Unter Spielern sorgt der Sowjet-Shooter "Atomic Heart" besonders in Sachen Grafik für positives Feedback – in der Fachpresse ebenso. Auch was die Idee und das Setting betrifft – vieles passt. Doch der stellvertretende Digital-Minister der Ukraine, Alexander Bornyakov, sieht das Spiel aufgrund der Herkunft der Verantwortlichen kritisch. Gegenüber "Dev.ua" forderte er, die Verbreitung des Spiel sofort zu stoppen.
Bornyakov sagte: "Wir fordern, die Verbreitung dieses Spiels in anderen Ländern aufgrund seiner Toxizität, der potenziellen Sammlung von Benutzerdaten und der Möglichkeit, sie an Dritte in Russland zu übertragen, zu stoppen." Der Minister befürchtet zudem, dass Gelder aus dem Verkauf des Titels in Mittel für den Krieg gegen sein Land fließen könnten.
Geld für "Atomic Heart" von Gazprom, Daten zum FSB
Der stellvertretende Digital-Minister stützt sich dabei auf zwei Argumente. "Atomic Heart" ist ein Produkt des Entwicklerstudios Mundfish. Laut "Eurogamer" soll das Unternehmen GEM Capital zu den Investoren gehören. Der Gründer und Chef heißt Anatoliy Paliy. Auf der Homepage gibt GEM Capital an, neben Mundfish auch andere Studios finanziell zu unterstützen, beispielsweise Owlcat Games, Weappy oder Deus Craft.
Zum Gründer heißt es offiziell lediglich: "Vor der Gründung von GEM Capital war Anatoliy mehr als 10 Jahre in Top-Management-Positionen in großen Unternehmen tätig." Eines dieser Unternehmen war das russische Unternehmen Gazprom. Ein weiterer Bericht unterstellt Paliy zudem enge Verbindungen zum sanktionierten Oligarchen Oleg Deripaska.
Hinzu kommt eine Datenschutzerklärung, die man im Vorfeld der Veröffentlichung fand. Dort habe es geheißen, dass sich Mundfish "die Erhebung von Nutzerdaten und die mögliche Weitergabe dieser Daten an russische staatliche Behörden, insbesondere an das Finanzamt und die FSB" einräume. Die Datenschutzerklärung wies Mundfish gegenüber "Gamesradar" als veraltet zurück und löschte das Dokument inzwischen.
Studio dementiert Verbindungen zur Regierung
Vor wenigen Tagen sah sich das Studio gezwungen, eine öffentliche Erklärung abzugeben. Recht vage heißt es auf Twitter: "Leute, wir haben die Fragen zu unserer Position bei Mundfish zur Kenntnis genommen. Wir möchten euch versichern, dass Mundfish ein Entwickler und Studio mit einem globalen Team ist, das sich auf ein innovatives Spiel konzentriert und unbestreitbar eine Pro-Friedensorganisation gegen Gewalt gegen Menschen ist. Wir äußern uns nicht zu Politik oder Religion."
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Die Kritik an "Atomic Heart" geht derweil nicht spurlos an Mitwirkenden vorbei. Der Komponist Mick Gordon, dem das Spiel seinen Soundtrack verdankt, erklärte via Twitter, die Einnahmen dem Roten Kreuz spenden zu wollen. Die Zusammenarbeit mit Mundfish beschreibt er als "absolutes Vergnügen" und er freue sich darauf, sein Werk im Rahmen des fertigen Spiels erleben zu können.
Alexander Bornyakov hat derweil noch ganz andere Probleme mit dem Spiel. Seiner Meinung nach romantisiere es die kommunistische Ideologie, die Sowjetunion und den KGB, was aktuell zur absolut Unzeit käme, da das Spiel unmittelbar vor dem Jahrestag der russischen Invasion in der Ukraine erschienen sei. Für einen Zufall hält er dies offenbar nicht.