Ein Hammerschlag, und der iPod zerspringt in 1000 Stücke. Doch Yegor Simpson haut noch mal drauf und noch mal und noch mal. Erst als auch von der Festplatte des Musik-Players nur noch ein zerbeultes Etwas übrig ist, lässt der 19-jährige Kanadier ab. Mehr als 400 Dollar hatten Dutzende Spender aufgebracht, um den bizarren Plan der Webseite smashmyipod.com zu finanzieren: einen Apple-Laden besuchen, einen iPod kaufen, an Ort und Stelle zertrümmern, alles filmen und ins Internet stellen. Konsumkritik? Aktionskunst? Oder einfach eine blöde Idee von gelangweilten Jugendlichen?
Vor allem ein Hit im Internet. Schon nach kurzer Zeit schauten jeden Tag Tausende Besucher auf der Webseite vorbei. In Foren und Blogs wurde die Aktion diskutiert, Zeitungen und Radiosender berichteten. Das Interesse an iPods ist immer groß - das Interesse an kaputten iPods ist umso größer, seit der Kalifornier Jason Tomczak kürzlich die Herstellerfirma Apple verklagt hat. Tomczak will vor Gericht, weil sein iPod nano, so berichtet er, schon kurz nach dem Kauf so verkratzt war, dass er die Schrift auf dem Bildschirm nicht mehr lesen konnte.
Wie immer, wenn amerikanische Gerichte verhandeln, könnte es schon bald um sehr viel Geld gehen - auch wenn der Streitwert zunächst gering erscheint. Apple hatte dem Kunden sein Gerät zwar auf Garantie schnell ersetzt. Doch weil Tomczak trotzdem auf 25 Dollar Kosten sitzen geblieben sei, wie er behauptet, schaltete er die Anwaltskanzlei Hagens Berman Sobol Shapiro ein, die sich schon mit Großkonzernen wie Pfizer und Intel angelegt hat.
Den Imageschaden hat die Nummer eins auf dem MP3-Markt mit geschätzten 75 Prozent Marktanteil weltweit ohnehin bereits. Zwar ist nicht neu, dass iPods kaputtgehen können. Doch so viel Ärger wie in diesem Jahr hatte der Konzern, der eigentlich für seine fanatische Anhängerschaft bekannt ist, noch nie. Erst vor wenigen Wochen musste sich Apple mit US-Klägern vergleichen, deren iPod-Akkus nach kurzer Zeit den Geist aufgegeben hatten: Sie bekamen Entschädigungszahlungen in Form von 50-Euro-Einkaufsgutscheinen für Apple-Läden oder - wahlweise - 25 Dollar in bar.
Auf Webseiten wie www.ilounge.com oder www.itunesforum.de suchen genervte Kunden Rat oder machen ihrem Ärger Luft: kaputte Akkus (die Apple anders als andere Hersteller fest einbaut), defekte Festplatten oder Display-Fehler sind typische Probleme. Und immer wieder ist vom zwar schicken, aber eben auch empfindlichen Äußeren der Player die Rede: "Wenn du willst, dass dein iPod nicht zerkratzt, darfst du ihn gar nicht erst auspacken", schreibt ein enttäuschter Nutzer.
Das größte Problem aber bereitete ausgerechnet ein Apple-Fan namens Matthew Peterson. Dessen iPod nano war schon kurz nach dem Kauf bei - wie er beteuert - normalem Gebrauch zerbrochen. Frustriert veröffentlichte der 26-Jährige auf seiner Webseite www.flawedmusicplayer.com Fotos des kaputten Players. Auch seine Seite wurde ein Überraschungshit. Zeitweise erhielt Peterson 30 Mails pro Stunde, viele kamen von Leidensgenossen, die ebenfalls Ärger mit ihren iPods hatten. Am Ende musste Apple eingestehen, "Probleme mit einem Lieferanten" zu haben. Allerdings, so Marketingchef Phil Schiller, sei "weniger als ein Promille aller verkauften Geräte" betroffen.
Ob das stimmt, ist schwer einzuschätzen. Doch für Apple wird es schwieriger, den iPod als exklusives Designerstück zu verkaufen, wenn er gleichzeitig als Massenprodukt in China hergestellt und im Mediamarkt verkauft wird. Eine neue Studie des Marktforschungsunternehmens The Diffusion Group sieht die "Coolness" des iPods schon merklich abnehmen.