USA 362.758 Teslas fahren unsicher und brauchen ein Update – doch Musk will von einem Rückruf nichts wissen

Elon Musk
Betroffen sind das Tesla Model S, Model X, Model 3 und Model Y –Elon Musk ärgert sich aber mehr über die behördliche Bezeichnung.
© Benjamin Fanjoy / DPA
Unfälle im Zusammenhang mit Tesla und der "Full Self Driving"-Software haben sich in letzter Zeit gehäuft – und in den USA die Behörden auf den Plan gerufen. Als Reaktion auf die Untersuchungen will Tesla nun ein Update herausgeben.

Es steht "Full Self Driving" (FSD) oder "Autopilot" drauf, es sind aber eigentlich nur Assistenzsysteme drin, die eben nicht in jeder Situation fähig sind, verlässlich die richtige Entscheidung zu treffen. Doch seit Jahren führen die Bezeichnungen der Tesla-Software Fahrer aufs Glatteis – denn es klingt, als könne das Auto alles alleine.

In jüngster Vergangenheit führte diese falsche Sicherheit immer wieder zu Unfällen – zuletzt kam es beispielsweise zu einer Massenkarambolage in einem Tunnel in San Francisco (Schwerer Unfall mit acht Fahrzeugen). Die Häufung der Fälle rief die US-Verkehrsbehörde National Highway Traffic Safety Administration (NHTSA) auf den Plan – und Tesla reagiert allmählich.

Offiziell heißt es, Tesla ruft in den USA exakt 362.758 Fahrzeuge zurück. Ein "Rückruf" im eigentlichen Sinne ist es aber nicht, denn der Hersteller ist in der Lage, die betroffenen Fahrzeuge ohne Werkstattbesuch mit einem Update zu versorgen. Betroffen sind durch die Bank alle Modelle, die mit der FSD-Beta-Software ausgestattet sind. Genauer das Model 3 und Model Y der Baujahre 2020 bis 2023, das Model S der Baujahre 2016 bis 2023 und das Model X aus den Jahren 2017 bis 2023.

Behörde bestätigt unsicheres Verhalten der Tesla-Software

Der Grund ist ernst, wie der Bericht der NHTSA zeigt. Die Behörde schreibt: "Das FSD Beta-System kann dazu führen, dass das Fahrzeug sich an Kreuzungen unsicher verhält. [...] Außerdem reagiert das System möglicherweise nur unzureichend auf Änderungen der vorgeschriebenen Geschwindigkeitsbegrenzungen oder berücksichtigt nicht angemessen, wenn der Fahrer die Geschwindigkeit des Fahrzeugs so anpasst, dass die vorgeschriebenen Geschwindigkeitsbegrenzungen überschritten werden."

Wie das in der Praxis aussieht, erfuhr der "New York Times Magazine"-Autor Christopher Cox, der sich kürzlich hinter das Steuer mehrerer Fahrzeuge setzte und live miterlebte, wie unberechenbar und schlicht entgegen jeder Erwartung ein Tesla in bestimmten Situationen reagieren kann.

Firmenchef Elon Musk beschwerte derweil über die Bezeichnung "Rückruf" und schrieb auf Twitter: "Das Wort "Rückruf" für ein Over-The-Air-Software-Update ist anachronistisch und schlichtweg falsch!" Ein offizielles Statement des Unternehmens steht bislang aus. US-Medien wie "Jalopnik" berichten, dass Anfragen mit einer automatischen Antwort zurückkämen und, dass das betroffene Postfach voll sei.

Tesla reagiert zögerlich, Untersuchung dauert an

Generell scheint Tesla wenig von den laufenden Untersuchungen zu halten. Dem "Wall Street Journal" zufolge habe die Behörde den Autohersteller bereits im Januar auf die Bedenken aufmerksam gemacht. Tesla habe allerdings den Feststellungen der NHTSA zunächst nicht zugestimmt und erst am 7. Februar entschieden, einen freiwilligen Rückruf aus "reiner Vorsicht" durchzuführen.

Wann Betroffene mit dem Update rechnen dürfen, bleibt vorerst offen. Die Behörde spricht von "den kommenden Wochen", Tesla selbst nannte bisher keinen Termin. Der aktuelle Rückruf könnte aber ohnehin nur ein erster Schritt sein, denn er markiert nicht das Ende der umfassenden Untersuchungen, die seitens der NHTSA angekündigt wurden und derzeit laufen.

Gegenüber "Jalopnik" erklärte die Behörde: "Dieser Rückruf zielt darauf ab, eine bestimmte Reihe von Bedenken auszuräumen, die von der Behörde festgestellt wurden. Er betrifft nicht den gesamten Umfang der NHTSA-Untersuchung EA22-002, wie im Eröffnungsresümee dargelegt." Dementsprechend bleibe die Untersuchung der NHTSA zum Autopiloten von Tesla und den damit verbundenen Fahrzeugsystemen offen und aktiv.

Nach Bekanntwerden des Rückrufs und der Veröffentlichung aller Dokumente rutschte die Tesla-Aktie 5,69 Prozent ins Minus.

Lesen Sie auch: