"Es funktioniert einfach" - das war lange Zeit das begeisterte Fazit vieler Apple-Nutzer. Bei den letzten Betriebssystemen traf das zum Start leider nicht ohne weiteres zu. Die tollen neuen Funktionen wurden immer wieder von großen und kleinen Problemen überschattet. Nun greift Apple durch - und will Software in Zukunft völlig anders entwickeln.
Die Probleme hatten in den letzten Jahren merkbar zugenommen. Nachdem man früher stets bedenkenlos updaten konnte, klagten viele Nutzer schon nach der Veröffentlichung von iOS 11 über arge Probleme, erst Wochen später lief alles rund. So schlimm wie beim neuesten iOS 13 war es aber noch nie: Apple haderte mit Unmengen von Problemen - von abstürzenden Apps, über rasant geleerte Akkus bis zu einem dramatischen Sicherheitsfehler, mit dem sich die Code-Eingabe auf dem Log-Screen umgehen ließ. Auch das neue Mac-System mit dem Namen Catalina kämpfte mit Fehlern. Zwar legte Apple in hohem Tempo in nur zwei Monaten acht Updates nach, der makellose Ruf von Apples Software litt trotzdem.
iOS 13: Diese zehn Funktionen hat Apple gut versteckt
Um ein Wlan oder ein Bluetooth-Gerät auszuwählen, musste man sich bisher durchs Menü wühlen. Nun geht es direkt im Kontrollzentrum: Halten Sie zunächst oben links das Wlan-Symbol gedrückt, bis sich das Menü ausklappt. Nun wählen Sie einen der Buttons und halten Sie ihn gedrückt, um mehr Optionen zu bekommen.
Neue Strategie
Damit solche Fehler nächstes Jahr nicht wieder vorkommen, hat der Konzern den Prozess der Software-Erstellung mächtig umgekrempelt, berichtet "Bloomberg" unter Berufung auf Insider. Demnach kam ein Großteil der Probleme durch die chaotische Entwicklung zustande. Während manche Teams täglich neue Features einbauten, lieferten andere nur einmal die Woche. Die Folge: Es war kaum noch nachvollziehbar, welches Feature für welchen Fehler verantwortlich war. Das Testen der immer komplexeren Systeme wurde zur Sisyphos-Aufgabe.
Jetzt zog Apple die Notbremse. Bei der Entwicklung des für nächsten Herbst eingeplanten iOS 14 arbeiten die Software-Teams nun mit sogenannten "Flags". Jedes neu eingebaute Teil lässt sich dadurch von den internen Testern nach Bedarf ein- und ausschalten. Tritt dann ein Fehler auf, lässt sich viel schneller herausfinden, welche einzelne Funktion oder welches Zusammenspiel von Features ihn verursacht. Und die Problemlösung kann beginnen. Der Ansatz ist nicht neu: Auch Google und Microsoft setzen bei der Entwicklung darauf.
Lieber Stabilität statt noch mehr Features
Um einen so problembelasteten Launch wie bei iOS 13 zu verhindern, soll Apple zudem die geplanten Features eingedampft haben. Schon bei iOS 12 konnte man mit einem Fokus auf Stabilität und Geschwindigkeit viele Probleme vermeiden. Für nächstes Jahr plant Apple nun ähnlich: Einige Features, die eigentlich für iOS 14 - interner Codename: "Azul" - geplant waren, wurden nun ein den Nachfolger verschoben. Ein Mangel an Neuerungen bedeutet das wohl nicht: "Azul" soll vom Umfang ähnlich ausfallen wie iOS 13, berichten die Insider.
Die Umstellung in der Entwicklung soll für alle Apple-Systeme gelten, also auch die für den Mac, das iPad aber auch den Sprachlautsprecher Homepod. Apple erhofft sich davon eine verlässlichere Entwicklung.
Ein Grund für die vielen Fehler in iOS 13 soll die Veröffentlichung der neuen iPhones gewesen sein. Aufgrund neuer Features konnten die nicht mehr mit dem alten iOS 12 ausgeliefert werden. Apple brachte das in eine unangenehme Situation: Man kannte die Probleme, musste das System aber herausbringen. Die Entwickler steckten daher ihre ganze Energie in den ersten Patch, der dann auch vorgezogen wurde. Das wird dem Konzern nächstes Jahr so sicher nicht mehr passieren.
Quelle: Bloomberg
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