Technik: Gefahr für den CCS-Stecker aus den USA Neuer Kampf an der Ladesäule

BMW i7 xDrive 60
BMW i7 xDrive 60
© press-inform - das Pressebuero
An sich schien der Kampf an der Ladesäule beendet, denn weitgehend hat sich zum Schnelladen der CCS- Stecker durchgesetzt. Doch aus den USA kommt nunmehr starker Gegenwind, denn hier steigen immer mehr Marken auf den Tesla-Stecker um. Die NACS-Technik könnte auch Auswirkungen auf unsere Stecker- Struktur haben.

Als das Elektroauto vor einigen Jahren noch in seinen technischen Kinderschuhen steckte, entbrannte ein kurzer aber heftiger Kampf um den geeigneten Ladeadapter. Für die normale Ladung des Elektromobils setzte sich letztlich der sogenannte Mennekes-Typ-2-Stecker durch, mit dem sich mittlerweile an den meisten Ladesäulen nachtanken lässt und mit dem auch die heimische Wallbox ausgestattet ist. Moderne Ladesäulen mit Aufrollfunktion haben diesen Typ-2-Stecker bereits mit einer Aufrollfunktion integriert und so muss der Fahrer des Elektromobils das eigene Kabel gar nicht aus Frunk oder Kofferraum herausholen.

Doch wer auf langen Strecken unterwegs ist, kann mit dem Typ-2-Stecker von Mennekes nicht viel anfangen, denn die Ladegeschwindigkeit ist hier eher Schnecke denn Gepard. Wer schnell laden will, kommt um den CCS-Stecker (Combined Charging System) nicht herum, der nicht mitgeführt werden muss, sondern wegen seines Gewichts und der entsprechenden Isolierung direkt an Schnell- oder Hyperlader hängt und nur eingesteckt wird. Baulich ist der CCS-Stecker eine Typ-2-Erweiterung um zwei weitere Pole, die für das rechte Ladetempo sorgen. Auf der Strecke geblieben scheint der von vielen lange Zeit befürwortete Chademo-Stecker, der seinen technischen Ursprung in Japan hat. Die seltsame Wortkreation Chademo steht dabei für „Charge de Move“ und kann in den meisten Fällen nur ein Ladetempo bis zu 50 Kilowatt realisieren. Keine nennenswerte Bedeutung beim Nachladen des eigenen Elektrofahrzeugs haben CEE- und Schukostecker, die jedoch allenfalls mit 2,3 bis 3,7 Kilowatt nachladen können.

Doch ins Rennen um die Ladestecker kommt etwas überraschend auf einmal wieder Bewegung, denn immer mehr Marken schlagen sich auf die Seite von Tesla und den NASC-Stecker. Ein Grund ist der große Markt USA, denn hier liegen Ladeanbieter wie Electrify America oder EV Go in vielen Regionen deutlich hinter der Ladeinfrastruktur der Musk-Firma zurück. Diese hatte früh mit seinen Superchargern begonnen und hatte diese insbesondere mit zahlreichen Ladepunkten an jeder Station versehen. Wer einmal am Wochenende oder in den Abendstunden an Einkaufszentren und Ladeparks in den großen US-Agglomerationen unterwegs war, kennt die endlos langen Warteschlangen vor den Ladepunkten ganz genau. Zudem hapert es oft mit der Ladegeschwindigkeit, weil nur 100 oder 150 Kilowatt bereitgestellt werden, wobei eine hohe Ausfallquote vielen Fahrer eines Elektromobils nervt.

Die Chance hat Elon Musk erkannt und seine ehemals nur für Tesla-Modelle gedachten Hypercharger mit Ladegeschwindigkeiten von bis zu 250 Kilowatt nunmehr für immer mehr Marken geöffnet. Das gilt nicht allein für die USA, sondern beispielsweise auch für Europa. An zahlreichen Tesla Superchargern sind daher immer mehr Fremdfabrikate zu sehen, die hier ihre Energie tanken. Das sie zudem selbst als Fremdmarke deutlich teurer als an Ladesäulen von Fastned, EnBW oder Ionity. Während hier die Preise zuletzt oftmals schmerzhaft stiegen, reduzierte Tesla seine Ladepreise abhängig von der jeweiligen Uhrzeit deutlich auf unter 0,50 Euro / kWh. Jetzt gab Volvo bekannt, dass die eigenen Kunden ab sofort Zugang zu 12.000 Tesla-Superchargern in den USA, Kanada und Mexiko bekommen. Im Rahmen dieser Vereinbarung werden künftige Volvo-Fahrzeuge ab 2025 in der Region mit dem nordamerikanischen Ladestandard (NACS) ausgestattet sein, auf den auch Tesla setzt. „Auf unserem Weg, bis 2030 vollständig elektrisch zu fahren, wollen wir das Leben mit einem Elektroauto so einfach wie möglich machen", unterstreicht Volvo-CEO Jim Rowan, „ein Haupthindernis für mehr Menschen, auf das elektrische Fahren umzusteigen - ein wichtiger Schritt, um den Verkehr nachhaltiger zu gestalten - ist der Zugang zu einer einfachen und bequemen Ladeinfrastruktur.“

Die Volvo-Fahrer von Modellen wie XC40 / C40 Recharge oder den jüngst vorgestellten Modellen EX30 und EX90 müssen sich dafür noch nicht einmal wie bisher üblich in der Tesla-App als Fremdfabrik anmelden. Die Tesla Supercharger werden in die Volvo-App sowie das Navigationssystem übernommen und können ab der ersten Hälfte 2024 mit einem Adapter genutzt werden. Wer mit seinem NACS-Ladeanschluss weiterhin die CCS-Stecker ausgestattet sind und weiterhin im Combined Charging System laden möchten, kann dies mit einem Adapter weiterhin tun.

Volvo ist dabei nicht der einzige Hersteller, der sich auf die Seite von Tesla schlägt, denn jüngst entschieden sich auch Ford und General Motor für die Tesla-Technik. Beide Marken, die ebenfalls weitgehend auf Elektromodelle setzen, wechseln auf den Ladestecker von Tesla. Wer mit einem Ford F-150 Lightning oder einem Chevrolet Bolt unterwegs ist, kann daher ebenso wie die Volvo-Kunden ab 2024 an den Tesla Superchargern nachtanken. „Wir haben die letzten zehn Jahre damit verbracht, ein branchenweit führendes Ladenetzwerk aufzubauen, das unseren Tesla-Besitzern die Freiheit des Reisens und das Vertrauen in das Laden ermöglicht“, sagt Rebecca Tinucci, Senior Director of Charging Infrastructure bei Tesla, „wir freuen uns darauf, unsere Mission zu erfüllen, den Übergang der Welt zu nachhaltiger Energie zu beschleunigen, indem wir Ford-Besitzer und andere Elektrofahrzeuge, die NACS übernehmen, an unseren Tausenden von Superchargern in ganz Nordamerika willkommen heißen.“

Wer mit einem älteren Modell unterwegs ist, kann den sogenannten Magic Dock nutzen, der den normalen CCS-Stecker auf das kleinere Tesla-Modul umsteckt. Das war es auch für General Motors und seinen verschiedenen Marken wie Chevrolet, Cadillac, Buick oder GMC für den bisherigen CCS-Stecker. Der Autobauer aus Detroit folgt Ford und seiner Elektroabteilung Ford Model E mit Sitz in Dearborn. Marin Gjaja, verantwortlich für die Elektrokunden bei Ford: „Das Tesla-Supercharger-Netzwerk ist sehr zuverlässig und der NACS-Stecker ist kleiner und leichter. Insgesamt bietet dies ein besseres Erlebnis für die Kunden.“ Tesla-CEO Elon Musk ist das nicht genug, denn er buhlt aktuell um die nächsten Großkonzerne Stellantis (unter anderem Jeep, Fiat, Alfa Romeo, Opel, Peugeot, DS, Citroen) sowie Toyota, die sich beide noch nicht für einen Stecker entschieden haben. Unter Druck setzt das insbesondere die deutschen Hersteller und Konzernmarken wie Volkswagen, Audi, Mercedes, BMW, Skoda, Mini oder Porsche, die bisher allesamt auf den CCS-Stecker setzen, der aus den USA heraus nunmehr zunehmend unter Druck kommt.

pressinform

PRODUKTE & TIPPS

Kaufkosmos