Datenschützer zeigten sich zudem besorgt darüber, dass jede Chrome-Installation mit einer Nummer verbunden ist. Nutzer könnten so einfach durch Google identifiziert werden. Google hatte Chrome am Dienstagabend in über 100 Ländern als Testversion zum Download bereitgestellt. Wie es am Mittwoch bei Google hieß, sei das Programm bereits mehrere Millionen Mal heruntergeladen worden. Genaue Zahlen nannte der Konzern nicht. Die am Mittwoch entdeckte Lücke wird möglich durch den in Chrome verwendeten Programmcode namens Webkit. Die Entwicklung der frei zugänglichen Software wird von Apple geleitet. Der Computerhersteller nutzt Webkit für seinen Browser Safari, allerdings in einer neueren Version, in der diese Lücke bereits geschlossen ist.
Mit Chrome greift Google den Rivalen Microsoft an. Dabei versucht der Webkonzern vor allem, sich Zugang zum Softwaremarkt der Zukunft zu verschaffen. So könne Chrome zur Plattform für anspruchsvolle Unternehmenssoftware werden, sagte Google-Chef Eric Schmidt der Financial Times. Künftig wird Software immer mehr über das Internet genutzt, statt sie lokal auf einem PC zu installieren. Beim Einsatz solcher Anwendungen spielt der Browser eine zentrale Rolle. Zudem will Google mit Chrome seine eigenen Angebote schützen. "Microsoft hat in seiner Historie eine Tendenz gezeigt, die eigenen Anwendungen zu bevorzugen", sagte Schmidt. Chromes Entwicklung habe daher auch eine defensive Komponente.
Abgesehen von den Sicherheitsproblemen erntete Googles Browser Chrome in Dutzenden von Test in Zeitschriften und Blogs am Mittwoch jedoch meist gute Kritiken. Fraglich ist, ob der Rummel zum Marktstart ausreicht, um dem Browser einen größeren Marktanteil zu sichern. Bislang dominiert Microsoft mit dem Internet Explorer, der einen Marktanteil von über 70 Prozent hält. Auf Platz zwei liegt Firefox der Mozilla Foundation mit knapp 20 Prozent. Microsofts Vorteil ist, dass der Explorer mit dem populären Betriebssystem Windows ausgeliefert wird und daher für die meisten Computerkäufer die einfachste Wahl ist.
Speziell wenn es um die Verbreitung eigener Software geht, ist Google bislang nicht sehr erfolgreich. "Es ist nicht selbstverständlich, dass Google in den Browser-Kriegen zu den Gewinnern gehören wird", sagte Analyst Danny Sullivan vom Fachdienst Search Engine Land. "Fast alle Google-Produkte, außer etwa Suche oder Gmail, haben Probleme. Dienste wie Picasa sind beispielsweise keine großen Erfolge", so der Analyst. Daher ist der Konzern immer noch abhängig vom Kerngeschäft mit Textanzeigen neben den Internetsuchergebnissen, das über 90 Prozent des Umsatzes beiträgt. Und dies, obwohl Google in den vergangenen Jahren mehrere Dutzend neue Dienste gestartet hat.
Chrome ist daher auch eine Absicherung, um nicht Gefahr zu laufen, vom Konkurrenten Microsoft in diesem wichtigen Feld durch künftige Entwicklungen des Explorers behindert zu werden. Das funktioniert jedoch nur, wenn Google es schafft, mit Chrome einen ansehnlichen Marktanteil zu erreichen.
Um die Verbreitung anzutreiben, könnte Google eine Bündelung mit PC anstreben. So hat der Konzern 2006 eine Kooperation mit Dell abgeschlossen. Der Computerhersteller verpflichtete sich, eine Sammlung von Google-Funktionen auf allen PC zu installieren. Im Gegenzug beteiligt Google Dell an seinen Werbeumsätzen.