Auf der Einladung stand, dass Steve Jobs, Bono und The Edge sich die Ehre geben würden - und damit war eigentlich schon klar, was kommen würde: ein besonderer iPod, einer ganz speziell für U2-Fans, pünktlich zur Veröffentlichung des neuen Albums der irischen Stadion-Rocker, "How To Dismantle An Atomic Bomb", am 22. November.
Aber erstmal ging es um Socken. Frisch genesen von einer Krebs-Operation, stand Apple-Boss Steve Jobs auf der Bühne des "California Theatre" in San Jose, dem Zentrum des Silicon Valley, und pries - Tatsache - Strickwaren an statt Elektronik: ein Sechserpack iPod-Socken in sechs bunten Farben für 29,95 Dollar, im Fachhandel erhältlich ab Mitte November, also rechtzeitig zum Nikolaustag. "Sie sind richtig cool", schwärmte Jobs, "sie halten Ihren iPod warm, und sie schützen ihn gut."
Ein Riesengeschäft, nicht nur für Apple selbst
Ein Scherz? Keine Spur. Fast sechs Millionen digitale Musikspieler hat Apple seit der Einführung des iPod im November 2001 unters Volk gebracht - ein Riesengeschäft nicht nur für den Computerhersteller selbst, sondern auch für die diversen Anbieter von iPod-Zubehör. "Manchmal könnte man meinen, die machen mehr Geld mit iPod-Taschen als wir selbst" mit den Geräten, sagte Jobs - halb im Scherz, denn das stimmt natürlich nicht. Aber so kommt der iPod zur Socke: Damit Apple auch beim Zubehör kräftig mitverdient.
Den Markt für Video-Taschenspieler dagegen, in dem Microsoft mit dem "Portable Media Center" voranprescht, will Apple auch weiter seinen Windows-Widersachern überlassen. Zu groß, zu schwer, zu unpraktisch seien solche Geräte, stänkerte Jobs, und obendrein gebe es Probleme mit dem Urheberrecht: "Keiner hat Videos - und selbst wenn, dann ist der Bildschirm zu klein, um sich irgendwas darauf anzusehen."
Gefäß für wahre Bilderfluten
Fotos allerdings - das sei etwas anderes, da wittert Jobs die Zukunft, "the next big thing", den nächsten Hit für Apple. Abermilliarden Bilder werden jetzt schon Jahr für Jahr mit Digitalkameras geknipst, und jeder, der so eine Kamera hat, weiß, wie schnell sich die Speicherkarte füllt. Deshalb kommt jetzt der Foto-iPod mit Farbbildschirm, der nicht nur Musik spielen, sondern auch Bilder anzeigen kann. 40 Gigabyte Speicherplatz bietet die Festplatte im kleineren der beiden Foto-iPods, der in Deutschland 529 Euro kosten wird; 60 Gigabyte fasst das 639 Euro teure Modell - das reicht bei einer 5-Megapixel-Kamera für etwa 40.000 Bilder.
Ein Showtalent
Per Video-Ausgang an einen Fernseher angeschlossen, verwandelt sich der Foto-iPod in einen Alleinunterhalter und präsentiert digitale Diaschauen mit Musik-Untermalung - bei voller Batterie bis zu fünf Stunden am Stück. "Das ist wahrscheinlich länger", feixte Jobs, "als Ihre Freunde Lust haben zuzuschauen." Der Mann hat gut Lachen: Zwei von drei MP3-Playern, die weltweit verkauft werden, tragen das Apple-Logo. Und der Markt soll weiter kräftig wachsen - Jahr für Jahr um 20 Prozent, schätzt der Marktforscher IDC, auf nahezu 58 Milliarden Dollar im Jahr 2008.
Ähnlich deutlich dominiert Apple das Geschäft mit digitalen Liedern zum Herunterladen: In den USA hält sich der iTunes-Service, der seit Juni auch in Deutschland angeboten wird, bei 70 Prozent Marktanteil - trotz wachsender Konkurrenz durch Microsoft, Rhapsody und Napster (in der neuen, legalen Variante). Das hat Apple nicht zuletzt Superstars wie U2 zu verdanken, die als Erste bereit waren, ihre Musik als MP3-Songs zu verkaufen - zu einer Zeit, als ihre Plattenbosse das Internet noch ausschließlich als Teufelswerkzeug von Musikpiraten verdammten.
Mehr U2 geht nicht
"Ist es nicht ein Ding, dass die Musikindustrie nicht selbst auf die Lösung gekommen ist, wie man die Piraterie knacken kann?", fragte U2-Sänger Bono, nachdem er zu Jobs auf die Bühne geschlendert war. Und sein Gitarristen-Kumpel The Edge sekundierte: "Es musste wohl erst eine Technikfirma daherkommen, um der Zukunft Bahn zu brechen. Aber digitale Musik ist die Zukunft, und wir sind sehr froh dabeizusein."
Und wie: Als erste Band der Welt darf U2 sich mit einem eigenen iPod-Modell schmücken. Das Gehäuse ist schwarz statt weiß und das Click-Rad knallrot - ein Design, das puristischen iPod-Fans im Internet prompt die Adern schwellen ließ. "U2 iPod! Was! Arrgghhh", stöhnte da einer im iPod-Forum, während Apple hofft, dass nicht nur U2-Fans an dem radikalen Farbwechsel Gefallen finden. Deshalb wird das Gerät auch nicht, wie vorab im Internet gemunkelt, vollgetankt mit U2-Songs ausgeliefert - sondern lediglich mit einem 50-Euro-Rabattcoupon. Den können echte Fans dann nutzen, um sich für 99 Euro das "digitale Box-Set" der Iren aus dem iTunes-Store zu laden, das normalerweise 149 Euro kostet. Es enthält sämtliche U2-Alben mit über 400 Liedern sowie 25 seltene oder unveröffentlichte Aufnahmen. "Wir empfehlen eine schnelle Internet-Verbindung", scherzte Jobs.
Ein seltenes Schauspiel
Bleibt nur die Frage, ob auch das Mini-Konzert von Bono und The Edge aus dem "California Theatre" seinen Weg ins Box-Set findet. Zwei Songs ihres neuen Albums präsentierten die beiden, und seltenheitswert hatte die Darbietung auf jeden Fall, denn The Edge saß am Klavier, statt Gitarre zu spielen, und Bono zitierte plötzlich Simon & Garfunkel: "Hello darkness, my old friend..." fing er an zu singen, grinste und erklärte: "Ehe ihr jetzt glaubt, dass wir ein Folk-Duo sind, verspreche ich euch: Das nächste mal, wenn ihr uns alle vier zusammen seht, lasst eure Kinder zu Hause - dann spielen wir richtig lauten Rock 'n Roll!"