Seit 2010 ist der erste Stealth-Jet Russlands in der Erprobung. Die Entwicklung ging so langsam voran, dass man zweifeln konnte, ob das Tarnkappen-Flugzeug je in Dienst gehen sollte. Auf dem "Army-2019 Forum" in der Nähe von Moskau hat Industrieminister Denis Manturov nun bekannt geben, dass die russische Regierung mit der United Aircraft Corporation (UAC) einen Vertrag über die Lieferung von 76 Sukhoi Su-57 angeschlossen habe. Er nannte auch einen Termin: 2028 sollen die Kampfjets an die Luftwaffe übergeben werden. Damit sollen dann drei Geschwader ausgerüstet werden. Darüber hinaus sollen Verträge über neuartige Waffensysteme für das Flugzeug unterzeichnet worden sein.
2028 dürfte das Projekt eines deutsch-französischen Stealth-Jets kaum über einen Demonstrator hinaus sein. Im Ernstfall ständen den dann recht betagten deutschen Eurofighter russischen Maschinen gegenüber, die ihnen technisch weit überlegen sind.
Die Erprobungszeit der SU-57 ist eine Geschichte von Auf und Abs. Mit einem Kampfjet der fünften Generation betritt Russland Neuland – nie zuvor hatte das Land einen Stealth-Fighter gebaut. Darum konnte die SU-57 auch nicht auf älteren Entwürfen und Techniken aufbauen. Überhaupt ist schwer zu durchschauen, welche Priorität die "Stealth"-Technik für Russland besitzt.
Wie wichtig sind Stealth-Jets?
"Stealth" meint nicht, dass das Flugzeug unsichtbar sei, es produziert nur eine geringere Reflexion für herkömmliche Radargeräte. Da die USA auf diesem Gebiet absolut führend sind, suchen Konkurrenzmächte wie China und Russland unentwegt nach Techniken, die "unsichtbaren" Jets doch orten können. Und es vergeht kein Vierteljahr, in dem nicht ein neuer Durchbruch beim Thema Anti-Stealth-Technik verkündet wird.
Das Dilemma: Wenn die Jets ihre Tarnkappe einbüßen, gibt es kaum einen Grund, Flugzeuge nach Stealth-Gesichtspunkten zu konstruieren. Die Anforderungen für einen niedrigen Radarschatten wirken sich nämlich ungünstig auf die Avionik aus.
Noch 2018 verkündete das Verteidigungsministerium Russland daher, man werde die SU-57 nicht in Serie bauen. Mit der Bestellung von 57 Jets ist diese Entscheidung offenbar vom Tisch. 2019 und 2020 soll die Luftwaffe je zwei weitere Prototypen erhalten. Die Serienfertigung wird erst nach ihrer Erprobung beginnen. Die Verzögerungen des Projekts hängen von der Entwicklung eines neuen Triebwerks ab. Alle bisherigen Prototypen nutzen ein modifiziertes älteres Triebwerk. Das neue Triebwerk - Saturn izdeliye 30 - soll 2020 serienreif sein. Es entwickelt mehr Schub, bei einem geringeren Verbrauch und soll über 3D-Schubvektordüsen verfügen.
Gebaut für den Export
Grundsätzlich ist die Entwicklung von Jets der fünften und später der sechsten Generation entscheidend, wenn Russland weiterhin seine Rüstungsexporte steigern will. Dem Kreml gelang es bei neuen Verhandlungen offenbar, den Preis der Jets um 20 Prozent zu senken. Die Zeitschrift "Komersant" berichtete, dass die 76 Flugzeuge nur umgerechnet 2,38 Milliarden Euro kosten sollen. Das wären 31 Millionen Euro pro Jet – sollte diese Zahl tatsächlich wahr sein, wäre der neue Stealth-Fighter ein Super-Schnäppchen am Waffenmarkt.
Diese Exportchancen haben den Kreml offenbar bewogen, den lang hinaus gezögerten Kauf der Maschinen doch zu tätigen. Indien, Iran und Türkei sollen ihr Interesse an dem neuen Jet angemeldet haben.
Quellen:. The Diplomat, Tass, Flugrevue, Warzone
Lesen Sie auch:
MiG 35 – Putin stellt neuen Super-Jäger vor
B-21 Raider - Dieser Super-Bomber soll Russlands Luftverteidigung durchbrechen