Krieg in der Ukraine Smarte Mine - der Panzerkiller PTKM-1R ist Putins "Wunderwaffe" am Boden

Russischer Pionier installiert eine PTKM-1R
Russischer Pionier installiert eine PTKM-1R
© Commons
Die PTKM-1R lauscht am Boden. Hört sie einen Panzer, greift sie ihn von oben an. Dort ist die Panzerung gering, der Verlust des Tanks und seiner Besatzung sind wahrscheinlich. In der Ukraine wurde die smarte Mine bisher nur selten beobachtet.

In einem aktuellen Video ist eine besondere Mine aufgetaucht. Zwei Russen installieren eine PTKM-1R. Bislang hat man diese avancierte Waffe kaum gesehen. Die PTKM-1R ist keine gewöhnliche Mine, sie ist ein lauernder Killer, der selbständig sein Ziel angreift. Typische Panzerminen wie die russische TM-62 gleichen in ihrer Form einem Diskus. Sie werden in der Erde verlegt oder auch nur auf den Boden gelegt. Offenes Ausbringen geht schneller, von Pionieren verlegte Minen sind wegen der Tarnung weit gefährlicher. Meist werden dann auch Fallen gebaut, die beim Versuch einer Räumung explodieren. Die Mine selbst kann durch verschiedene Faktoren ausgelöst werden. In der Regel geschieht es durch Druck. Der Zünder arbeitet mit einer Feder und funktioniert "ewig". Andere Methoden benötigen eine Batterie, die irgendwann keinen Strom mehr liefert.

Das System hat zwei Nachteile: Der Panzer muss wirklich auf die Mine fahren. Verfehlt er sie, geschieht nichts. Häufig wird ein schwergepanzertes Fahrzeug nicht zerstört. Die Mine zerreißt Kette und Laufwerk, dringt aber nicht in den Innenraum. Der Panzer ist bewegungsfähig, kann aber im Prinzip geborgen und repariert werden, die Mannschaft hat gute Chancen, die Explosion zu vermeiden.

An dieser Stelle hat unsere Redaktion Inhalte von Twitter / X integriert.
Aufgrund Ihrer Datenschutz-Einstellungen wurden diese Inhalte nicht geladen, um Ihre Privatsphäre zu schützen.

Smart statt simpel

Die PTKM-1R arbeitet ganz anders. Sie besteht aus einem Starter, einem Gefechtskopf und einem Sensor. Dieser Sensor misst die Vibrationen der Erdoberfläche. Wenn er einen Panzer in der Nähe entdeckt, wird der Starter zu dem Ziel geneigt und der Gefechtskopf aus dem Startrohr herauskatapultiert. Der arbeitet nun wie die amerikanische Panzerabwehrwaffe Javelin mit kleiner Reichweite. Er spürt den Panzer auf und greift ihn von oben an. Der Sensor erkennt die Signatur eines Panzers in etwa 100 Meter Entfernung, ab 50 Metern greift das System an. Der Gefechtskopf wird dabei etwa 30 Meter hoch geschleudert. Mit Hilfe von Infrarot- und Radarsensoren greift er dann das Ziel an. Er durchschlägt Panzerungen bis zu 70 Millimeter. Die PTKM-1R deckt keinen Kreis ab, sondern nur einen Winkel entlang einer Angriffsrichtung. Man kann sie so einstellen, dass sie bei einem Konvoi erst das dritte oder das vierte Fahrzeug angreift und damit günstige Voraussetzungen für einen folgenden Artillerieschlag schafft.

Der Vorteil an dem System ist die Vernichtung anstatt der Beschädigung des Ziels und das mit einer Mine, die eine Frontbreite von 100 Metern abdeckt. Mit einem Gewicht fast 20 Kilogramm ist die Mine allerdings nicht handlich. Sie wird nur für einen gewissen Zeitraum scharf gestellt, danach deaktiviert sie sich. Da sie auf Batterien für den Sensor angewiesen ist, ist die Einsatzdauer in jedem Fall begrenzt. Hauptnachteil des Systems ist der hohe Preis beziehungsweise der Aufwand, den diese Waffe erfordert. Einfache Minen sind dagegen billige Massenprodukte.

Nur als Ergänzung sinnvoll

In der Ukraine wurde die PTKM-1R nur gelegentlich beobachtet. Vermutlich ist sie auch nur in geringen Stückzahlen verfügbar. Ihr Einsatzzweck dürfte die Ergänzung altmodischer Minenfelder sein. Die eigenen Stellungen werden zunächst durch altmodische Minen geschützt. Doch Zufahrten und Schneisen für eigene Angriffe werden durch die smarten Minen geschützt, die man bei Bedarf einfach abstellen kann. Und dann eignet sich die PTKM-1R für Fallen. Kommandos können sie entlang von Routen postieren, die der Gegner nutzt und die als minensicher gelten. Das amerikanische Gegenstück ist die M93.

PRODUKTE & TIPPS