Der russische T-34 ist der bekannteste Panzer des Zweiten Weltkriegs und wohl auch der fortschrittlichste. Die größten Legenden spannen sich aber um den Tiger I – den Panzerkampfwagen VI – er gilt als der gefürchtetste Panzer des Krieges. Das ist erstaunlich, denn die Entwicklungsgeschichte des Tiger I verlief mehr als holprig und sein Grunddesign kann man durchaus als zusammengewürfelt bezeichnen.
Tiger I mit Variante der 8,8-Flak bewaffnet
Sein Ruf basierte auf der Hauptwaffe des Tanks: Der Tiger I besaß eine Kanone im Kaliber 88-mm. Eine verkürzte Variante der Acht-acht-Flak in Form der 8,8-cm-KwK 36 L/56. Gemeinsam mit der deutschen Zieloptik und den Richtmitteln des Tigers war die Acht-Acht eine verheerende Waffe. Seine Kanone konnte auf 2000 Meter und mehr jeden alliierten Panzer abschießen. Sie penetrierte selbst die starke Frontpanzerung auf diese Entfernung. Umgekehrt mussten die alliierten Panzer auf wenige Hundert Meter herankommen, um die Frontpanzerung eines Tigers zu durchbrechen. Diese Überlegenheit im offenen Feld zwang die gegnerischen Panzer zu selbstmörderischen Attacken, die nur mit zahlenmäßig überlegenen Kräften möglich waren. Einige Panzer mussten versuchen, einen Tiger mit Beschuss zu binden, damit andere ihn umfahren konnten.
Der Tiger I wurde ab dem Jahr 1943 in nennenswerter Zahl eingesetzt. Sein Design mit steil aufragenden Panzerplatten war schon zur Zeit des ersten Fronteinsatzes überholt. Der T-34 hatte gezeigt, dass schräge Panzerungen ein weit besseres Verhältnis von Schutz und Gewicht erreichen konnten. Beim Tiger zeigten sich die Probleme, die den deutschen Panzerbau in der zweiten Hälfte des Krieges plagen sollten: Die Panzer wurden generell viel zu schwer. Das machte schon beim Transport mit der Bahn große Probleme, im Einsatz litt der Tiger unter Problemen mit Motor und Getriebe. Für sein Gewicht von 57 Tonnen waren beide Bauteile unterdimensioniert.
Technisch wegweisend - aber anfällig
Paradoxerweise war der schwere und langsame Panzer im Gefecht außerordentlich agil, weil er sich - wenn er funktionierte - sehr präzise steuern und bewegen ließ. Ein Punkt, den Otto Carius nach dem Krieg in mehreren Interviews betonte. Der Tiger-Kommandant Carius gilt als einer der geschicktesten Taktiker der Panzerwaffe. Die Beweglichkeit lag an Innovationen wie dem mit einem Lenkrad angesteuerten Lenkgetriebe und dem halb automatischen Schaltgetriebe. Beide Teile arbeiteten aber auch nicht zuverlässig.
Lesen Sie hier: "Tiger I – Kommandant Otto Carius spricht über die Technik des Panzers"
Neben den technischen Defekten waren die geringen Stückzahlen, in denen der Tiger produziert werden konnte, das größte Problem des schweren Panzers. Anders als Sowjets und Amerikaner bei ihren Modellen, hatten die deutschen Entwickler nicht darauf geachtet, eine Konstruktion zu wählen, die später einfach zu produzieren war. Im ganzen Krieg wurden insgesamt nur 1354 Tigerpanzer produziert. Damit war klar, dass der schwere Panzer seine Vorgängermodelle – die Panzer III und IV - nicht ablösen konnte. Das deutsche Militär wollte diesen eklatanten Mangel dadurch ausgleichen, dass sie die schweren Tanks in eigenen schweren Panzerabteilungen zusammenfasste. Diesen Einheiten wurden auch die besten und erfahrensten Besatzungen zugeteilt. Die nationalsozialistische Propaganda tat ein Übriges: Sie stellte den Tiger als unüberwindlichen Fels dar, gegen den gegnerische "Horden" vergebens anstürmten.
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