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Von wegen Highspeed LTE mit Schneckentempo: So rechtfertigen sich die Provider

Provider LTE billig langsam
Was können die Kunden von LTE erwarten? Wir haben die Provider gefragt
© © E+/Getty Images; 1&1; Klarmobil.de; NurPhoto/Picture Alliance; Montage: Stern.de
LTE bedeutet Highspeed - so denken es zumindest die Kunden. In der Realität bieten viele LTE-Verträge aber deutlich ausgebremste Surf-Geschwindigkeiten. Wir haben bei den Providern gefragt, warum das so ist - und überraschende Antworten erhalten.

Es ist ein klares Versprechen. "Highspeed-Internet" oder "pfeilschnelles Surfen" - so bewerben die Mobilfunkbetreiber ihre LTE-Tarife. Die traurige Wirklichkeit: In den meisten vermeintlichen Hochgeschwindigkeits-Tarifen werden die Nutzer ausgebremst. Nur Telekom und Vodafone bieten tatsächlich in sämtlichen LTE-Tarifen Höchstgeschwindigkeit. Wie krass die Drosselung zum Teil ausfällt, erfahren Sie in diesem Artikel. Doch warum wird überhaupt gebremst? Wir haben bei den Providern nachgefragt - und teils skurrile Antworten erhalten.

"Die Bezeichnung 'LTE-Geschwindigkeit' ist in Abgrenzung zum bisher verwendeten Mobilfunkstandard 3G als marktübliche Bezeichnung einer bestimmten Übertragungstechnik, nicht als Beschreibung einer Mindestgeschwindigkeit zu verstehen", erklärte uns etwa 1&1. Geschwindigkeit bedeutet bei LTE also nicht Geschwindigkeit. Die grundsätzliche Aussage ist sogar korrekt: LTE bezeichnet einen Funkstandard, der hohe Geschwindigkeiten erlaubt, aber eben nicht garantiert. Das Problem: Die Kunden erwarten natürlich trotzdem schnelles Surfen - auch, weil die Provider immer wieder damit werben.

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Billig oder schnell

Drillisch, der Konzern hinter zahlreichen Mobilfunk-Marken wie WinSIM, DeutschlandSIM, Yourfone und auch 1&1, gab die wohl ehrlichste Antwort: "Wir haben bewusst verschiedene Mobilfunk-Pakete zu unterschiedlichen Preisen im Portfolio, um unseren Kunden eine möglichst große Auswahl abhängig von ihrem Budget zu bieten." Im Klartext heißt das: Wer schnell surfen will, muss eben mehr zahlen.

Die O2-Mutter Telefónica - der Netzbetreiber, von dem sämtliche Provider außer Vodafone und Telekom ihre LTE-Kontingente kaufen - sieht das genauso. "Über unser Markenportfolio adressieren wir unterschiedliche Kundensegmente. Nicht jeder Mobilfunknutzer sieht für sich die Notwendigkeit für LTE-Maximalgeschwindigkeit. Entscheidend ist, dass der Kunde entsprechend seinen Bedürfnissen das für ihn passende Angebot zu einem attraktiven Preisleistungsverhältnis findet." 

Tarif-Dschungel

Bei vielen Marken ist das langsame Netz also schlicht eine bewusste Entscheidung. Telefónica bietet etwa unter der Marke O2 in allen Smartphone-Tarifen LTE in Höchstgeschwindigkeit an. Bei den ebenfalls von Telefónica betriebenen Billig-Marken AldiTalk, Blau oder Fonic sowie dem O2-Tarif für Laptops wird dagegen gedrosselt. Bei den Drillisch-Tarifen, inklusive 1&1, gibt es dagegen eine Staffelung innerhalb derselben Marke. Sie bieten meist günstige Einsteiger-Tarife mit Drosselung, bei den teureren Tarifen aber die volle Geschwindigkeit. Hier müssen die Kunden genau hinsehen, welcher Tarif welche Leistung verspricht.

Klarmobil weist die Schuld an der Drosselung dagegen von sich. Mit einer Geschwindigkeit von nur 14,4 Mbit/s hatte der Discount-Provider von Freenet die langsamste Surfgeschwindgkeit unserer Recherche. Schuld daran sei aber - die Telefónica. "Klarmobil.de bremst selbstverständlich keine LTE-Geschwindigkeit", erklärte uns ein Freenet-Sprecher. Das sei auch technisch gar nicht möglich. Man sei schlicht auf die Angebote der Netzbetreiber angewiesen. Eine Sprecherin der Telefónica bestätigte, dass die weitergegebene Geschwindigkeit Verhandlungssache sei. Warum Klarmobil aber in einem teureren Tarif doch eine höhere Geschwindigkeit bieten konnte, wollte niemand erklären.

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Was erwartet man von LTE?

Einig sind sich die Provider bei der Frage, ob die Angebote ausreichend kenntlich gemacht sind. "Diese Geschwindigkeiten sind in den Tarifinformationen klar genannt", bringt Drillisch es auf den Punkt. Tatsächlich müssen die Provider seit letztem Jahr klar kommunizieren, was die Tarife genau bieten. Dass sie auch bei LTE bei der Geschwindigkeit genau hinschauen müssen, wissen viele Kunden vermutlich aber noch nicht.

Auf eine Frage ging keiner der Provider so richtig ein. Uns interessierte, was die Kunden nach Meinung der Unternehmen von LTE erwarten. Klarmobil nannte eine stabile Verbindung, auch Telefónica sieht das so. "Sie erwarten dafür eine zuverlässig leistungsstarke mobile Internet-Verbindung." Dass den meisten Kunden beim Begriff LTE wohl als erstes die schnelle Verbindung in den Kopf kommt, wollte keiner zugeben. Woran das wohl liegen mag?

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