Die Antwort darauf ist schwierig - zumal Sega erst vor kurzem ankündigte, das Spiel am 31. März in einer ungeschnittenen Fassung und inhaltlich erweitert für den PC auf den deutschen Markt zu bringen.
"Condemned" ist dank der modernen Next-Generation-Hardware ein schrecklich-schönes Horror-Adventure geworden, das sich stilistisch überdeutlich an die Hollywood-Schauermär "Sieben" anlehnt. Gleichzeitig leidet der Titel unter dem angestaubtem Gameplay und seiner viel zu kurzen Spielzeit. Nach nur acht bis zehn Stunden ist die Jagd auf einen Serienkiller mit krankhafter Vorliebe für Schaufensterpuppen vorbei.
Bis es jedoch soweit ist, stehen dem User und seinem virtuellen Alter Ego, dem mürrischen FBI-Agenten Ethan Thomas, mehr als nur einmal die Haare zu Berge. Gründe dafür gibt es viele: Einerseits ist das nur diffus ausgeleuchtete Game reich an bösen Script-Überraschungen, bizarren Charakteren, blutigen Details und düsteren Visionen, die den Spieler, der alles aus der Ego-Perspektive wahrnimmt, immer wieder vor dem Bildschirm zusammenzucken lassen. Regelrecht anstrengend wird "Condemned", wenn spät nachts gezockt wird und die werte Dolby-Surround-Anlage dem User übel mitspielt: Tiefes Basswummern, düstere Klänge und schrille Effekte künden meist vom nahenden Unheil. Die Folge: Gänsehaut, beschleunigter Puls, feuchte Hände.
Doch "Condemned" hat trotz seiner beklemmenden Atmosphäre auch Schattenseiten: Abgesehen von der sporadischen Beweisaufnahme mittels forensischem Hightech-Gerät (was wurde hier an Möglichkeiten vergeben!) schlurft Agent Thomas auf der Suche nach dem "Match Maker" so gemächlich wie TV-Kommissar Columbo durch die zehn linear gestalteten Level, die von allerlei durchgeknallten Junkies, Obdachlosen und anderen, echt kranken Typen bevölkert werden.
Nur selten hält der FBI-Mann dabei eine Schusswaffe in Händen. Stattdessen bahnt er sich die meiste Zeit über mit Rohrzange, Vorschlaghammer und Taschenlampe seinen Weg durch muffige Keller, verdreckte Wohnungen und Horden von clever agierendem Gesindel. Um die ruppigen Kämpfe zu überstehen, braucht der Spieler vor allem das passende Timing. Gegnerische Hiebe wollen wie bei "Chronicles of Riddick" im rechten Moment pariert werden. Die Wahl des Knüppels entscheidet dabei über das Tempo von Block und Angriff. Doof: Der Spieler darf immer nur eine Waffe tragen, wodurch die wenigen Rätsel in "Condemned" zur tumben Laufarbeit verkommen. So lassen sich manche Türen nur mit einer Feueraxt aufschlagen, andere wiederum nur mit einem Hammer. Und wenn dann der Weg frei ist, muss ein Tresor mit einem Brecheisen aufgestemmt werden. Ohne diese Einschränkung würde das Spiel vermutlich bereits nach einem Abend durchgezockt im Regal landen ...
Condemned - Criminal Origins
Hersteller/Vertrieb | Monolith/Sega |
Genre | Action-Adventure |
Plattform | PC, Xbox 360 |
Preis | ca. 60 Euro |
Altersfreigabe | keine USK-Freigabe |
Was "Condemned" letztlich so umstritten macht, sind völlig sinnlose Brutalitäten im Dienste der Effekthascherei, mit denen der Spieler seinen Gegnern den Garaus machen kann. Ohne sie wäre der Horror-Trip keinen Deut schlechter oder langweiliger.