High Mobility Artillery Rocket System, kurz HIMARS, sind extrem wendige Raketenwerfer, die die USA an die Ukraine liefern. Sie könnten den Krieg massiv zugunsten der Ukraine beeinflussen. stern-Militärexperte Gernot Kramper erklärt, warum Russland die "Wunderwaffe" fürchtet und welche Rolle US-Daten dabei spielen.
Waffen für Ukraine "Wunderwaffe" HIMARS: stern-Experte erklärt, wie US-Raketenwerfer den Krieg verändern

An dem Angriff auf die Stadt Nowa Kachowka in der Region Cherson soll auch ein an die Ukraine ausgelieferter US-Mehrfach-Raketenwerfer vom Typ Himars beteiligt gewesen sein
© Tony Overman/The Olympian/AP / DPA
Sehen Sie im Video: "Wunderwaffe" HIMARS – stern-Experte erklärt, wie US-Raketenwerfer den Krieg verändern.
Gernot Kramper (stern) Und deshalb ist praktisch dieses Kaprizieren, dieses Wunderwaffen-Denken: wir haben da jetzt so vier Einzelstücke und die machen eine Wende. Es müssten viel mehr sein. // Davon ist auszugehen, dass der Großteil der Daten, die dafür notwendig sind, von den Amerikanern kommt. // Da kann man jetzt immer sagen Das ist die verzweifelte Kreml-Propaganda, weiß ich nicht. Das sind natürlich auch irgendwelche Spinner irgendwo auf der Welt im Internet, die diese Videos dann manipulieren, weil sie damit ihrer Sache glauben, gut zu tun.
Hendrik Holdmann (stern) Die Ukraine hat lange Zeit nach schweren Waffen gefragt oder hat diese gefordert, auch Raketenwerfer. Jetzt haben westliche Nationen, allen voran die USA, Raketenwerfer an die Ukraine geliefert. Wie erfolgreich ist beispielsweise der Einsatz der amerikanischen HIMARS-Raketenwerfer im Krieg?
Gernot Kramper (stern) Also diese Raketenwerfer sind ja sehr erfolgreich. Das muss man einfach mal so sagen. Punkt, aus, Ende. Also die haben diese HIMARS-Raketenwerfer können mit Munition verschiedener Reichweite ausgestattet werden. Die Ukraine hat offenbar Reichweiten, die Munition mit einer Reichweite von knapp unter 100 Kilometern. Sie hätten gerne welche von mehreren 100 Kilometern Reichweite. Ob das kommt, wissen wir noch nicht. Und damit ist man eben in der Lage, tief im Hinterland der Russen Stellungen anzugreifen, ohne selbst direkt an die Front zu fahren. Im Prinzip kann man sagen, das könnte so was wie unsere Panzerhaubitzen 2000 auch, wenn es dann Reichweiten-gesteigerte Munition gibt. Aber auf jeden Fall, das ist ein System, Munition und Raketenwerfer, das liefern die Amerikaner, das trifft die Munitionsdepots der Russen. Und das ist ja die Idee dabei, dass man sagt: wir können nicht alle einzelnen Geschütze der Russen ausstellen. Aber wir versuchen, ihre Logistik zu stören: Brücken, Bahnhöfe, Munitionsdepots. Hat natürlich auch den Nachteil, insbesondere mit den Bahnhöfen, dass bei solchen Sachen immer Zivilisten auch gefährdet werden, weil es gibt auch in Deutschland ja keine Stadt, wo es einen Militär-Bahnhof gibt und dann ist da fünf Kilometer rum nichts und dann gibt es den Zivil-Bahnhof. Das ist ja alles irgendwie in so einem urbanen Gelände mit Gewerbezonen, Einkaufszentren und so anderen Sachen. Und das machen die Ukrainer. Und man muss auch sagen, es ist total ein großes Paket, was die Amerikaner liefern. Die liefern ja nicht nur die Raketenwerfer, die Ausbildung, die Munition, sie werden auch die Zieldaten liefern. Das ist ja auch ganz wichtig. Also wenn man 70 Kilometer hinter der Grenze ein Depot treffen will oder irgendetwas, muss man ja auch genau wissen, wo das ist. Also klar, Bahnhof ist noch relativ simpel, weil der bewegt sich ja nicht. Aber so ein Depot im Wald, das muss ja ausgekundschaftet werden und alles Mögliche. Und da ist davon auszugehen, dass der Großteil der Daten, die dafür notwendig sind, von den Amerikanern kommen. Und das ist eben auch sehr erfolgreich, weil ein Munitionsdepot eben statisches Ziel ist. Also wenn das am Dienstagabend aufgeklärt ist und ist er in einem Wald, dann hat man eine gute Chance, dass es am Mittwoch und Donnerstag noch da ist. Weil der Panzerkolonne ist das natürlich nicht so der Fall. Jetzt muss man sagen, das ist ja nun, da sind ja nur eine Handvoll Werfer. Da sollen jetzt auch mehr kommen. Aber auch hier ist natürlich zu sagen so: Warum kommen diese Werfer so spät? Ich würde mal sagen, wenn die Amerikaner 40 oder 50 dieser Werfer mit entsprechender Munition geliefert hätten, dann wird die Donbass-Offensive in große Schwierigkeiten gekommen der Russen. Also ich will nicht sagen, dass die dann zusammengebrochen wäre, aber das hätte einen ganz anderen Verlauf genommen. Und man muss sagen, diese Anzahl von vier oder fünf, das sind natürlich immer nur einzelne Nadelstiche. Bei uns, auch in den Medien werden diese Munitionsdepots sehr herausgestellt. Das ist auch richtig so, aber man darf ja nicht vergessen, dass die Russen jeden Tag mit Fernwaffen ähnliche Angriffe auch in der Ukraine fahren. Da wird ja bei uns immer berichtet, wenn es zivile Opfer gibt. Das ist ja auch richtig so, aber die schießen ja nicht nur Fahrkarten, die treffen ja auch mal oder zum allergrößten Teil. Das heißt, wenn wir denken: Oh, da ist jetzt ein Munitionsdepot der Russen in die Luft geflogen, muss man davon ausgehen, dass Werkstätten, Instandsetzung, Logistikzentren bla bla auch in der Ukraine jeden Tag von den Russen getroffen werden und eben nicht mit vier Werfern. Und deshalb ist praktisch dieses Kaprizieren, dieses Wunderwaffen-Denken. Wir haben da jetzt so vier Einzelstücke und die machen eine Wende. Es müssten viel mehr sein und sie hätten auch früher sein müssen. Und man muss sehen, ob den Russen eine Methode dazu einfällt. Das ist nicht so leicht, weil diese Werfer sehr schnell verlegt werden und eben dann auch nur eine Salve abschießen und wieder versteckt werden. Aber man muss natürlich sagen, die sind sehr auffällig und es gibt überall Spione, es gibt überall Kollaborateure und es gibt auch Leute, die es für Geld machen und irgendwo müssen diese Raketenwerfer untergestellt werden. Und das ist nach Lage der Dinge, da gibt es auch Einwohner in der Ukraine, das ist nicht möglich, so was zu machen ... das ist ja nicht eine Wüste.
Hendrik Holdmann (stern) Gibt es denn verlässliche Informationen darüber, wie viele von diesen Raketenwerfern amerikanischer oder auch anderer Bauart mittlerweile zerstört wurden?
Gernot Kramper (stern) Nee, das gibt es nicht. Also, sondern in dem Fall was es gibt. Es gibt unglaublich vielen Fake-Videos. Also im Prinzip sind die alle schon zehn mal zerstört. Kann man so sagen und da kann man jetzt immer sagen, das ist die verzweifelte Kreml-Propaganda, weiß ich nicht. Das sind natürlich auch irgendwelche Spinner irgendwo auf der Welt im Internet, die diese Videos manipulieren, weil sie damit ihrer Sache glauben, gut zu tun. Aber auf jeden Fall gibt es da keine verlässlichen Daten und es ist aber natürlich auch möglich, dass welche ausgefallen sind. Das muss man eben auch so sagen. Also so, weil wie ich angedeutet habe, würde ich erwarten, dass diese Art von mobilen Werfern am ehesten zerstört werden, wo sie untergestellt werden. Das heißt, dann würde es da am Ende von oben auch nur eine Halle sehen, die in die Luft fliegt. Und dann schreibt da irgendjemand runter: Vier HIMARS-Werfer zerstört. Ja, das kann sein, das kann aber auch nicht sein. Da können auch Trecker oder oder irgendetwas drunter gestanden haben. Das ist also von außen schwer zu kontrollieren. So. Und die Ukraine würde natürlich nicht eine Presseerklärung herausgeben, wenn sie von ihren paar Werfern vier oder drei verloren hätten. Das muss man ja auch mal so sagen.
Gernot Kramper (stern) Und deshalb ist praktisch dieses Kaprizieren, dieses Wunderwaffen-Denken: wir haben da jetzt so vier Einzelstücke und die machen eine Wende. Es müssten viel mehr sein. // Davon ist auszugehen, dass der Großteil der Daten, die dafür notwendig sind, von den Amerikanern kommt. // Da kann man jetzt immer sagen Das ist die verzweifelte Kreml-Propaganda, weiß ich nicht. Das sind natürlich auch irgendwelche Spinner irgendwo auf der Welt im Internet, die diese Videos dann manipulieren, weil sie damit ihrer Sache glauben, gut zu tun.
Hendrik Holdmann (stern) Die Ukraine hat lange Zeit nach schweren Waffen gefragt oder hat diese gefordert, auch Raketenwerfer. Jetzt haben westliche Nationen, allen voran die USA, Raketenwerfer an die Ukraine geliefert. Wie erfolgreich ist beispielsweise der Einsatz der amerikanischen HIMARS-Raketenwerfer im Krieg?
Gernot Kramper (stern) Also diese Raketenwerfer sind ja sehr erfolgreich. Das muss man einfach mal so sagen. Punkt, aus, Ende. Also die haben diese HIMARS-Raketenwerfer können mit Munition verschiedener Reichweite ausgestattet werden. Die Ukraine hat offenbar Reichweiten, die Munition mit einer Reichweite von knapp unter 100 Kilometern. Sie hätten gerne welche von mehreren 100 Kilometern Reichweite. Ob das kommt, wissen wir noch nicht. Und damit ist man eben in der Lage, tief im Hinterland der Russen Stellungen anzugreifen, ohne selbst direkt an die Front zu fahren. Im Prinzip kann man sagen, das könnte so was wie unsere Panzerhaubitzen 2000 auch, wenn es dann Reichweiten-gesteigerte Munition gibt. Aber auf jeden Fall, das ist ein System, Munition und Raketenwerfer, das liefern die Amerikaner, das trifft die Munitionsdepots der Russen. Und das ist ja die Idee dabei, dass man sagt: wir können nicht alle einzelnen Geschütze der Russen ausstellen. Aber wir versuchen, ihre Logistik zu stören: Brücken, Bahnhöfe, Munitionsdepots. Hat natürlich auch den Nachteil, insbesondere mit den Bahnhöfen, dass bei solchen Sachen immer Zivilisten auch gefährdet werden, weil es gibt auch in Deutschland ja keine Stadt, wo es einen Militär-Bahnhof gibt und dann ist da fünf Kilometer rum nichts und dann gibt es den Zivil-Bahnhof. Das ist ja alles irgendwie in so einem urbanen Gelände mit Gewerbezonen, Einkaufszentren und so anderen Sachen. Und das machen die Ukrainer. Und man muss auch sagen, es ist total ein großes Paket, was die Amerikaner liefern. Die liefern ja nicht nur die Raketenwerfer, die Ausbildung, die Munition, sie werden auch die Zieldaten liefern. Das ist ja auch ganz wichtig. Also wenn man 70 Kilometer hinter der Grenze ein Depot treffen will oder irgendetwas, muss man ja auch genau wissen, wo das ist. Also klar, Bahnhof ist noch relativ simpel, weil der bewegt sich ja nicht. Aber so ein Depot im Wald, das muss ja ausgekundschaftet werden und alles Mögliche. Und da ist davon auszugehen, dass der Großteil der Daten, die dafür notwendig sind, von den Amerikanern kommen. Und das ist eben auch sehr erfolgreich, weil ein Munitionsdepot eben statisches Ziel ist. Also wenn das am Dienstagabend aufgeklärt ist und ist er in einem Wald, dann hat man eine gute Chance, dass es am Mittwoch und Donnerstag noch da ist. Weil der Panzerkolonne ist das natürlich nicht so der Fall. Jetzt muss man sagen, das ist ja nun, da sind ja nur eine Handvoll Werfer. Da sollen jetzt auch mehr kommen. Aber auch hier ist natürlich zu sagen so: Warum kommen diese Werfer so spät? Ich würde mal sagen, wenn die Amerikaner 40 oder 50 dieser Werfer mit entsprechender Munition geliefert hätten, dann wird die Donbass-Offensive in große Schwierigkeiten gekommen der Russen. Also ich will nicht sagen, dass die dann zusammengebrochen wäre, aber das hätte einen ganz anderen Verlauf genommen. Und man muss sagen, diese Anzahl von vier oder fünf, das sind natürlich immer nur einzelne Nadelstiche. Bei uns, auch in den Medien werden diese Munitionsdepots sehr herausgestellt. Das ist auch richtig so, aber man darf ja nicht vergessen, dass die Russen jeden Tag mit Fernwaffen ähnliche Angriffe auch in der Ukraine fahren. Da wird ja bei uns immer berichtet, wenn es zivile Opfer gibt. Das ist ja auch richtig so, aber die schießen ja nicht nur Fahrkarten, die treffen ja auch mal oder zum allergrößten Teil. Das heißt, wenn wir denken: Oh, da ist jetzt ein Munitionsdepot der Russen in die Luft geflogen, muss man davon ausgehen, dass Werkstätten, Instandsetzung, Logistikzentren bla bla auch in der Ukraine jeden Tag von den Russen getroffen werden und eben nicht mit vier Werfern. Und deshalb ist praktisch dieses Kaprizieren, dieses Wunderwaffen-Denken. Wir haben da jetzt so vier Einzelstücke und die machen eine Wende. Es müssten viel mehr sein und sie hätten auch früher sein müssen. Und man muss sehen, ob den Russen eine Methode dazu einfällt. Das ist nicht so leicht, weil diese Werfer sehr schnell verlegt werden und eben dann auch nur eine Salve abschießen und wieder versteckt werden. Aber man muss natürlich sagen, die sind sehr auffällig und es gibt überall Spione, es gibt überall Kollaborateure und es gibt auch Leute, die es für Geld machen und irgendwo müssen diese Raketenwerfer untergestellt werden. Und das ist nach Lage der Dinge, da gibt es auch Einwohner in der Ukraine, das ist nicht möglich, so was zu machen ... das ist ja nicht eine Wüste.
Hendrik Holdmann (stern) Gibt es denn verlässliche Informationen darüber, wie viele von diesen Raketenwerfern amerikanischer oder auch anderer Bauart mittlerweile zerstört wurden?
Gernot Kramper (stern) Nee, das gibt es nicht. Also, sondern in dem Fall was es gibt. Es gibt unglaublich vielen Fake-Videos. Also im Prinzip sind die alle schon zehn mal zerstört. Kann man so sagen und da kann man jetzt immer sagen, das ist die verzweifelte Kreml-Propaganda, weiß ich nicht. Das sind natürlich auch irgendwelche Spinner irgendwo auf der Welt im Internet, die diese Videos manipulieren, weil sie damit ihrer Sache glauben, gut zu tun. Aber auf jeden Fall gibt es da keine verlässlichen Daten und es ist aber natürlich auch möglich, dass welche ausgefallen sind. Das muss man eben auch so sagen. Also so, weil wie ich angedeutet habe, würde ich erwarten, dass diese Art von mobilen Werfern am ehesten zerstört werden, wo sie untergestellt werden. Das heißt, dann würde es da am Ende von oben auch nur eine Halle sehen, die in die Luft fliegt. Und dann schreibt da irgendjemand runter: Vier HIMARS-Werfer zerstört. Ja, das kann sein, das kann aber auch nicht sein. Da können auch Trecker oder oder irgendetwas drunter gestanden haben. Das ist also von außen schwer zu kontrollieren. So. Und die Ukraine würde natürlich nicht eine Presseerklärung herausgeben, wenn sie von ihren paar Werfern vier oder drei verloren hätten. Das muss man ja auch mal so sagen.