden, die erst vor Kurzem unterschrieben haben. Die versuchen dann, alle Aufträge zu stornieren und mit Förderung neu zu vergeben." Hinzu kommt der Ärger der Kunden, die aus ihrem Auftrag nicht mehr heraus können. Das Image von Solar habe sich in den letzten Jahren deutlich verbessert, meint Knuth. Weil man die Sinnhaftigkeit gut darstellen kann, auch ohne Subventionen. "Alles, was so stark subventioniert wird, unterliegt auch der Kritik", fürchtet er. Am Ende sind die 500 Millionen sinnlos rausgeworfenes Geld, weil es zu starken Mitnahmeeffekten kommt.

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