Vor vielen Jahren hat der Computer alles verändert. Wer alt genug ist, um sich noch an die Arbeit mit einer mechanischen Schreibmaschine erinnern zu können, weiß, wie komfortabel es ist, Texte heute mit einem Computer erfassen zu können, der Tippfehler korrigiert und beliebig viele Ausdrucke anfertigt. In den letzten Jahren kam es aber nicht mehr zu besonders bahnbrechenden Erfindungen rund um den PC. Das nachlassende Innovationspotenzial ist deutlich zu bemerken: Die Auflagen der PC-Magazine sinken, da die Anwender nicht mehr zwingend auf Hilfe angewiesen sind, um mit der neuen Technik zurechtzukommen. Die letzten wirklichen Innovationen waren mit der Video-DVD und der Digitalkamera auch eher selbsterklärend.
Die neue und zurzeit so euphorisierte Web-2.0-Welle sorgt im Internet dafür, dass sich die Onliner deutlich mehr einbringen können, als das früher der Fall war. Sie birgt aber noch nicht genug Veränderungen in sich, um wirklich etwas zu ändern - in einer Art, dass das Leben der Menschen wirklich beeinflusst wird.
Eine Revolution wäre möglich
Dabei gibt es eigentlich eine Menge Ansätze, um wirklich für eine Revolution zu sorgen. Das Shopping im Internet ist ja längst den Kinderschuhen entwachsen. Immer mehr Anwender entdecken den Reiz, im Internet auf Einkaufstour zu gehen. Aber viele haben das gleiche Problem, das ich auch habe: Wenn ich Anziehsachen einkaufen möchte, weiß ich nie meine Größen und bin auf die Hilfe einer kundigen Verkäuferin angewiesen. Im Internet ist das aber schwierig. Klar kann ich T-Shirts in der Größe XXL kaufen. Was ist aber mit Hemden, bei denen an die Stelle der Buchstaben ein Zahlenwert für die Kragenweite rückt? Da muss ich dann doch wieder passen. Das gilt auch für Hosen: Breite und Höhe kann man beim Online-Versand leider nicht in Pixeln angeben. Stattdessen sind Zentimeter gefragt.
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Mein dreckiger Schreibtisch
Müssen eigentlich alle Kreativen kleine Dreckferkel sein, was die Ordnung auf ihrem Schreibtisch anbelangt? Fast scheint es so! Carsten Scheibe sammelt die "schlimmsten" Tatsachenfotos aus der ganzen Welt. Staunen, Erschrecken, Mitmachen: DreckigerSchreibtisch.de
Jetzt stelle man sich aber einmal eine Online-Boutique vor, in der Folgendes möglich ist. Der Besucher reicht per Upload ein Foto von sich ein, auf dem er halbnackt in Unterhosen zu sehen ist. Passend dazu nennt er auch noch sein Gewicht und seine Größe. Diese Daten sollten einer Software dann ausreichen, um das Foto zu "eichen", sodass sich alle erforderlichen Maße auf dieser Basis in Erfahrung bringen lassen. Alle erforderlichen Kleidungsgrößen könnte die Software dann speichern, um dem Anwender beim Online-Shopping nur noch die Anziehsachen anzubieten, die ihm auch tatsächlich passen. Das lästige Blättern in Angeboten, die überhaupt nicht in der richtigen Größe vorliegen, kann dann ebenso unterbleiben wie der Frust, wenn online gekaufte Schuhe nach der Zustellung nicht passen.
Runter mit dem Pfunden - gemeinsam
Noch eine Idee. Wer abnehmen möchte, tut dies am liebsten gemeinsam mit anderen. Das macht ja auch einen Teil des Erfolgs von Gruppen wie etwa den Weight Watchern aus. Wo bleibt also das Web-2.0-Fitnessportal, in dem sich alle Abnehmwilligen anmelden können, um gemeinsam die eigenen Erfolge zu feiern? Die einzelnen Teilnehmer könnten dann jeden Tag ihre sportiven Aktivitäten und ihr aktuelles Gewicht hochladen, um den eigenen Erfolg öffentlich zu machen. Interne Rankings könnten dann die Teilnehmer mit den besten Fortschritten küren und auszeichnen. Mit etwas Glück könnte man das auch unter einen öffentlichen Mantel stellen, da die Bundesregierung doch eh etwas gegen die vielen Dickerchen im Land tun möchte. Das Szenario könnte immer weiter ausgebaut werden. So könnten Abnehmwillige im Portal auch ihre Kalorien zählen und sich gezielt Rezepte anreichen lassen, die nur wenige Kalorien haben. Sogar einen Einkaufszettel im PDF-Format für die erforderlichen Zutaten könnte das Portal dann zum Download und Ausdrucken anbieten.
Also: Angesichts des hohen Tempos, das zurzeit im Web vorgelegt wird, ist es vielleicht nur noch eine Frage der Zeit, bis es im Web zu einer wirklichen Revolution kommt. Ach ja, nach dem großen Erfolg von spielerischen Kopftrainern wie "Dr. Kawashimas Gehirn Jogging" ist es doch verwunderlich, dass es im Internet keine entsprechende Web-2.0-Spielwiese gibt, die ausreichend Aufgaben und Rätsel bietet, um dem Anwender dabei zu helfen, sein Hirn fit zu machen. Deutschland wird schlauer - das wäre doch schön.
Eine Glosse von Carsten Scheibe, Typemania