Die machen was, Schröder und die anderen. Beispielsweise Handwerkerwebseiten prämieren. Besser als nichts. Schließlich war seit Wochen nichts los in der "Informationsgesellschaft".
Der Webauftritt der Bundesregierung: Ein Trauerspiel. Erleuchtet von der illuminierten Kanzleretage zeigt www.bundesregierung.de, wie man es besser nicht macht. Das sieht nicht nur elend aus wie eine vielfach überklebte Litfasssäule, es steht auch kaum etwas Interessantes drin respektive drauf. Und wenn es doch lesenswert ist, ist es nicht aktuell – und das trotz des schicken Slogans "Wissen aus erster Hand". Fragt sich nur welcher ersten.
Thomas Hirschbiegel
Kolumnist für stern.de seit 1997 - und das H der H&A medien: Redaktion, Public Relations und Online-Konzepte.
Teutonia, einig Schlummerland
Womit man wieder bei der "Informationsgesellschaft" der Bundesregierung (http://www.bundesregierung.de/Themen-A-Z/-,460/Informationsgesellschaft.htm)angelangt ist. Außer besagtem mit 50.000 Euro dotierten Handwerkerpreis hat Deutschland digital anscheinend nichts zu melden. Und das seit Wochen. Teutonia, einig Schlummerland. Kein Wunder, dass es bergab geht mit dem neutechnologischen Standort BRD, wenn nicht einmal die Hauptstadt kapiert, dass Strom nicht nur zum Rasierer anmachen da ist. Sage und schreibe 20 Tage schweigt die Regierung zur Informationsgesellschaft. Dann endlich wird die nicht wirklich taufrische Nachricht "Elektronische Abgabe der Steuererklärung ab sofort möglich" von der Blitzmeldung zum Wettbewerb "Zukunft gewinnen - Handwerker ans Netz" abgelöst. Bonjour Tristesse: Wer die Website der Bundesregierung besucht, muss den Eindruck gewinnen, dass zwischen Emden und Garmisch IT-technisch der Hund begraben ist. Wer so viel Euphorie verbreitet, muss sich über nichts wundern.
Gemeinsame Weisheiten von Rene Weller und der Bundesregierung
Doch nicht nur, dass bundesregierungsseits niemand wirklich Ahnung zu haben scheint von dem, was diesbezüglich da draußen so vor sich geht. Es wird auch noch die Realität durch eine, nun ja, ganz besonders rosarote Brille betrachtet. So behauptet man beispielsweise seit mehr als einem Jahr forsch, "dass sich die Informationsgesellschaft in Deutschland in den letzten Jahren eindrucksvoll entwickelt und eine europaweite Spitzenposition erreicht hat". Beweis: Der im März 2002 von der Bundesregierung verabschiedete Fortschrittsbericht "Informationsgesellschaft Deutschland". Der kürzlich aus dem Knast entlassene ehemalige Boxchampion Rene Weller schafft es übrigens auch regelmäßig, sich das echte Leben zurecht zu biegen. Unvergessen sein launiger Spruch: "Ich liege immer vorn. Und wenn ich hinten liege, ist hinten vorn."
Wann fängt es an, das Umsetzen?
Tröstlich immerhin das Fazit des Berichts: "Die Bundesregierung wird die Umsetzung der mittel- und langfristig formulierten Ziele des Aktionsprogramms vorantreiben und die Zielsetzungen an neue wirtschaftliche, gesellschaftliche und technologische Entwicklungen anpassen." Worauf man durchaus gespannt sein darf, wann es denn anfängt, das Umsetzen.