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Spotify und Co. Schneller Auftakt, noch schnelleres Ende: So verändert Streaming die Musik an sich

Durch Streaming auf dem Smartphone ist die gesamte Musik der Welt ständig dabei (Symboldbild)
Durch Streaming auf dem Smartphone ist die gesamte Musik der Welt ständig dabei (Symboldbild)
© martin-dm / Getty Images
Ob bei Spotify, Apple Music oder Youtube: Immer mehr Menschen streamen Musik statt sie zu kaufen. Das hat mehr Folgen, als man denken würde - denn auch die Musik selbst verändert sich durch die Entwicklung.

Millionen von Songs, jederzeit nur wenige Mausklicks oder Fingertipps entfernt - der große Reiz von Musik-Streaming ist schnell zu verstehen. Kein Wunder, dass die Zahl der Nutzer bei Plattformen wie Apple Music oder Spotify seit Jahren immer weiter nach oben gehen. Doch das hat nicht nur Folgen für die Musik-Verkäufe - sondern verändert auch die Lieder, die wir hören.

Denn natürlich haben die unzähligen Playlists und die gigantische Auswahl einen Effekt darauf, wie wir Musik konsumieren. Der durch den MP3-Konsum begonnene Zerfall des Albums wird etwa um ein Vielfaches verstärkt, beim Streaming werden vor allem einzelne Songs gehört. Mit der endlosen Auswahl gibt man auch unterschiedlicher Musik eine Chance - schließlich ist die Barriere viel niedriger, wenn man die Lieder nicht kaufen muss. 

Mehr Streams - mehr Geld

Die größte Veränderung besteht aber auf der Geschäftsseite - nämlich bei der Bezahlung der Künstler, das erklärten die Musik-Experten Charlie Harding und Nate Sloan gerade in einem Gespräch mit dem Tech-Blog "The Verge". Anders als bei gekaufter Musik werden die Künstler beim Streaming pro abgespieltem Song bezahlt. Und optimieren entsprechend ihre Songs darauf.

"Man wird nur bezahlt, wenn die ersten 30 Sekunden eines Liedes abgespielt werden", erklärt Harding. "Es gibt also einen Anreiz, mehr Lieder hintereinander abzuspielen, man packt sein Album mit kürzeren Liedern voll. Drakes Album 'Scorpio' ist etwa 90 Minuten lang, aber voller kurzer Lieder - weil er für jeden Abruf eines einzelnen Liedes bezahlt wird. Ganz egal, ob man das Album durchhört oder nicht." Tatsächlich seien Lieder im Vergleich zu früher deutlich kürzer geworden, von 4:30 Minuten 1995 zu 3:42 Minuten heute, so Harding.

Einstieg mit dem Höhepunkt

Doch auch die Struktur der Lieder wird verändert. Lange Intros, wie sie früher bei Liedern üblich waren, damit DJs sie live oder im Radio besser einmischen konnten, sind längst passé. "Wir beobachten eine neue Song-Struktur, wir nennen sie Pop-Ouvertüre, bei der man in den ersten zehn Sekunden des Lieds eine Art Vorschau auf den Chorus bekommt", berichtet Harding. "So will man einen Ohrwurm-Effekt erreichen und die Zuhörer bewegen, bis zur 30-Sekunden-Marke zu bleiben."

Trotzdem sei das Ziel der Musiker nicht, die Nutzer nur für 30 Sekunden zu begeistern. "Es gibt immer noch einen Anreiz, die Zuhörer das ganze Lied zu behalten. Deshalb werden die Songs auch kürzer. Man will die Aufmerksamkeit der Zuhörer nicht verlieren", so Sloan. Dafür gibt es gleich zwei Gründe: Zum einen zahlt Spotify den Künstlern laut Sloan mehr, wenn die Lieder zu Ende gehört werden. Viel wichtiger ist aber, dass dadurch auch die Chance steigt, in einer der wichtigen Playlists zu landen. "Ein Lied in einer Playlist  zu haben, sorgt noch einmal für deutlich mehr Abrufe", erklärt Sloan.

"Es gibt ein drastisches Wachstum bei der Anzahl von Liedern unter drei Minuten", pflichtet Harding bei. "Lil Pumps Song 'Gucci Gang' ist nur 2:04 Minuten lang. Auf dem dazugehörigen Album sind 14 von 19 Tracks unter drei Minuten und zehn sogar unter zwei Minuten lang." Man wolle so erreichen, dass möglichst wenige Lieder übersprungen und viele Lieder durchgehört werden. Eine Welle von 35-Sekunden-Liedern sieht er aber nicht: "Dazu gibt es zu viele Konventionen." Am Ende müssen die Lieder den Zuhörern eben gefallen.

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