Die Notruffunktion der Apple Watch soll dabei helfen, schwere Stürze und Unfälle schnell an die Rettungsdienste zu melden. Doch statt Abhilfe zu schaffen, setzt die Sturzerkennung von Apple in den USA häufig den Notruf ab, wenn Ski- und Snowboardfahrer einen ungefährlichen Sturz erleiden.
Seit Beginn der Skisaison verzeichnet die Behörde von Greene County in Upstate New York einen starken Anstieg der Notrufe im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Es gehen 22 Prozent mehr Notrufe aus den beliebten Skigebieten Windham und Hunter Mountains ein. Dabei legt der Anrufer wieder auf oder meldet sich nicht, denn der Notruf wurde versehentlich gewählt.
"Wir haben immer noch einen Anstieg von 15 bis 25 Prozent bei den Anrufen [im Vergleich zum vergangenen Jahr], der sehr gut durch diese von Apple generierten und automatisierten Unfallmeldungen verursacht werden könnte", sagte Jim DiPerna, der Leiter der Notruf-Kommunikationsabteilung des Bezirks der "New York Post".
Die Apple Watch SE oder Apple Watch Series 4 oder neuere Modelle sollen nach Herstellerangaben einen schweren Sturz erkennen und in der Folge automatisch einen Notruf absetzen können. Sofern die Handgelenkerkennung aktiviert ist, "tippt" das Gerät der Nutzerin oder dem Nutzer nach einem Sturz aufs Handgelenk und gibt einen Alarmton ab. Wird nach dem Sturz eine Bewegung registriert, wartet es etwa eine Minute eine Reaktion ab. Erfolgt in dieser Zeit weder eine Bewegung noch eine Reaktion auf den anhaltenden Alarmton, alarmiert die Apple Watch die Rettungskräfte. Besitzt man zudem ein iPhone 14 oder iPhone 14 Pro, sollen Benachrichtigungen über Satellit an die Rettungskräfte gesendet werden.
Apple weist auf seiner Webseite allerdings darauf hin: "Die Apple Watch kann nicht alle Stürze erkennen. Deine Watch erkennt möglicherweise extreme Aktivitäten als Sturz und löst eine Sturzerkennung aus."
Apple Watch: Automatische Notruffunktion ist Problem für Einsatzkräfte
Das wissen auch die zuständigen Behörden. Geht ein Notruf ein, gilt es zunächst also zu klären, ob es sich um einen echten Notfall handelt. Meldet sich der Anrufer nicht zu Wort, versuchen die Einsatzbehörden etwa, das Gerät zu orten und den Standort an die örtliche Skipatrouille weiterzugeben, erklärt DiPerna gegenüber "New York Post". "Im schlimmsten Fall versuchen wir, herauszufinden, wo sie sind, was schiefgelaufen ist und welche Ressourcen wir schicken müssen, um das Problem zu lösen."
Die automatisch getätigten Notrufe stellen also ein enormes Problem für die Einsatzkräfte dar. Und das betrifft etwa auch Einsatzbehörden in Pennsylvania, wo sich weitere Skigebiete befinden. Hier empfindet man die falschen Notrufe als "anstrengend". "Sie haben schon genug zu tun", sagt der stellvertretende Behördenmanager Justin Markell über sein Team.
Ein Sprecher von Apple erklärte, dass sein Unternehmen in Kontakt mit den Notrufzentralen stehe und deren Feedback einhole. Er äußerte sich jedoch nicht dazu, wie die Funktion in Zukunft aktualisiert werden könnte, um falsche Notrufe durch Apple-Geräte zu verhindern.
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Quellen: New York Post, Apple