Über die Shahed-Drohnen wird gern gelacht. Weil sie ein Geräusch wie ein Moped machen und weil sie vergleichsweise einfach abzufangen sind. Auch bei der Attacke des Irans wurden alle Shahed-Drohnen abgefangen. Dennoch bauen die Russen das iranische Modell in Massen nach, und auch das High-Tech-Land-China stellt eine Peking-Kopie her.
Einfach und billig
Die Besonderheit der Shahed-Drohne ist die einfache Konstruktion. Das fängt beim Antrieb an. Die Drohne besitzt einen Schubpropeller mit einem kleinen 4-Zylinder-2-Takt-Boxermotor. 50 PS reichen für die Konstruktion aus. Sie transportiert einen kleinen Gefechtskopf von 40 bis 60 Kilogramm und erreicht eine Geschwindigkeit von 185 km/h, andere Angaben sprechen von 240 km/h. Der Iran gibt die Reichweite mit bis zu 2200 Kilometern an, westliche Experten haben das bezweifelt. Beim Schlag gegen Israel mussten die Drohnen allerdings über 1000 Kilometer zurücklegen. Der bessere Moped-Motor erzeugt nur eine geringe Abwärme, dazu hat die Drohne eine geringe Radarsignatur, daher können Abwehrraketen und Manpads sie nur schwer bekämpfen. Am effektivsten hat sich in der Ukraine der Einsatz von Flakpanzern wie dem Gepard gezeigt. Die Ukrainer fangen die Drohnen auch mit Pick-ups ab, auf denen ein Mehrfach-MG aufgebaut wird.

Die Grundkonstruktion kann variiert werden. Die Drohne kann mit einem einfachen Düsentriebwerk für höhere Geschwindigkeiten ausgestattet oder mit einer Stealth-Beschichtung versehen werden. In der Ukraine wäre es sinnvoll, eine kürzere Reichweite in Kauf zu nehmen und dafür den Gefechtskopf zu vergrößern. Auch wäre es denkbar, eine leistungsfähigere Elektronik zu verbauen. Über den Preis der Drohne gibt es verschiedene Angaben. Russland soll für iranische Drohnen fast 200.000 Dollar bezahlt haben. Doch es werden auch Preise von nur 20.000 Dollar genannt. Angesichts des einfachen Aufbaus dürften 20.000 bis 30.000 Dollar Herstellungskosten realistisch sein.

Die Menge an Drohnen macht es
Dieser Spottpreis ist der eigentliche Trumpf der Shahed-Drohnen. Im Vergleich zu anderen Waffen kosten sie fast nichts und können daher in großen Mengen hergestellt und eingesetzt werden. In der Ukraine werden fast alle Drohnen dieser Art abgeschossen, doch genau das ist ihr Zweck. Sie binden die Flugabwehr. Und ihre Zahl macht die Abwehr schwer. Luftabwehrsysteme mittlerer und größerer Reichweite dürfen die Billigdrohnen nicht bekämpfen, weil man so die wertvollen und begrenzten Abwehrraketen verliert. Wenn man zwei Abwehrraketen zum Preis von einer Million Dollar startet, um einen Brummer für 20.000 Dollar abzuschießen, kann das auf Dauer nicht gut gehen.
Unabhängig vom Preis dienen diese Drohnen der Übersättigung: Es werden so viele losgeschickt, bis die Luftabwehr ihre Abwehrraketen verschossen hat. Das angegriffene Land muss einen Weg finden, die Drohnen abzuwehren, ohne sich zu verausgaben. Beim Angriff auf Israel haben Kampfjets diese Aufgabe übernommen. Der Großteil der Drohnen wurde weit vor dem israelischen Gebiet von israelischen Flugzeugen und denen der Verbündeten attackiert. In dieser speziellen Situation war das eine richtige Entscheidung. In einem anderen Szenario vermutlich nicht. Die Kampfjets konnten dieses Mal ungestört auf Drohnenjagd gehen. Doch dazu müssen sie sich exponieren. Sollte der Gegner seinerseits die Jets mit eigenen Kampfflugzeugen oder weitreichenden Abwehrraketen angreifen, dürfte die Drohnenjagd weit schwerer fallen.
Der Drohnen-Schwarm schützt die gefährlichen Waffen
In einer ernstgemeinten Attacke greifen unter dem Schutz der Billigdrohnen weit gefährlichere Fernwaffen an, die dann die eigentlichen Präzisionsschläge ausführen. Mit Hilfe der Verbündeten konnte Israel den Probe-Angriff des Irans abwehren. Im Ernstfall wären zehn Mal so viele Flugkörper in der Luft, zusätzlich würden die Kampfjets attackiert werden. China arbeitet unter dem Namen Sunflower 200 an einem Klon der iranischen Billigdrohne. Angesichts des chinesischen Produktions-Know-hows dürfte die Peking-Kopie nicht in einem besseren Manufakturbetrieb, sondern weitgehend automatisiert hergestellt werden. Die Sunflower dürfte dann in noch weit größeren Dimensionen produziert werden. Sollte Peking bei einem Angriff 10.000 Sunflower starten, würde derzeit jede Verteidigung versagen.