Die Fälschungssicherheit eines Reisepasses wird nach Einschätzung des Chaos Computer Clubs (CCC) durch Fingerabdrücke und andere biometrische Merkmale im Ausweis nicht erhöht. Grund: Sie können zu leicht gefälscht werden. Um diesen Vorwurf zu bekräftigen, präsentiert der CCC auf seiner Webseite eine Anleitung, mit Fotos und Kurzbeschreibungen, wie man eine Fingerabdruckattrappe herstellen könne. Zu diesem Zweck müsste nur ein Fingerabdruck auf einer glatten Oberfläche vorliegen, der dann sichtbar gemacht und eingescannt oder abfotografiert werden müsse. Im nächsten Schritt würde die Bildqualität mit einem Bildbearbeitungsprogramm verbessert und der Abdruck mit einem handelsüblichen Laserdrucker ausgedruckt. Mit diesem Ausdruck, etwas Holzleim und Fingerspitzengefühl lasse sich laut CCC eine "Maske" herstellen, die man sich auf den Finger kleben kann.
"Alles nur Sicherheitssimulation"
Clubsprecher Andy Müller-Maguhn sagt: "Zum Preis von mehreren Hundert Millionen Euro wird hier mit Steuergeldern dem Bürger eine Sicherheitssimulation verkauft, die auch nicht im Entferntesten eine Erhöhung des Sicherheitsniveaus gegenüber qualifizierten Angreifern oder gar Terroristen bringt."
Die Innenminister der G5-Staaten Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien und Spanien hatten Mitte des Monats auf Druck der USA beschlossen, vom Jahr 2006 an den Fingerabdruck als biometrisches Merkmal für Reisepässe einzuführen.
Wer profitiert davon?
Angesichts der mangelnden Fälschungssicherheit vermutet der Chaos Computer Club, dass die Einführung biometrischer Merkmale auf Ausweisdokumenten "zu nicht unwesentlichen Teilen der Förderung der 'Sicherheits'-Industrie" diene. Die Einführung eines Identifikations-Systems, das "eine entwürdigende erkennungsdienstliche Erfassungs aller Bürger erfordert, wie sie bisher nur für Straftäter üblich ist", stehe - so schreibt der CCC in einer Pressemitteilung - in keinem vertretbaren Verhältnis zum erzielbaren Sicherheitsgewinn.
Die IT-Experte weisen ferner noch auf praktische Probleme hin: "Die Erkennungssysteme sind sehr störanfällig. Zudem haben etwa zwei Prozent der Bevölkerung keine ausreichend ausgeprägten Fingerabdrücke für eine biometrische Erfassung", so Müller-Maguhn. Für acht Millionen Europäer seien ständige Probleme bei der Grenzkontrolle bereits programmiert.
Bundesinnenministerium kontert
Das Bundesinnenministerium wies die Darstellung des CCC zurück: "Der Chaos Computer Club soll bei seinen Leisten bleiben und sich mit Hackern beschäftigen und nicht mit dem Thema Sicherheit", sagte Sprecher Dirk Inger. Durch den Einsatz biometrischer Merkmale werde das Fälschen von Ausweisen nicht erschwert. Es werde jedoch verhindert, dass eine Person etwa mit dem Pass eines anderen einreist. "Ausweise mit biometrischen Merkmalen werden die (Innere) Sicherheit verbessern."