Das Verhältnis zwischen China und USA ist ohnehin gespannt, diese Ankündigung wird es noch weiter belasten. Peking plant offenbar, im November die Zhuhai Airshow stattfinden zu lassen. Und dort soll erstmals der chinesische Stealthbomber Xian H-20 der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Gerade in Zeiten der Corona-Pandemie will China öffentlichkeitswirksam die Muskeln spielen lassen.
"Es wird erwartet, dass die Zhuhai Airshow zu einer Plattform wird, um das Image Chinas zu fördern und seinen Erfolg bei der Pandemiebekämpfung herauszustellen. Und dabei der Außenwelt mitzuteilen, dass die Krankheit keine großen Auswirkungen auf die chinesische Rüstungsindustrie hatte", berichtet die "South China Morning News" in Bezug auf eine anonyme Quelle.
Stealthbomber im Nurflügler-Design
An einem Bomberprojekt soll seit den frühen 2000er-Jahren gearbeitet worden sein. Ursprünglich wurde ein Überschallbomber favorisiert, später schwenkte Peking auf das Projekt eines langsameren Stealthbomber um. Konkret angekündigt wurde die H-20 allerdings erst 2016. Nur vier Jahre später wird der Bomber nun auf einer Messe gezeigt. Die H-20 wird vermutlich mit einem Übergangstriebwerk ausgeliefert, da sich die Entwicklung eines stärkeren, originären Antriebs verzögert. Der Bomber ist als "Nurflügler" ausgelegt, um so den Radarschatten klein zu halten – ähnlich wie die B-2 und den bevorstehenden B-21 Raider der USA.
Wenn der Bomber auf der Messe gezeigt wird, werden ihn Beobachter genau analysieren. Allerdings kann man an der äußeren Form nur grobe Designfehler finden. Für die tatsächlichen Stealtheigenschaften sind Feinheiten der Verarbeitung und Beschichtung der Oberflächen entscheidend.

Einsatz als getarnte Kommandozentrale
Die USA schätzen die Reichweite der H-20 auf mehr als 8500 Kilometer. Das Flugzeug würde den militärischen Wirkungskreis Pekings enorm vergrößern. Zumal der Bomber nicht alte Freifallbomben einsetzen wird, sondern Cruise-Missiles und Raketenwaffen, deren Reichweite zu der des Flugzeugs hinzukäme. Die militärische Nutzlast soll bis zu 45 Tonnen betragen. Der Bomber könnte so vier Hyperschall-Raketen transportieren. Damit könnte die H-20 Ziele jenseits des "zweiten Inselrings", zu dem die US-Basen in Japan, Guam, den Philippinen gehören, vom chinesischen Festland aus angreifen. Die dritte Inselkette erstreckt sich bis nach Hawaii und an die Küste Australiens. Allein die Möglichkeit eines Gegners der sich unbemerkt Hawaii nähern kann, rührt in den USA an das Trauma von Pearl Harbour. 1941 gelang der kaiserlich-japanischen Flotte ein Überraschungsschlag gegen den Stützpunkt der US-Marine.
Es wird spekuliert, dass die H-20 so wie die US-Jets vom Typ F-35 als komplett vernetzte Aufklärungs- und Kommando- und Kontrollplattform arbeiten können. Dann könnten die Tarnbomber nicht nur ihre eigenen Waffen an Bord einsetzen, sondern sie könnten Pekings gesamtes Arsenal Luft-, Boden- und See-Langstreckenraketen dirigieren und weit entfernten Raketen Ziele zuweisen. Diese Vernetzung befördert einen gefährlichen Trend im Wettrüsten der großen Militärmächte. Wenn Raketen von entfernten Kommandostationen eingesetzt werden, müssen sie nicht länger auf modernen und extrem teuren Kriegsschiffen transportiert werden, sie können dann in Startboxen in Containergrößen praktisch überall auch auf einem Fischerboot stationiert werden.
Mit der H-20 hätte China seine "nukleare Triade" von bodengestützten Interkontinentalraketen, U-Boot- Raketen und luftgestützten Atom-Waffen auf modernen Stand gebracht. Der gegenwärtige strategische Bomber H-6K ist wie sein Pendant aus den USA, die B-52, ein Relikt des Kalten Krieges.
Quellen: SCMP, National Interest
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