Russland gibt Gas bei seinem Kampfflugzeug der 6. Generation. Die MiG-41 soll alles bisher Fliegende in den Schatten stellen. Fragt sich allerdings, was ist dran an den Ankündigungen, von denen sich viele wie Science-Fiction anhören? Und wer arbeitet noch an solchen Super-Fliegern?
Informationspolitik im Stil Putins
Ankündigungen aus Moskau sind mit Vorsicht zu genießen. Zum einen handelt es sich häufig um durchgesickerte Informationen, die in entsprechenden Blocks dann dramatisiert werden. In seltener Einigkeit beschwören Pro-Kreml Blogger die Macht Russlands und Pro-USA Blogger die Gefahr aus dem Osten. Offiziell werden selbst groteske Übertreibungen nicht korrigiert. Als der T-14 Armata vorgestellt wurde, wurden schnell Produktionszahlen genannt, die man in keiner Fabrik hätte herstellen können. Auch wird gern vergessen, dass Russlands Militärindustrie viele Projekte vorantreibt, was aber nicht bedeutet, dass sich jedes Vorhaben auch durchsetzen wird.

Die MiG-41
Dieses Stadium hat die MiG-41 allerdings hinter sich gelassen (Lesen Sie hierzu: MiG-41 - der gefährlichste Stealth-Jäger der Welt soll 2025 durchstarten). Sie wird gebaut werden und dabei auf Techniken zurückgreifen, die bereits in Russlands erstem Stealth-Fighter, der Su-57, realisiert werden. Dazu gehören unter anderem die Stealth-Eigenschaften (Lesen Sie hierzu: Wie ein russischer Wissenschaftler aus Versehen den USA die Stealth-Jets bescherte). Die Möglichkeit, ohne menschlichen Pilot zu fliegen, werden alle Jets der 6. Generation anstreben. Unter anderem, weil der menschliche Körper, die Manöver nicht ertragen kann, die die neuen Triebwerke ermöglichen. Wenig überraschend ist auch, dass die MiG-41 als schwerer Jäger die neuen Hyperschallraketen Moskaus elegant innerbords tragen können. Bahnbrechend sind die Hinweise, dass das Triebwerk auch ohne Umgebungsluft arbeiten soll. Das verändert Bauweise und Leistungsdaten des Triebwerks massiv.
Russland ist nicht allein
Alle großen Militärmächte arbeiten an Jets der 6. Generation. Weit fortgeschritten sind die Projekte in den USA, in Russland und China. Aber es gibt auch das deutsch-französische Vorhaben. Indien Japan, Schweden, Großbritannien planen die Entwicklung einer 6. Generation. Das ist auch wenig verwunderlich. Wer hier nicht mitzieht, verabschiedet sich auf Dauer vom Bau eigener Kampfflugzeuge. Beim Zeitplan ist Russland vorgeprescht. Aber selbst wenn sich die kühne Planung durchhalten lässt, ändert das wenig. China, Russland und die USA werden derartige Flugzeuge im Wesentlichen zwischen 2025 und 2030 erproben, danach wird die Auslieferung in größeren Zahlen beginnen. Ein Start ein oder zwei Jahre früher macht keinen Unterschied. Entscheidender wird es sein, wie schnell es diesen Playern gelingt, die zu erwartenden Kinderkrankheiten insbesondere in der Software zumindest einzudämmen.
Russland und China protzen gern mit Erfolgen und halten Probleme geheim. An der F-35 aus den USA sieht man, wie lange ein so komplexes Projekt mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen hat (Lesen Sie hierzu: "Teuer, genial und voller Pannen - das umstrittene F-35 Projekt").
Wichtiger als die Zeitfrage wird die Kostenfrage sein. Mit dem Aufstieg Chinas gewinnt der Krieg der Dollar an Bedeutung. Angesichts der Wirtschaftsmacht Pekings stehen die USA vor der Aufgabe, eine vergleichbare Kampfkraft aus jedem Rüstungsdollar zu ziehen.
Deutschland und Frankreich arbeiten gemeinsam an einem Future Combat Air System das Eurofighter/Typhoon, den Tornado und die Dassault-Rafale-Jets ersetzen soll (Lesen Sie hierzu: "Der europäische Stealth-Fighter wird in Paris gezeigt"). Das FCAS wird allerdings deutlich später einsatzfähig sein. Grundsätzlich profitieren alle Staaten die den Jet der 5. Generation entwickelt haben, von diesen Erfahrungen. Wer die fünfte Evolutionsstufe übersprungen will, wie Frankreich und Deutschland, muss einen großen Sprung wagen. Vor 2040 ist kaum mit einem einsatzfähigen FCAS zu rechnen.
Mehr als ein Jet
Ein Jet der 6. Generation ist weit mehr als nur ein Flugzeug. Natürlich muss er in klassischen Flugeigenschaften bestehen, wie Steigrate, Reichweite, Manövrierfähigkeit und Geschwindigkeit. Darüber hinaus agieren diese Jets als Teil eines integrierten elektronischen Schlachtfeldes. Datenaustausch zwischen den Komponenten ist existenziell. Die Fighter sollen zum Beispiel von Drohnenschwärmen umgeben sein. Sie sollen die Informationen ihrer Sensoren weitergeben und in Jetztzeit Informationen anderer Systeme verwerten können. Einfach gesagt: Wenn so ein Jet ein Ziel ausmacht, kann er es mir einer Rakete bekämpfen, die von einem weit entfernten Schiff gestartet wird und die im Anflug aktualisierte Zieldaten einer Drohne übermittelt bekommt. Dieser Datenverbund ist zumindest ebenso komplex, wie neuartige Wundertriebwerke. Die Datenmengen können nur durch KI analysiert werden.
In diesem Feld haben die USA die größte Erfahrung. Doch in den letzten Jahren konnten Russland und China den Westen immer wieder mit neuen Projekten überraschen. Im Punkt der elektronischen Kriegsführung ist es zudem schwer, konkrete Anhaltspunkte zu finden, wie weit die Entwicklung wirklich fortgeschritten ist. Aber sicher ist, elektronische Kriegsführung wird für den kommenden Luftkrieg entscheidend sein. Man wird versuchen, den Datenfluss des Gegners zu bekämpfen und nicht nur seine Hardware abzuschießen.
Nebeneffekt der Hochrüstung
Wie bei vielen hochtechnologischen Waffen gibt es auch bei den Fightern der 6. Generation ein Kardinalproblem. Sie werden gebaut, um einen starken ebenfalls modern ausgerüsteten Gegner zu bekämpfen, und sind in Anschaffung und im Einsatz extrem teuer. Diese Systeme sind für den großen Ernstfall ausgelegt. Doch werden sie die realen Kriege auf der Erde dominieren? In den Kämpfen, die euphemistisch unter "Krieg gegen den Terror" zusammengefasst werden, kämpfen die Länder des Westens und ihre Verbündeten gegen Aufständische, die meist nur mit leichten und veralteten Waffen ausgerüstet sind. Hier werden die neuen Superwaffen nicht helfen.
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