Krieg in der Ukraine Superpanzer T-14: Sein Einsatz ist riskant, aber Putin hat keine Wahl

Ein Prototyp des T-14 in der Erprobung.
Ein Prototyp des T-14 in der Erprobung.
© Picture Alliance
Die ersten T-14 sind in der Ukraine aufgetaucht. Wunder wird der "Superpanzer" nicht leisten können – der Abschuss eines T-14 wäre dagegen ein starker Prestigeverlust. Aber es gibt eine Aufgabe, die nur T-14 und T-90 erfüllen können.

Nach über einem Jahr des Krieges hat Russland erstmals seinen "Superpanzer" T-14 in die Ukraine geschickt. Tass meldete, Russland habe damit begonnen, seine neuen T-14 Armata-Kampfpanzer zur Beschießung ukrainischer Stellungen einzusetzen, "aber sie haben noch nicht an direkten Angriffsoperationen teilgenommen." Gesichtet wurden die Panzer noch nicht. Das die neu eingetroffenen Einheiten zuerst einfache Missionen absolvieren, um das Arbeiten und die Koordination unter den Bedingungen eines echten Gefechtes zu üben, ist normal. Doch auch in Angriffsoperationen wird der T-14 keine Wunder leisten können. Bei seinem Debüt im Mai 2015 sah das ganz anders aus. Der T-14 Armata war der erste Kampfpanzer einer neuen Generation, der die Modelle aus der Zeit des Kalten Krieges vom Konzept her deklassierte. Er war besser bewaffnet und geschützt als all seine Gegenspieler. Auch war sein Fahrwerk allen anderen Modellen überlegen. Dazu kamen passive und aktive Schutzsysteme. Der T-14 sollte sich sogar unsichtbar machen können.

Doch es stellte sich schnell heraus, dass das Konzept des Panzers vielleicht zukunftsweisend war, seine Idee ihrer Zeit und den Möglichkeiten der russischen Rüstungsindustrie jedoch weit voraus war. Das liegt vor allem daran, dass die Besatzung in einer abschotteten Sicherheitszelle sitzt. Jede Aktion und jede Wahrnehmung der Umgebung geschehen durch die Sensoren. Bei einer Störung der Elektronik ist die Besatzung taub, blind und hilflos.

Pannen und Verzögerungen 

In der Folge geriet der T-14 von einer Verzögerung in die nächste Störung. Die bei der Premiere genannten Produktionszahlen von 2000 Stück bis 2020 stammen aus dem Reich der Propaganda, derartige Mengen hätte man unter Friedensbedingungen niemals produzieren können. Tatsächlich wurden jeweils nur eine Handvoll von Prototypen oder Vorserienmodellen hergestellt und bis jetzt soll der T-14 nicht in Serie, sondern quasi in Manufakturarbeit zusammengesetzt worden sein. Bis Ende 2021 sollten 20 T-14 regulär ins Heer integriert worden sein. Es ist wahrscheinlich, dass weitere produziert worden sind, aber selbst zusammengenommen mit den Prototypen verfügt Russland über weit weniger als 100 Exemplaren – vielleicht eben gerade 50. Denn schon bald nach der Präsentation 2015 wurde deutlich, dass Moskau entschieden hatte, für die Masse des Heeres ältere Kampfpanzer zu modernisieren und den T-14 nur in kleinen Stückzahlen zu bauen. Vermutlich im Sinne einer permanenten Entwicklung und Erprobung.

Im Ukraine-Krieg wird der T-14 keine durchschlagende Wirkung entfalten. Dafür sorgen schon die geringen Zahlen. Sollten sich die Berichte über die Anfälligkeit des Panzers bewahrheiten, dürfte die Fehlerquote entscheidender sein als geringfügige Verbesserungen der Kampfkraft gegenüber dem modernisierten T-90.

Schlechte Bedingungen für Kampfpanzer

Zudem hat sich die Ukraine als ein für Kampfpanzer sehr ungünstiges Gefechtsfeld erwiesen. Offene Bewegungen großer Panzermassen sind weder von der ukrainischen noch von der russischen Seite zu erwarten. Durch die Allgegenwart der Beobachtungsdrohnen und die Fähigkeit beider Seiten, präzise Schläge auch in 40 Kilometern Entfernung auszuführen, sind die stählernen Giganten gefährdet, schon bei der Annäherung an ihren Angriffsraum ausgeschaltet zu werden. Typische Tankkiller in der Ukraine sind Lenkwaffen, Kamikaze-Drohnen, Artillerie und Minen. Sie setzen jedem Panzer zu. Schon Artillerieeinschläge nur in der Nähe beschädigen die außen montierten Sensoren, so dass auch ein moderner Panzer nicht mehr einsatzfähig ist.

Gut geschützte Modelle wie der Armata T-14, der deutsche Leopard 2 oder der britischen Challenger sind vor diesen Bedrohungen nicht gefeit. Vielleicht werden sie nicht zerstört, sondern nur beschädigt und die Besatzung kann unverletzt ausborden. Generell nivelliert die Art der Kämpfe in der Ukraine bislang die Unterschiede im technischen Niveau der Panzer. So sehr, dass beide Seiten - also auch Kiew - uralte Modelle vom Typ T-55 einsetzen.

Durchschlagende Erfolge sind unwahrscheinlich, es bleibt die Gefahr eines Prestigeverlustes. Die russische Seite ist begierig darauf, die ersten Bilder eines zerstörten modernen Westpanzers zu liefern. Und ebenso dürfte Kiew viel daran setzen einen T-14 Armata abzuschießen.

Front-Feuerwehr

Warum also geht man das Risiko ein? Wenn der T-14 überhaupt nicht in den Krieg geschickt werden kann, ist das auch ein Prestigeverlust. Es wäre ein Eingeständnis, dass der "Superpanzer" auch acht Jahre nach seiner Präsentation nicht zu gebrauchen ist. Und tatsächlich gibt es eine Rolle, für die der T-14 im Verbund mit modernisierten T-90 bestens geeignet wäre: Die der mobilen Feuerwehr.

Derzeit graben sich die russischen Truppen entlang der Front ein. Vor allem die Abschnitte, die für eine ukrainische Gegenoffensive interessant sind, werden verstärkt. In den geschützten Stellungen wäre es sinnvoll, älteres Gerät einzusetzen. Diese Barrieren aus Gräben, Kill-Zonen, Strongpoints, Minen- und Sperrfeldern sind nicht unüberwindlich. Der Gegner soll bei einem Durchbruch Kraft, Zeit und Angriffsschwung verlieren. Wenn seine abgekämpften Truppen irgendwann doch die letzte starre Verteidigungslinie durchbrechen, müssen ihnen mobile Kräfte begegnen. Dann könnte es doch zum Bewegungsgefecht gepanzerter Truppen kommen. Und hier hätten die Panzer-Oldies keine Chance. Nur T-14 Armata und T-90 könnten moderne Westpanzer auf offenem Feld stoppen.

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