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Medienbericht Amazon-Mitarbeiter werten auch Kamera-Aufnahmen aus – sogar aus dem Schlafzimmer

Die Cloud Cam von Amazon steht in der Kritik
Die Cloud Cam von Amazon steht in der Kritik
© iStockphoto / Getty Images
Amazons Wlan-Kamera soll die eigenen vier Wände vor Einbrechern schützen. Nun kam heraus: Mitarbeiter in Indien und Rumänien werten einige Aufnahmen systematisch aus. Mitunter bekommen sie auch Szene aus den Schlafzimmern zu sehen.

Nach dem Wirbel um seine Echo-Sprachlautsprecher (der stern berichtete) hat Amazon nun den nächsten Smart-Home-Skandal: Dem Wirtschaftsportal "Bloomberg" zufolge werten Amazon-Mitarbeiter systematisch Videos aus, welche Kunden mit der Cloud Cam aufzeichnen. Dabei handelt es sich um eine Wlan-Kamera, welche für die Überwachung des Zuhauses entwickelt wurde. Amazon bewirbt die Kamera als besonders clever, weil sie etwa automatisch mit smarten Türklingeln zusammenarbeitet und mit der Sprachassistentin Alexa gekoppelt werden kann.

Die Kamera lädt ihre Aufnahmen in die Cloud, dort werden sie von einer Künstlichen Intelligenz analysiert. Der Algorithmus sei etwa in der Lage, fremde Gesichter von denen der Hausbewohner zu unterscheiden und so im Falle eines Einbruchs Alarm zu schlagen, schreibt der Konzern auf seiner Homepage. Eine Objekterkennung wiederum soll Fehlalarme reduzieren, etwa wenn die Katze schnell durchs Bild huscht.

Um diese Künstliche Intelligenz zu trainieren, werden die Aufnahmen händisch von Mitarbeitern ausgewertet. Dem "Bloomberg"-Bericht zufolge, der sich auf Aussagen mehrerer Mitarbeiter stützt, erledigen das mehrere Dutzend Angestellte in Indien und Rumänien. Pro Tag sollen die Amazon-Mitarbeiter bis zu 150 Aufnahmen mit einer Länge zwischen 20 und 30 Sekunden ansehen, heißt es weiter.

Amazon will beschwichtigen

Amazon hat bereits eine Stellungnahme veröffentlicht. Darin heißt es, die Aufnahmen stammen lediglich von unternehmensinternen Testern und von Kunden, welche der Übertragung des jeweiligen Videos ausdrücklich zugestimmt hätten. In den Allgemeinen Geschäftsbedingungen behält sich Amazon zudem das Recht vor, Bilder, Audio und Video, die von Geräten aufgenommen wurden, zu verarbeiten, um die eigenen Produkte und Dienstleistungen zu verbessern.

Die Mitarbeiter erzählten "Bloomberg" jedoch, dass sie auch Ausschnitte zu sehen bekommen, die vermutlich nicht ganz freiwillig mit dem Online-Versandriesen geteilt wurden - etwa intime Momente beim Sex. Ebenfalls brisant: Der Konzern versichert, dass Clips, die nicht zur Fehlerbehebung eingereicht würden, lediglich vom Kunden selbst angesehen werden könnten. Doch die ehemaligen Mitarbeiter geben gegenüber dem Wirtschaftsblatt zu, dass Aufnahmen unter Mitarbeitern - auch mit denen aus anderen Unternehmensbereichen - geteilt würden, obwohl entsprechende Regeln genau das eigentlich verhindern sollten. Eine der Regeln besagt, dass Smartphones am Arbeitsplatz strikt verboten sind.

Die Cloud Cam verkauft Amazon seit 2017 in den USA zur Heim-Überwachung. Sie kostet dort rund 90 US-Dollar. In Deutschland wird die Kamera bislang nicht angeboten.

cf

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