Scram-Technologie USA haben wohl erfolgreich Hyperschall-Rakete getestet – halten es aber wegen des Ukraine-Kriegs geheim

Eine B-52H Stratofortress wie diese hatte den Raketentest durchgeführt
Eine B-52H Stratofortress wie diese hatte den Raketentest durchgeführt
© Ssgt. Zade Vadnais/Planetpix/ / Picture Alliance
Im Angriff auf die Ukraine setzte Russland als erste Nation auch Hyperschallwaffen ein. Die USA testeten kurz danach wahrscheinlich ebenfalls eine der extrem schnellen Raketen. Doch hängten es lieber nicht an die große Glocke.

Sie gilt als der nächste große Schritt der Militär-Technik: Hyperschall-Technologie ermöglicht es, Raketen in bisher ungekannten Geschwindigkeiten ins Ziel zu jagen. Die USA hinken bisher China und Russland gewaltig hinterher. Einen neuen Test-Erfolg im März konnten sie trotzdem nicht gebührend feiern – aus Angst, Russland zu provizieren.

Das geht aus einem Bericht von "CNN" hervor. Demnach war die Rakete bereits Mitte März vor der US-Westküste gestartet. Im Flug von einem B52-Bomber abgesetzt, nahm die "HAWC"-Rakete zunächst mit einem konventionellen Antrieb Geschwindigkeit, bis der "atmende" Scram-Antrieb einsetzen konnte – und die Rakete auf eine mehr als fünffache Schallgeschwindigkeit brachte.

Erfolgreich, aber geheim

Es handelt sich erst um den zweiten erfolgreichen Test einer HAWC-Rakete durch die USA. Die Abkürzung steht für "Hypersonic Air-Breathing Weapon Concept", also ein Waffenkonzept, das sich dank der Nutzung des Sauerstoffs in der Luft auf Hyperschall-Geschwindigkeit bringt. Neu ist, dass die Rakete diesmal vom Rüstungskonzern Lockheed Martin stammt. Bisher hatten die USA nur HAWC-Raketen des Konkurrenten Raytheon erfolgreich getestet. 

Der Test wurde nach wie vor nicht offiziell bestätigt, so "CNN". Die Informationen stammen demnach von einer Insiderquelle im Pentagon. Allzu genaue Details zum Testablauf wollte diese nicht verraten. Es seien aber alle Primärziele des Tests erfolgreich erreicht worden. Die Rakete sei demnach in einer Höhe von knapp 20.000 Metern geflogen und habe etwa 500 Kilometer Distanz zurückgelegt. Die genaue Geschwindigkeit ist nicht bekannt, bei der Hyperschall-Schwelle von Mach 5 – also der fünffachen Schallgeschwindigkeit – würde das aber einem Flug von weniger als fünf Minuten entsprechen. Die russische Kinschal-Rakete hatte in Tests bereits Mach 12 erreicht.

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Bloss keine Provokation

Dass die USA diesen Erfolg nicht feierten, hängt mit dem Konflikt in der Ukraine zusammen. Der bereits länger geplante Test erfolgte demnach kurz vor dem Europa-Besuch von Präsident Joe Biden im März. Kurz zuvor hatte Russland in der Ukraine als erste Nation überhaupt eine Hyperschall-Waffe in einem bewaffneten Konflikt eingesetzt. Der US-Test könnte von der russischen Seite als Provokation interpretiert werden und die Lage weiter zuspitzen, befürchtete die US-Regierung. Der Test war demnach schon einmal aus Rücksicht auf die Kriegssituation verschoben worden, bevor er letztlich doch durchgeführt wurde. Ein weiterer Test einer Interkontinental-Rakete vom Typ Minuteman III war am Freitag aus Vorsicht ganz abgesagt worden.

Die USA sind im Wettlauf um die Hyperschall-Waffen aktuell noch weit hinter Russland und China zurück. Während die Konkurrenten bereits seit längerem erfolgreich Hyperschall-Systeme testen und auch schon einzelne Kampfverbände mit ihnen ausgestattet haben, planen die USA die Einführung erst frühestens nächstes Jahr. Die Technologie gilt als nächster Schritt moderner Militärtechnik. Weil sie in kürzester Zeit Ziele rund um den Globus erreichen können und für Abwehrsysteme kaum zu entdecken sind, gelten sie als wichtiges Mittel in der militärischen Abschreckung.

Quelle: CNN

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