Mozilla auf dem absteigenden Ast Firefox: Der langsame Fall des Browser-Riesen

Sinkende Nutzerzahlen, eingestellte Produkte: Der einstige Vorzeige-Browser Firefox ist in den letzten Jahren ins Hintertreffen geraten. Ob er noch eine Zukunft hat, dürfte sich bald entscheiden.

Es ist noch gar nicht lange her, da war der Mozilla Firefox all das, was man von einem modernen Browser erwartete. Er war rasend schnell, schlank und ließ sich mit Plug-Ins beliebig mit Funktionen erweitern. Kein Wunder, dass eine Zeit lang jeder, der sich auch nur in Ansätzen auskannte, lieber mit dem flotten Fuchs surfte als etwa mit Microsofts Internet Explorer. Doch das ist lange her. Heute ist der Firefox immer näher am Abgrund.

Der langsame Abstieg des einstigen Browser-Primus hat vielfältige Gründe. Während eine Weile fast die Hälfte der Internetnutzer mit dem Firefox auf Internetseiten zugriffen, sieht das längst ganz anders aus. Googles Chrome-Browser hat Firefox im weltweiten Vergleich längst abgehängt, nur in Deutschland hat der Fuchs noch eine Mehrheit.

Allerdings auch nur bei den Desktop-Nutzern. In Zeiten, in denen immer mehr Nutzer lieber mit Smartphone und Tablet surfen, ist das keine besonders gute Position. Auf den Mobilgeräten spielt der Firefox praktisch keine Rolle. Die Nutzer vertrauen den vorinstallierten Browsern - oder nutzen gleich spezialisierte Apps. Dass die Inhalte meist in sozialen Netzwerken statt im Browser konsumiert werden, hilft ebenfalls nicht.

Auf Mobilgeräten findet der Firefox nicht statt

Alle Versuche Mozillas, den Sprung aufs Smartphone zu schaffen, sind weitgehend gescheitert. Warum sollte man auch extra den Firefox installieren, wenn man mit Safari (iPhone) und Chrome (Android-Geräte) schon sehr gute Browser an Bord hat? Zumal sich auf den Apple-Geräten der Standard-Browser nicht ändern lässt - und der Nutzer deshalb ohnehin immer wieder in Safari landet.

Mozillas Plan, die Marktanteile durch ein eigenes Betriebssystem zurückzugewinnen, sind nun ebenfalls ganz offiziell gescheitert. Smartphones mit Firefox OS werden eingestellt. Die Mobiltelefone verkauften sich einfach nicht gut genug, nicht einmal in den anvisierten Schwellenländern wie etwa Indien. Einige Smart-TVs, etwa Geräte von Panasonic, setzen nach wie vor auf Firefox OS - doch ob das ausreicht?

Auch an anderer Front sieht es düster aus. Als E-Mails noch primär über den Browser abgerufen wurden und spezialisierte Programme wie Microsofts Outlook teuer gekauft werden mussten, war der Mail-Client Thunderbird noch eine tolle Alternative. Seit Microsoft, Apple und Google  eine eigene, kostenlose Mail-Lösung vorinstallieren, sinken auch die Benutzerzahlen des Thunderbird. Mit Folgen: Die Entwicklung wurde de facto beendet.

Der Sieg der kommerziellen Browser

Besonders schade ist das, weil Mozilla anders als die Konkurrenten nicht vom Profit getrieben arbeitet. Die Stiftung setzt sich wie kaum ein anderer Entwickler für ein offenes Internet ein, auf dem eigenen Blog beschwört man aktuell die "Power of Mozilla". Während Facebook und Google ein großes Interesse daran haben, die Nutzer auf den eigenen Seiten zu halten, kann es Mozilla völlig egal sein, wohin es den Surfenden verschlägt. Während viele Suchmaschinen und soziale Netzwerke von den Daten der Nutzer leben, setzt sich Mozilla für mehr Verschlüsselung und Privatsphäre ein. Ob die Stiftung in Zukunft immer noch genug Kraft hat, dass zu tun, muss sich zeigen.

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