Japan denkt über die Digitalisierung von Eheschließungen und Scheidungsanträgen nach. Wie japanische Medien am Freitag unter Berufung auf Justizministerin Yoko Kamikawa berichteten, prüft ihre Regierung zu diesem Zweck, die bislang nötigen Stempel – in Japan "hanko" genannt – unter solchen Anträgen abzuschaffen.
Die Anforderung könne abgeschafft werden, da für solche Dokumente keine offiziellen Siegel benötigt würden, sagten Ministerialbeamte der Nachrichtenagentur Kyodo. Man werde dafür werben, diese Prozesse online zu stellen, so Kamikawa. Laut Kyodo sollen nicht nur bei Eheschließung und Scheidung, sondern bei 35 von insgesamt 44 Verfahren die "hankos" abgeschafft werden. Bereits am Mittwoch hatte Japans Premierminister Yoshihide Suga seine Regierung angewiesen, Pläne für das Aus der Stempel auf Verwaltungsdokumenten auszuarbeiten.
Digitalisierungsoffensive in Japan
Nach Informationen der Nachrichtenagentur dürfen Gemeinden seit 2004 zwar Online-Anträge auf Eheschließung, Scheidung und andere Dokumente annehmen – allerdings hat dies bisher niemand getan. Digitale Unterschriften und elektronische Zertifikate würden zur Identifizierung verwendet, wenn diese Verfahren online gehen, sagten Beamte.
Japans traditionelle Stempel-Kultur erwies sich im Zuge der Coronakrise in der staatlichen Bürokratie wie auch in den Unternehmen als großes Hindernis und wurde in der Vergangenheit als veraltet kritisiert. Als Lehre daraus will die vor Deutschland drittgrößte Volkswirtschaft der Welt jetzt die Digitalisierung vorantreiben. Denn ungeachtet seines Rufes als Hightechnation hinkt Japan in diesem Bereich hinter anderen Ländern hinterher. Das soll sich nun ändern.
Hankos werden in Japan häufig zur Unterzeichnung von Verträgen, Geschäftstransaktionen und verschiedenen Verwaltungsverfahren verwendet und haben eine ähnliche Funktion wie Unterschriften.
So will die Regierung die Effizienz in den Ministerien und Behörden steigern und zu diesem Zweck ein einheitliches Computernetzwerk aufbauen, wie die führende Wirtschaftszeitung "Nikkei" kürzlich berichtete. Bislang verfügten die Ministerien und Behörden über jeweils eigene LAN-Netzwerke mit unterschiedlichen Sicherheitsstandards. Um künftig Video-Konferenzen zum Beispiel mit anderen Behörden oder auch Privatgesellschaften zu erleichtern, sollen die einzelnen Netzwerke in den nächsten Jahren abgeschafft werden. Laut Volkswirten ist Japan nun dabei, einen Riesensprung in Richtung einer Digitalisierung und neuer Arbeitsstile zu machen.