Internetpolitik Verwirrung um Googles Netzneutralität

Von Martin Ottomeier und Helene Laube
Google kämpft seit jeher für ein Web, in dem alle gleichen Regeln unterliegen - der jüngste Vorstoß des Konzerns lässt aber erahnen: Einige Nutzer sollen etwas gleicher sein.

Der Vorwurf wiegt schwer: Google soll sich durch die Zusammenarbeit mit Zugangsanbietern im Internet auf die Überholspur setzen - und damit einen Vorteil verschaffen, berichtet das "Wall Street Journal". Dabei gilt der Internetkonzern als eifrigster Verfechter der Gleichbehandlung im Netz. Die Antwort lässt daher nicht lange auf sich warten. Der kritische Artikel sei "im Ton übertrieben" und enthalte "konfuse Vorwürfe", giftet Google-Lobbyist Richard Whitt in seinem Internetblog.

Noch vor fast drei Jahren hat Netzneutralität in den USA zu heftigen Debatten geführt. Die Protagonisten kämpfen dafür, dass Internetverkehr gleich behandelt wird - Seitenabrufe genauso wie Video-Downloads, Amazon genauso wie der Tante-Emma-Laden. Google steht an der Seite von Firmen wie Amazon und Ebay für die Gleichbehandlung ein.

Mehrstufiges Gebührensystem

Kabelunternehmen und Netzbetreiber liebäugeln dagegen mit einem mehrstufigen Gebührensystem, mit dem sie von Internetfirmen wie Google für die Übermittlung ihrer datenintensiven Inhalte wie Videos Geld verlangen können. Das Gegenargument: Finanzschwächere Unternehmen und Organisationen müssten sich dann mit einspurigen, mit Schlaglöchern durchsetzten Datenwegen zufriedengeben. Die Debatte hat sich beruhigt. Netzbetreiber behandeln alle gleich. Die Regulierungsbehörde FCC hat den Anbietern Regeln auferlegt. Ein Gesetz gibt es bislang nicht. Aber die Verfechter hoffen, dass es unter dem designierten US-Präsidenten Barack Obama dazu kommt.

Dabei ist fraglich, ob Googles Vorstoß überhaupt die Netzneutralität verletzt. Der Konzern will Zwischenspeicher bei Telekomfirmen aufstellen, um regelmäßig abgerufene Daten nicht bei jedem Zugriff neu zu transportieren. Verfechter der Netzneutralität springen Google bei. "Die von Google und anderen Firmen eingesetzte Zwischenspeicherung ist nicht Teil der Netzneutralitätsdebatte", sagt Art Brodsky von Public Knowledge.

Ob sich kleinere Anbieter teure Zwischenspeicherangebote leisten können, steht auf einem anderen Blatt. Die gute Nachricht: Große Anbieter können so schneller werden, kleine aber immerhin nicht langsamer.

FTD

PRODUKTE & TIPPS