Auf einmal ging es ganz schnell. Obwohl seit Monaten bekannt war, dass bei Parler Hetze, Hass und Gewaltfantasien an der Tagesordnung waren, war es der Sturm auf das Kapitol, der das Fass zum Überlaufen brachte: Weil quasi alle Partner absprangen, ging Parler letzten Montag auf einen Schlag offline. Jetzt ist das Lieblings-Forum der Trump-Anhänger wieder da, mit nicht geringen Unterschieden.
Seit gestern zeigt die Webseite des für seine rechtsextremen Inhalte bekannten Dienstes wieder vereinzelte Posts, der erste stammt von CEO John Matze. "Hey, ist dieses Ding eingeschaltet?", feixte er in seinem ersten Post nach dem Neustart. Seit dem sind wenige neue Posts hinzugekommen, unter anderem ein Interview, in dem Matze sich optimistisch gibt, eine vollständige Rückkehr des Dienstes bis zum Ende des Monats erreichen zu können.
Harter Fall
Das verdankt er auch seinen neuen Partnern. Statt Amazons Cloudsparte AWS ist nun das Unternehmen DDos-Guard für das Hosting des Dienstes verantwortlich, die neue URL ist bei der Firma Epik registriert. Beide sind keine Unbekannten. DDos-Guard wird von zwei russischen Staatsbürgern betrieben, auf deren Servern auch weitere rechtsextreme Netzwerke ihre Hass-Inhalte verbreiten dürfen. Auch der schillernde Epik-Betreiber Rob Monster ist bekannt für seine extremen Ansichten. Er lobte den Ku-Klux-Klan-Chef David Duke, stellt die Server der Nazi-Plattform Daily Stormer.
Nachdem bekannt wurde, dass auf Parler nicht nur weite Teile des Sturms auf das Kapitol geplant, sondern auch konkrete Tötungspläne für einzelne Politiker besprochen worden waren, hatten viele Unternehmen die Zusammenarbeit mit dem Dienst beendet. Zuerst warfen Apple und Google die Parler-App aus App Store und Playstore, dann kündigte Amazons Cloudsparte AWS der Seite das Hosting. Sogar die Anwälte und der E-Mail-Anbieter sollen dem Netzwerk die Zusammenarbeit gekündigt haben.

Parler bleiben wenige Optionen
Dass Parler noch einmal zu alter Stärke zurückfinden wird, erscheint unwahrscheinlich. Die meisten Nutzer griffen über die Apps auf das Netzwerk zu. Anders als das Hosting lässt sich das kaum ersetzen. Zwar ist es auf Android-Smartphones möglich, Apps auch aus anderen Quellen zu laden. Weil das aber deutlich unbequemer ist und zudem der iPhone-Anteil in den USA bei über 60 Prozent liegt, dürfte diese Hürde schwer zu überwinden sein.
Fast schwerer könnte der Vertrauensverlust der Rechtsextremen sein. Durch die mangelhafte Sicherheit des Dienstes war es der nur unter ihrem Twitternamen bekannten Hacker "donk_enby" gelungen, nahezu alle Inhalte des Netzwerks herunterzuladen, inklusive Videos mit GPS-Positionen und sogar gelöschten Posts. Die sind aber wohl ohnehin längst im Besitz der Ordnungshüter: Das FBI hatte von Parler die Informationen der vermeintlich anonymen Nutzer angefragt - und sie auch erhalten.
Quelle:Reuters, Statcounter