Es war eine ungewöhnliche Situation: Linus Neumann, prominentes Gesicht des Chaos Computer Club, wurde gefragt, was er an der Corona-Warn-App zu bemängeln habe. Und obwohl der Verein den Entwicklern der App, SAP und Telekom, sonst nicht allzu wohlgesonnen ist, konnte der Experte keine Mängel nennen. An seinem betretenen Grinsen war zu sehen: Auch Neumann selbst fand das durchaus ungewöhnlich. Dass die Corona-App ganz ohne Fehler ist, heißt das aber indes nicht. In den sozialen Medien tauchen einige Probleme immer wieder auf.
Dass die App Fehler hat, ist zunächst nicht überraschend. Die Entwicklung erfolgte unter Hochdruck und mit starkem Fokus darauf, die Privatsphäre der Nutzer zu wahren. Anders als andere Apps konnte sie sich nicht mit einer langsam wachsenden Nutzerschaft entwickeln und Probleme allmählich ausbügeln. Stattdessen landete sie innerhalb von nicht mal zwei Wochen auf 12 Millionen Smartphones, Tendenz steigend. Selbst ein Fehler, der dann nur auf jedem tausendsten Gerät Auftritt, betrifft dann gleich Zehntausende Nutzer. Man kann die Probleme also guten Gewissens als kleine Startschwierigkeiten betrachten.
Das macht sie für die Nutzer natürlich nicht weniger nervig oder verunsichernd. Generell empfehlen die Entwickler, zuerst einmal nach einem Update für die App zu suchen. Unten finden Sie zudem Erklärungen zu den häufigsten Fehlern.
Region nicht unterstützt
Vor allem ein Problem taucht immer wieder auf: Auf dem iPhone meldet die App die Kontakt-Meldungen zu Erkrankten würden "in dieser Region möglicherweise nicht unterstützt" und empfiehlt, das in den Einstellungen zu ändern. Das Problem: Diese Einstellung ist nirgendwo zu finden.
Die Meldung scheint tatsächlich auch nicht aus der Corona-Warn-App zu stammen, sondern aus ihrem Unterbau. Den hatten Apple und Google gemeinsam entwickelt, um Regierungen dann darauf ihre jeweils eigene App entwickeln zu lassen. So sollten zahlreiche Probleme behoben werden, die entstehen, wenn eine solche App nicht die vollen Berechtigungen des Betriebssystems hat.
In Verbindung mit dem Regionen-Fehler bedeutet es aber auch: Die Entwickler der deutschen App können den Fehler nicht selbst beheben, sondern müssen auf ein Update von Apple warten. Sie hätten den Konzern bereits darauf hingewiesen, erklären sie in einer FAQ zur App. Auch den Nutzern bleibt zunächst nur das Abwarten. Mehr als nervig ist die Meldung aber nicht: Die Kontaktverfolgung soll im Hintergrund trotzdem normal funktionieren.

Risiko kann nicht ermittelt werden
Auch eine weitere Fehlermeldung klingt wohl schlimmer als sie tatsächlich ist. "Risiko-Ermittlung nicht möglich: Ihre Risiko-Ermittlung konnte seit mehr als 24 Stunden nicht mehr aktualisiert werden", meldet die App bei einigen Nutzern, diesmal sind sowohl iPhones als auch Android-Smartphones betroffen.
Der Hintergrund sind Sicherheitseinstellungen im Betriebssystem. Um den Status aktualisieren zu können, muss die App im Hintergrund laufen und dabei auch Daten aktualisieren dürfen. Kann sie das nicht, erscheint die Fehlermeldung.
Die entsprechende Option lässt sich beim iPhone in den Systemeinstellungen unter "Allgemein" und "Hintergrundaktualisierung" erteilen. Bei Android-Geräten ist die Einstellung unterschiedlich versteckt. Es kann helfen, in der Einstellungssuche den Begriff "Hintergrund" zu suchen, um die Option schneller zu finden. Bei einigen Herstellern schaltet auch der Energiesparmodus die App ab, für diesen Fall haben die Entwickler hier ein detailliertes Vorgehen als Workaround beschrieben.
Auch ein Abschalten der mobilen Daten für die App kann die Aktualisierung verhindern. Um den Datenverbrauch der App muss man sich keine Sorgen machen: Die ohnehin schon geringe Datenmenge wird bei den deutschen Providern nicht vom Datenvolumen abgezogen.
"Etwas ist schief gelaufen"
Ein besonders nichtssagender Fehler plagt indes Android-Nutzer. "URSACHE: 3. Etwas ist schief gelaufen" meldet dann die Corona-Warn-App - und lässt die Nutzer ratlos zurück. Der Fehler darf leider nicht einfach ignoriert werden: Er bedeutet, dass die Risikoermittlung tatsächlich nicht funktioniert. Die Ursachen können vielfältig sein, von veralteten Google-Play-Diensten, über eine Installation aus unbekannten Quellen bis zu einer Nutzung außerhalb von Deutschland. Um sie zu beheben, empfehlen die Entwickler eine Reihe von Maßnahmen, die Sie hier finden.
iOS 14 (noch) nicht unterstützt
Nur wenige betreffen dürfte ein weiterer Fehler: Unter der Testversion des gerade vorgestellten iPhone-Systems iOS 14 funktioniert die App ebenfalls noch nicht. Apple hat die Schnittstelle noch nicht eingebaut. Die Beta richtet sich als instabile Testversion allerdings vor allem an Software-Entwickler. Bis zum offiziellen Erscheinen des Systems im Herbst wird der Fehler keine Rolle mehr spielen.