Das ambitionierteste Städtebauprojekt der Welt wird ausgerechnet in Saudi-Arabien gestartet. Dort soll die erste Stadt ohne CO2-Emissionen entstehen.
Neom. Nun wurde sie vorgestellt. Die ganze Stadt besteht aus nur einem Gebäude von immerhin 170 Kilometern Länge. Es heißt The Line und zieht sich wie eine futuristische Linie entlang der Küste. The Line wirkt inmitten der Wüste wie ein Fremdkörper aus dem All.
Bei der Enthüllung kündigte Prinz Mohammed bin Salman an, dass das Vorzeigeprojekt in zwei Jahren teilweise durch einen Börsengang finanziert werden soll. Die Stadt der Zukunft soll weltweit Bewohner anlocken. Bis 2030 sollen hier 1,5 Millionen Menschen leben und bis 2045 sollen es neun Millionen Einwohner sein. Dazu soll die Stadt einem eigenen, autonomen Rechtssystem unterliegen. Die Bewohner wären nicht der archaischen Justiz des Königreichs unterworfen. Anzunehmen ist auch, dass es steuerlich attraktiv sein wird, sich in Neom niederzulassen.
Bei genauerer Betrachtung ist The Line nicht so verrückt, wie es auf dem ersten Blick wirkt. Das futuristische Aussehen hat auch einen Grund. In der lebensfeindlichen Umgebung muss das Gebäude die Bewohner wie ein Raumschiff schützen. Von außen ist es verspiegelt, um die Sonnenstrahlung zu vermindern. Die Außenfassaden von The Line erheben sich 500 Meter in die Höhe, dazwischen liegen die 200 Meter breite Module. Im Vergleich zu einer flachen horizontalen Stadt nimmt The Line nur sehr wenig Fläche in Anspruch.
Oase zwischen den Mauern
Das eigentliche Leben findet zwischen den Außenmauern statt. Die offenen Innenräume sollen ein Klima bieten, in dem Pflanzen gedeihen und Menschen sich wohlfühlen. Genau genommen erschafft "The Line" eine eigene Biosphäre und dürfte damit eine Blaupause für den Städtebau auf einem überhitzten Planeten sein. Die ganze Struktur kommt ohne Straßen und Autos statt. Jeder Mensch kann alles, was er zum täglichen Leben benötigt, zu Fuß in nur fünf Minuten erreichen. Die Line kann durch eine Art U-Bahn befahren werden.
Während The Line aus der Vogelperspektive wie ein Kunstobjekt mit einer glatten, geschlossenen Oberfläche wirkt, sind die Module vielfältig strukturiert und wirken ganz und gar nicht clean. In ihnen gibt es schwebende Wege, Schwimmbahnen, Gärten und sogar ein Stadion in 330 Metern Höhe.