Apple-Store-Eröffnung in Berlin Der Apfel und sein Haus

Auch wenn der Aktienkurs taumelt, der Apfel zieht noch. Jedenfalls in Berlin, wo Tausende zur Eröffnung des ersten Apple-Stores gekommen sind. Aber Tränen gab es auch.

Im Jahr zwei nach Steve Jobs öffnet es seine Türen, der erste Apple-Store in Berlin. Der elfte in Deutschland - fünf Jahre nach München. Der 406. in der Welt. Mit rund 5000 Quadratmetern auf vier Etagen aber immerhin einer der größten überhaupt, sagt einer der Pressejungs, die so agil und dynamisch zwischen den blaubehemdeten Verkäufern/Beratern herumspringen. Von denen soll es hier mehr als 200 geben. Das glaubt man gern, als eine halbe Stunde vor Türenöffnung eine blaue Parade durch die wartende Menge zieht - klatschend, johlend und "Ich fühl' mich gut! Wir stehen auf Berlin!" skandierend. Das ist ein bisschen viel Amerika für die Berliner, die offensiv abwarten. Dieses ins Gesicht genagelte Lächeln verstört sie schon sehr.

Aber es gehört eben zum Ablauf. Denn so wie bei Apple nichts dem Zufall überlassen wird, läuft auch bei der Eröffnung alles streng nach Plan. Es gibt sieben Schleusen für die Menschen, die in den Laden dürfen. Das heißt: anstellen, Karte bekommen und unterschreiben, dass man das Recht am eigenen Bild in Apples Hände gibt. Rund 1500 Willige sollen seit mittags in den Absperrungen stehen, sagt eine Frau vom Sicherheitsdienst.

Straßensperrung für Apple

Vor dem Geschäft ist die Busspur auf dem Ku'damm abgesperrt, für Schaulustige, die sich auch auf dem Grünstreifen in der Straßenmitte stapeln. Muss Apple eigentlich für die Sperrung und die Beamten zahlen? "Vermutlich nicht, sagt ein Polizist, während die Apple-Animateure nun drinnen, hinter den noch geschlossenen Türen hampeln, springen und schreien. Davon, dass es Apple gerade nicht so richtig gut geht, merkt man hier nichts. Der Apfel scheint die Menschen noch immer glücklich zu machen.

Seit Donnerstagmorgen um sechs sitzen Oliver Wieczorek, 43, und Christian Henkel, 52, vor dem Laden, um die ersten zu sein. Dafür gibt es zum einen ein T-Shirt, zum anderen sei das Leben immer so gleichförmig, erklärt sich der gutgelaunte Henkel. "Andere Leute sammeln Streichholzbriefchen, ich geh' eben zum Apple-Shop." Die Mitarbeiter hätten ihnen am Morgen sogar Kaffee und Croissants gebracht. "Die leben doch von so Verrückten wie uns." Und nein, Apple bezahle sie übrigens nicht.

Imposantes Live-Event-Theater

250 Apple-Produkte liegen im wie nicht anders zu erwarten wohldesignten Laden aus. Fußboden: italienischer Marmor, Tische: deutsche Eiche, Wände: Kirchheimer Muschelkalk. Das 100 Jahre alte Gebäude war bis vor 13 Jahren ein Kino, die Filmbühne Wien. Zwei Jahre hat der Umbau gedauert. Als die Tür um 17 Uhr 02 endlich aufgeht, und die Besucher sich durch das blaue, johlende, klatschende Spalier gekämpft haben, sind viele tatsächlich ein bisschen erschlagen.

Vor allem im zweiten und dritten Stock. Da liegt der ehemalige Kinosaal, der nun ein sogenanntes Event-Theater ist. Unter der acht Meter hohen Decke soll regelmäßig zu Konzerten, Workshops und Diskussionsrunden geladen werden. Alles kostenlos. Die Frage, ob es Live-Übertragungen zu Apples berüchtigten Produktpräsentationen geben wird, prallt allerdings am schweigenden Lächeln der PR-Vertreter ab.

"Die T-Shirts passen eh nicht"

Der Apple-Store verstehe sich als Community-Center lässt Apple-Vertriebs-Vize Steve Cano aus den USA wissen. Die Leute sollen kommen und hier Zeit verbringen, nachdem sie ein Apple-Produkt gekauft haben. Kurse für Geschäftsleute, für Kinder, für den gemeinen Apple-Nutzer. Personalisierung ist der Schlüssel. Bleibt abzuwarten, ob das der schwindenen Magie neuen Saft gibt.

"Die Ersten", Christian Henkel und Oliver Wieczorek, stehen ein bisschen erschöpft, aber nach wie vor begeistert an einem der Eichentische, vor sich die T-Shirts. "Die kommen original-verpackt in den Schrank. Die passen eh nicht", sagt Henkel und deutet mit dröhnendem Lachen auf seine Körpermitte. "Das ist alles ein bisschen gaga, aber die Atmosphäre ist schon Wahnsinn", sagt er dann etwas ernster. Er habe Muskelkater vom Abklatschen. "Und wissen Sie was, ich hab' Heuschnupfen. Mein eines Auge hat die ganze Zeit getränt, und ich hab' gedacht: Junge, die kannst du nicht wegwischen, dann denken die, du heulst."

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