Deutsche Panzer des Zweiten Weltkriegs – bei dem Thema werden meist die großen, schweren – wenn nicht gar allzu schweren Typen genannt. Die Panther, Tiger I und Tiger II und geplante Ausgeburten wie der 188-Tonnen-Panzer mit dem Namen "Maus".
Doch gegen Ende des Krieges erkannten die deutschen Rüstungsplaner, in welchen Irrweg sie mit immer größeren und technisch aufwendigeren Modellen geraten waren. In der Planung des Panzerbaus für 1945 sollte ein Mini-Panzer zu Tausenden gebaut werden und die Wende an den Fronten bringen. Gemeint ist der Jagdpanzer 38t – nach dem Krieg unter dem Spitznamen "Hetzer" bekannt. Dieses Modell konnte man einfach in großen Stückzahlen produzieren. Die Serienproduktion begann erst im Juni 1944. Bis zum Kriegsende wurden noch fast 2600 Panzer hergestellt.
Umbau eines Vorkriegsdesigns
Der Jagdpanzer 38t basierte auf dem tschechischen Panzer 38t, dessen Produktionsanlagen den Deutschen zu Beginn des Krieges unbeschädigt in die Hände gefallen waren. Das Fahrgestell des Kampfpanzers mit Drehturm war brauchbar, doch mit dem Auftauchen des T-34 wurde wie beim deutschen Gegenstück, dem Panzer III, offensichtlich, dass es die Hauptkanone nicht mit den russischen Panzern aufnehmen konnte. Eine größere Waffe in einem Drehturm konnte das Fahrgestell nicht tragen, also wurde ein Jagdpanzer entwickelt. Das ist ein Panzertyp, bei dem das Geschütz nach vorn gerichtet ist und nur um wenige Grad geschwenkt werden kann.
Im Vergleich zu älteren Entwicklungen wie dem Sturmgeschütz III nahm der Hetzer – der griffige Name wurde übrigens erst nach dem Krieg populär – neuere Entwicklungen im Panzerbau auf – wie die abgeschrägte Front- und Seitenpanzerung. Als neue Bewaffnung wurde nun die deutsche Standardwaffe, die 7,5-cm-Panzerabwehrkanone 40 (Pak 40), eingebaut. Sie konnte die Frontpanzerung eines T-34 auf 600 - mit Glück auch auf 800 Meter durchschlagen.
Klein, wendig und stark bewaffnet
Doch der Hauptvorteil des Hetzers war sein geringes Gewicht, er wog nur 16 Tonnen. Die "38" im offiziellen Namen Jagdpanzer 38t spielt auf das Jahr 1938 und nicht auf das Gewicht an. So blieb der Hetzer sehr agil und beweglich. Hinzu kam seine geringere Höhe von nur 2,1 Metern, durch sie konnten die Panzer kleinste Unebenheiten für eine gedeckte Stellung einnehmen.
Doch tatsächlich ist der Name Jagdpanzer etwas hochtrabend, denn für ein Bewegungsgefecht mit anderen Kampfpanzern war diese Entwicklung nicht geeignet. Mit dem Hetzer gelang es den Deutschen zwar, eine schwere Kanone in einem kleinen Fahrgestell, das noch vor dem Krieg entwickelt worden waren, unterzubringen, doch das Fehlen einer drehbaren Kanone schränkte das Einsatzspektrum enorm ein. Letzten Endes blieb der Hetzer eine fahrbare Panzerabwehrkanone mit gewisser Panzerung.
Im Einsatz musste er einen angreifenden Gegner aus einer gedeckten Stellung heraus unter Feuer nehmen. Sein Vorteil: Nach den ersten Schüssen konnte sich ein Panzer wie der Hetzer in eine zweite Stellung verlagern, was mit einem reinen Geschütz und einer Zugmaschine im Wirkungsbereich des Gegners nur selten gelang.
Hetzer bot kaum Schutz
Tatsächlich hatte das Konzept des Hetzers gewaltige Nachteile. Eine nennenswerte Panzerung besaß der Hetzer nur an der Front. Die Seiten waren so gering gepanzert, dass sie kaum mehr als einen Splitterschutz für die Besatzung boten. Bei einem seitlichen Treffer war der Panzer verloren. Die nur 20 Millimeter starken Platten konnten sogar von einer Panzerbüchse durchschlagen werden, wie sie die Rote Armee in großer Zahl benutzte. Eine Panzerbüchse wie die PTRD war letztlich nichts anders als ein sehr großes Gewehr, mit dem Patronen im Kaliber 14,5 × 114 Millimeter verschossen wurden. Für den Hetzer und andere leichtgepanzerte Fahrzeuge reichte das allerdings aus.
All dies führte dazu, dass der Hetzer nur eine Chance besaß. Nämlich mit den ersten Schüssen einen überraschten Gegner auszuschalten. Konnten die gegnerischen Panzer ausschwärmen, konnten sie den Hetzer dann an der Flanke packen, hatte das Fahrzeug keine Aussichten mehr davonzukommen. Die geringe Höhe plus die schrägen Wände führten zudem zu einer qualvollen Enge im Innenraum. Die Hauptwaffe wurde wegen des Raummangels nicht – wie vorgesehen – mittig eingebaut, sondern seitlich versetzt, so wurde ihr Schwenkbereich weiter verringert. Der Ladeschütze musste sich verrenken, um der Kanone Munition zuzuführen. Neben den konzeptionellen Mängeln kamen Probleme, die man bei laufender Produktion hätte abstellen können. So drangen Abgase und Ölschwaden des Motors in den Kampfraum. Kein Wunder, dass der Hetzer bei den Besatzungen nicht sonderlich beliebt war.
Schweizer glücklich mit dem Mini-Panzer
Kriegsentscheidende Wirkung hatte der kleine Panzer trotz guter Erfolge nicht. Doch für spezielle Anwendungen war er sehr geeignet. Der Hetzer ist der deutsche Panzer des Zweiten Weltkriegs, der am längsten im regulären Einsatz war. Die letzten Hetzer wurden in der Schweiz bis 1972 im Truppendienst gehalten.
Und so kam das Schweizer Militär zum Hetzer: Im Januar 1945, als das Deutsche Reich bereits in Trümmern lag, bestellte die Schweiz nämlich 158 Hetzer – letzten Endes bei der Nazi-Regierung. Nach Kriegsende hatten die Nazis nichts mehr zu sagen. Die Tschechoslowakei geriet unter Sowjet-Einfluss und war bereit, den alten Vertrag zu erfüllen. So kam es, dass das Schweizer Militär den Hetzer bei den Nazis bestellte, ihn aber von den Kommunisten geliefert bekam. Und zwar noch mit der Tarnbemalung der Deutschen Wehrmacht. Unter dem Namen G13 wurden diese Panzer dann in Dienst gestellt. Für die besondere Situation in der Schweiz, nämlich der entschlossenen Verteidigung enger Talzugänge im sogenannten Schweizer Réduit, erwies sich der kleine Hetzer mit seiner starken Hauptwaffe als sehr geeignet.
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