Der drittgrößte deutsche Mobilfunkanbieter E-Plus geht mit einem Mobilfunkkarten-Angebot über das Internet an den Markt, das sich am Geschäftsprinzip der Billigflieger orientiert.
Als erstes Unternehmen in Deutschland biete die simyo GmbH, an der E-Plus mit 90 Prozent beteiligt ist, SIM-Karten über das Internet an, die in jedes Handy eingesetzt werden könnten, teilten die Partner in Düsseldorf mit. Die Kunden verzichteten bei diesem Angebot auf bestimmte Services, dafür sei der Tarif einfach und kostengünstig. Es gebe keine Vertragsbindung und keinen monatlichen Mindestumsatz, jedoch auch keine subventionierten Mobiltelefone.
Günstiger Einheitstarif, weniger Service
Bei Simyo kauft der Kunde seine SIM-Karte über die Internet-Seite des Unternehmens und lädt sie auch dort über seine Kreditkarte oder per Überweisung wieder auf. Einmalig fällig wird eine Gebühr von 19,95 Euro inklusive Startguthaben von zehn Euro. Die SIM-Karte wird dem Kunden nach Hause geschickt, wo er sie sofort nutzen und für 19 Cent in alle Netze telefonieren kann. Für das Schicken einer SMS werden 14 Cent fällig, für eine MMS 39 Cent. Eine Vertragsbindung gibt es nicht und auch keine Mindestnutzung. Im Gegenzug verzichtet der Kunde auf Services wie subventionierte Mobiltelefone, eine kostenlose Hotline oder eine Beratung im Geschäft.
Mit seinem Einheitstarif attackiert E-Plus das Prepaid-Angebot von O2 und Tchibo, die Minutenpreise von 35 Cent anbieten, sowie von Payback und Vodafone, die 29 Cent verlangen, allerdings mit einer vertraglichen Bindung und einem Mindestumsatz.
Kannibalisierung wird kommen
"Wir glauben, dass es ein Riesensegment gibt für die Nachfrage nach einem einfachem Angebot und günstigen Preisen", sagte E-Plus-Chef Uwe Bergheim. "Wir werden sicher auch eine Kannibalisierung haben", ergänzte er mit Blick auf Kunden, die von E-Plus zu Simyo wechseln könnten. "Aber wir haben deutlich mehr zu gewinnen als zu verlieren", sagte Bergheim. Schließlich liege ein Marktanteil von über 86 Prozent nicht bei E-Plus.
Ungenutzte Kapazitäten
Simyo übernimmt als eigenständige Gesellschaft die Anwerbung und Betreuung der Kunden, während E-Plus sein Mobilfunknetz zur Verfügung stellt. "Wir haben reichlich freie Kapazitäten auf dem Netz. Es könnte gut 20 Millionen und mehr Kunden umfassen", erläuterte Bergheim vor Journalisten in Düsseldorf. Zum Ende des ersten Quartals 2005 zählte die Tochter der niederländischen KPN 9,651 Millionen Kunden. E-Plus werde sein Netz auch für andere Anbieter öffnen, sagte Bergheim. "Sie können im Laufe des Jahres noch mehr Ankündigungen erwarten."
Der deutsche Markt, den sich lediglich vier Anbieter teilten, sei reif für mehr Segmentierung, ergänzte der E-Plus-Chef. Simyo sei ein erster Schritt. "Wir werden in den nächsten Jahren sehen, welche anderen fokussierbaren Segmente es gibt und schauen ob es wirtschaftlich sinnvoll ist, diese zu adressieren."
Simyo ziele mit seinem Angebot auf preisbewusste Kunden im Alter von 20 bis 49 Jahren, die über das Internet einkauften, erläuterte Rolf Hansen, Mitgründer und Geschäftsführer der Gesellschaft. "Mehr als 15 Millionen Menschen shoppen im Internet", umriss er das Potenzial. Zur erwarteten Kundenzahl oder dem Umsatz wollte er sich nicht äußern. "Wir verlassen die klassische Segmentierung in Post- und Prepaid-Kunden und gehen rein in den E-Commerce." Die Idee für Deutschlands ersten Mobilfunk-Discounter habe er aus Skandinavien übernommen, sagte Hansen. In Dänemark etwa hätten es mehrere kleine Unternehmen innerhalb von drei Jahren geschafft, einen Marktanteil von mehr als 20 Prozent zu erreichen.