Ohne diesen Computer wäre das iPhone vielleicht nie erfunden worden. Als Steve Jobs heute vor zwanzig Jahren den ersten iMac vorstellte, stand der heute wertvollste Konzern der Welt kurz vor der Pleite. Der knallbunte iMac brachte die Wende - und veränderte unsere Sicht auf Computer für immer.
Zu dieser Zeit waren Computer noch graue oder beige Kästen, reine Werkzeuge statt Lifestyle-Produkte. Der bunte iMac brach mit allem, was man bis dahin kannte. Er war bunt, teilweise transparent - und verbarg sämtliche Hardware im Gehäuse seines Bildschirms. Der erste, im Blauton "Bondi Blue" gehalten, wirkte bei der Vorstellung wie Science Fiction. Das war kein Zufall. Laut der Jobs-Biographie von Walter Isaacson soll Jobs während der Entwicklung gefragt haben, wie wohl ein Computer in der Zukunftsserie "Die Jetsons" aussehen würde.
Science Fiction auf dem Schreibtisch
Das vom heutigen Design-Chef Jonathan Ive nach dieser Idee entworfene Gehäuse setzte Maßstäbe, die ganze Industrie baute plötzlich bunte und transparente Rechner und Peripherie-Geräte. Der Computer wurde vom versteckten Gerät unter dem Schreibtisch zum coolen Hingucker. Und Apple vom fast vergessenen Tech-Dinosaurier wieder zum Trendsetter.
Mit dem iMac wurde der Computer endgültig zum Lifestyle-Objekt. Dabei war das Gerät nicht nur optisch sondern auch technisch mutig. Als erster Mainstream-Computer verzichtete er trotz eines Preises von 2999 D-Mark auf den Floppy-Drive. Eine ungeheuerliche Maßnahme zu dieser Zeit. Stattdessen setzte Apple voll auf CD-ROM und den damals noch neuen USB-Standard.
Einfachheit als Verkaufsgarant
Neben dem schicken Gehäuse - Jobs prahlte, sein Computer sei von hinten hübscher als die der Konkurrenz von vorne -, vermarktete Apple vor allem die einfache Nutzung. So zeigte eine Werbeclip, wie ein Nutzer einen iMac und ein anderer einen PC aufbaute. Während der iMac nur Strom, einen Netzwerk-Anschluss und eine USB-Verbindung zu Tastatur und Maus brauchte, musste der PC-Nutzer sich mit seitenweisen Anleitungen und Kabelsalat herumschlagen. Der weniger schöne Nebeneffekt: Weil Apple viele Schnittstellen gestrichen hatte, funktionierten alte Drucker und andere Geräte nicht mit dem neuen Mac. Ähnlich, wie es beim iPhone mit dem Streichen des Klinkenanschlusses kam.
Das i als Notlösung
Auch mit dem Namen sollte Apple ein Signal für spätere Geräte setzen. Das markante, klein geschriebene "i" war lange Zeit Apples Markenzeichen, vom iPod bis zum iPhone. Das "i" stand laut Jobs Präsentation für eine ganze Reihe von Begriffen, etwa Internet, individuell, informieren und inspirieren. Tatsächlich war es aber nur eine Notlösung. Jobs wollte den Rechner eigentlich "Macman" nennen. Tatsächlich hatte aber bereits eine andere Firma diesen Namen patentiert, vermutlich war es auch besser so.
Mit dem iMac kam die Wende in einer extrem schweren Zeit. Nachdem Gründer Steve Jobs 1985 aus dem Konzern gedrängt worden war, fand Apple einfach nicht mehr zurück auf den Erfolgskurs. Ein Flop jagte den anderen, es fehlte die Vision und der Mut zu etwas neuem. Als Jobs 1996 als letzte Rettung zurückgeholt wurde, war das eine schlichte Verzweiflungsmaßnahme. Mit der Vorstellung des iMac am 7. Mai 1998 war das alles vergessen. Apple war wieder da.