Russland hat in diesem Kriege etwa 4000 Präzisionswaffen mittlerer Reichweite verschossen. Das Land selbst hat in Friedenszeiten und vor den verschärften Sanktionen des Westens maximal 400 Stück im Jahr produziert. Der Verbrauch des Krieges wurde aus den Vorräten der Magazine bestritten, die sich beständig leeren. Inzwischen ist Russland ein Paria-Staat, dem kaum jemand noch militärische Ausrüstung verkaufen will – nur das Mullahregime ist dazu bereit.
Am 18. September sollen Emissäre des Iran in Russland gewesen sein, um die Bedingungen für weitere Lieferungen auszuhandeln. Auf Putins Einkaufsliste sollen sich nun auch zwei Typen iranischer Boden-Boden-Raketen befinden. Derzeit soll der Iran eine erste Lieferung von Fateh-110- und Zolfaghar-Raketen vorbereiten.
Präzise Waffen mit bis zu 700 Kilometern Reichweite
Dabei handelt es sich um ballistische Raketen, mit einer Reichweite von 300 bzw. 700 Kilometern und einem Sprengkopf von etwa 500 Kilogramm. Die bisher gelieferten Drohnen fliegen in relativ geringer Höhe mit mäßiger Geschwindigkeit, können aber ihren Kurs nach Belieben verändern. Ballistische Raketen hingegen starten am Boden, steigen dann in die Stratosphäre auf und stürzen in einer parabelförmigen Bahn wieder auf die Erde zurück. Moderne Raketen sind dabei in der Lage die Bahn im Endanflug zu ändern, um ihr Ziel präzise zu treffen. Zusätzlich zu den Raketen soll Moskau weitere Drohnen vom Typ Mohajer-6 und Shahed-136 erhalten. Die Shahed-136 zählt zu den "Kamikaze"-Drohnen, die sich selbst auf das Ziel stürzen und dann explodieren.
Obwohl der Iran auf der Sanktionsliste der USA ganz oben steht, verfügt das Land über eine leistungsfähige Rüstungsindustrie. Sowohl in den Raketen wie auch in den Kampfdrohnen werden Bauteile aus dem Westen verbaut. Doch das sind zivile Produkte, deren Verbleib nicht kontrolliert wird und die der Iran auf dem Graumarkt einkauft. Die Raketen wie auch die Drohnen sind entsprechenden Waffen aus den USA unterlegen, doch der Iran stellt sie in großer Stückzahl her. Inzwischen sind sie auch ausreichend präzise.
Gefahr von Schwarmattacken
Eine spannende Frage wird es sein, ob es Russland gelingt, damit die Luftverteidigungssysteme aus dem Westen zu überwinden. Der Iran baut darauf, mit einer großen Menge an billigen Angriffswaffen jede Verteidigung zu durchbrechen, indem so viele Systeme eingesetzt werden, bis die Starter der Abwehr leergeschossen sind und nachfolgende Raketen oder Drohnen dann die wehrlose Batterie zerstören.
Eine kriegsentscheidende Rolle werden sie dennoch kaum spielen können. Die Zerstörungskraft der Waffen ist begrenzt und bisher konnte die Fernwaffen aus eigener Produktion die Ukraine nicht in die Knie zwingen. Nur die Kalkulation, dass sich Russlands Arsenal an Fernwaffen erschöpft, geht nicht auf. So hat Putin weiter die Möglichkeit, den Krieg jenseits des Frontgebietes auf die ganze Ukraine auszuweiten.
Quelle: Washington Post