Neues Autopsie-Verfahren Virtuell statt Skalpell

Die herkömmliche Autopsie mit dem Skalpell könnte bald durch Computer abgelöst werden. Durch Tomographien sollen die Einzelheiten des Körpers erfasst und im Rechner zu einem plastischen Bild zusammengesetzt werden.

In nicht allzu ferner Zukunft könnten Computer und Scanner bei einer Autopsie das Skalpell überflüssig machen. Erprobt und entwickelt wird diese "virtuelle Autopsie" derzeit von Michael Thali und seinen Kollegen am Institut für forensische Medizin der Universität Bern. Thali erklärte am Mittwoch auf der Jahrestagung der Radiologischen Gesellschaft von Nordamerika, der Vorteil seiner Methode liege vor allem darin, dass eine Leiche nicht aufgeschnitten werden müsse und sich Geschworene in Prozessen Computersimulationen statt Fotos ansehen könnten.

"Wichtige forensische Beweise werden nicht zerstört", sagte Thali. Auch seien mit der Technik Autopsien an verwesenden Leichen möglich. Und sie könne auch dann eingesetzt werden, wenn zum Beispiel Familienangehörige aus religiösen Gründen Einwände gegen die herkömmliche Autopsie hätten.

Kostspieliges Gerät

Thali erläuterte, eingesetzt werde eine weiterentwickelte Computertomographie, um einen Überblick über den Körper zu gewinnen, dann folgten eine Kernspinresonanztomographie (MRI - Magnetic Resonance Imaging), um Einzelheiten der Organe, Muskeln und weichen Körperteile zu erfassen. Zusammen mit einer dreidimensionalen Erfassung der Körperoberfläche würden dann alle Bilder im Computer verarbeitet. Sie lieferten den Ermittlern ein plastisches Bild der Leiche. Das Ergebnis könne auch als E-Mail an andere zur Begutachtung verschickt oder sogar auf einer Web-Site veröffentlicht werden.

Experten äußerten Zweifel, ob sich die Techniken schnell bei der Autopsie durchsetzen könnten. Denn die beiden eingesetzten Maschinen sind mit Stückpreisen zwischen 300.000 und zwei Millionen Dollar recht kostspielig. Zudem ist die Technik noch zeitaufwendig. Thali zeigte sich aber zuversichtlich, dass sowohl die Preise für die Geräte als auch die notwendige Arbeitszeit deutlich sinken werden.

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