Im Weltraum findet eine technische Revolution statt, die man ab und zu bei Nacht sogar sehen kann. Während vor etwa zehn Jahren weniger als 1000 Satelliten die Erde umrundeten, sind es heute mehr als 5000. Einen Löwenanteil daran hat Elon Musk und sein Raumfahrtunternehmen Spacex, deren Satelliten-Internet Starlink mit mehr als 4000 Himmelskörpern vertreten ist. Und während der US-Milliardär bereits Anträge für zehntausende weitere Satelliten gestellt hat, kommen auch andere Anbieter bald schon dazu. Zu den bekanntesten dürfte Amazon zählen, die sich mit "Projekt Kuiper" ebenfalls den Aufbau eines weltumspannenden Netzwerks vorgenommen haben.
Im Firmenblog zeigt das Unternehmen erstmals, wie die Bodenstationen aussehen sollen. Zu sehen sind drei Modelle, die je nach Größe variierende Bandbreiten bieten. Den Anfang soll eine kleine Satellitenschüssel machen, die nur sieben Zoll misst und bis zu 100 MBit/s unterstützen soll. Das größere Standard-Terminal mit elf Zoll soll bis zu 400 MBit/s liefern und ein besonders großes Terminal soll bis zu 1 GBit/s ermöglichen.
Zum Vergleich: Starlink liegt in Deutschland laut den Experten des Speedtest-Anbieters "Ookla" im Schnitt bei 94 MBit/s im Download und 13,4 MBit/s im Upload. Damit liegt Starlink zwar über der Leistung der örtlichen Breitband-Anbieter, aber weit unter der Leistung, die Amazon im Idealfall verspricht.
Was die genauen Kosten für den Kunden betrifft, schweigt Amazon. Im Blog ist nur die Rede von Herstellungskosten. Beim Standard-Terminal will man bei rund 500 US-Dollar landen, die kleine Variante soll mit 400 US-Dollar nochmals darunter liegen. Was das Top-Terminal kosten soll, ist unbekannt. Amazon scheint den Vertrieb aber ohnehin auf Firmenkunden, Regierungen und professionelle Anwender begrenzen zu wollen.
Start für "Projekt Kuiper" erst Ende 2024
Doch bis es soweit ist, dürfte noch ein wenig Zeit vergehen. Amazon sagt, dass derzeit die Vorbereitungen laufen, um die ersten zwei Prototypsatelliten ins All zu schießen. Erst wenn das passiert ist, beginnen die Tests und die Vorbereitungen, das System als kommerzielle Dienstleistung anzubieten. Mit der Massenproduktion will Amazon bis Ende 2023 beginnen, die ersten Satelliten für den Dienst sollen in der ersten Jahreshälfte 2024 in den Orbit gelangen. Bis Ende 2024 soll "Projekt Kuiper" dann als Alternative zu Elons Starlink bereitstehen. Auch zu den monatlichen Gebühren gibt es bisher keine Info.
Für Verbraucher in entlegenen Gegenden dieser Welt sind das gute Nachrichten. Doch der Sturm auf den Low Earth Orbit (LEO) hat auch große Nachteile. Wie die "Süddeutsche Zeitung" schreibt, klagen Astronomen über Lichtspuren auf Aufnahmen des Weltraums. Außerdem entstehen Probleme mit der Erstellung von Wetterberichten (Wetterforscher sind von Starlink genervt).
Elon Musk: Seine Firmen, seine Familie – der zweitreichste Mensch der Welt in Bildern

Wilder Westen im Weltraum
Hinzu kommt mit der steigenden Anzahl der Satelliten auch eine große Chance, dass die Himmelskörper kollidieren. Das hätte echte Folgen – denn wenn zwei Satelliten "verunfallen", können die Trümmer eine Art Wolke bilden, die mit anderen Objekten kollidiert und immer mehr Masse anhäuft. Davor warnte bereits der Astronom Donald Kessler in den Siebzigern, der es für möglich hielt, dass eine ausreichend große Ansammlung von Trümmern sogar die Raumfahrt unmöglich machen könnte.
Wie man den Andrang im All künftig angehen möchte, ist noch offen. Der aktuelle Zulassungsverfahren ist wenig reglementiert und funktioniert prinzipiell nach dem Motto "Wer zuerst kommt, mahlt zuerst". Experten bezeichnen diesen Zustand als "Wilden Westen", der den aktuellen Anforderungen massenhafter Starts nicht länger standhält.
Lesen Sie auch:
Russisches Peilsystem "Borschtschewik" soll Jagd auf Starlink-Terminals in der Ukraine machen
Nie wieder ohne Empfang: Wie Elon Musk und T-Mobile weltweit das Funkloch abschaffen wollen