Am Dienstag beschlagnahmten britische Polizisten die Super-Yacht "Phi" (IMO 9867748), welche im Begriff war, die Stadt zu verlassen. Eigentlich war sie in London, um an einer Abstimmungsrunde für die "World Superyacht Awards" teilzunehmen.
Das Schiff, dem ein Kaufpreis von 50 Millionen US-Dollar nachgesagt wird, darf seinen Liegeplatz wegen der Sanktionen gegen russische Geschäftsleute und Oligarchen nicht mehr verlassen. Laut Regierung gehört die "Phi" einem "russischen Geschäftsmann, der den Besitz der Yacht absichtlich verschleiert" habe. Einen Namen nannten die Behörden aber nicht.
Eigner wird nicht offiziell genannt
Grant Shapps, Verkehrsminister von Großbritannien, erklärte: "Heute haben wir eine 38 Millionen Pfund teure Superyacht beschlagnahmt und eine Ikone der Macht und des Reichtums Russlands in eine klare und deutliche Warnung an Putin und seine Kumpane verwandelt." Seit dem 13. März habe man versucht, den Eigner zu identifizieren und nach Abschluss der Recherche die Beschlagnahmung eingeleitet.
Ob es dabei bleibt, scheint jedoch fraglich. Denn nach Angaben der Financial Times soll die "Phi" Witalij Wasiljewitsch Kotschetkow gehören. Kotschetkow ist Gründer des russischen Mobilfunkanbieters "Motiv Telecom", einem regionalen Provider im Föderationskreis Ural. Der Geschäftsmann ist derzeit auf keiner Sanktionsliste und eine Nähe zu Putin ist bislang nicht bekannt. Im Gegenteil: Russische Medien berichten, dass gegen ihn und sein Unternehmen Anfang 2021 ein Verfahren wegen mutmaßlicher Steuerhinterziehung eröffnet wurde.
Briefkästen und Steuervorteile
Wie eigentlich alle Yachten, ist auch die "Phi" nicht direkt auf eine Einzelperson registriert. Das Schiff läuft offiziell über eine Firma auf Sankt Kitts und Nevis, einem Inselstaat auf den Kleinen Antillen in der östlichen Karibik, und fährt unter maltesischer Flagge.
Ungewöhnlich ist das nicht – Malta hat eines der größten Schiffsregister der Welt. Das hat in erster Linie steuerliche Vorteile, wirkt sich aber auch auf geltendes Arbeitsrecht an Bord aus, was wiederum Ersparnisse bei etwaigen Lohnzahlungen ermöglicht und Rekrutierungsprozesse vereinfacht.
Die britische Regierung sieht das anders, sie unterstellt absichtliches Verschleiern der Eigentümer. Eine Quelle in der Regierung sagte der Financial Times: "Das Eigentum an vielen dieser Schiffe und Privatflugzeuge ist in Briefkastenfirmen versteckt oder wird von vorgetäuschten Eigentümern verschleiert. Es ist das Oligarchen-Äquivalent zur russischen Matrjoschka-Puppe - wo jede Schicht eine andere verdeckt, und dann noch eine."
Ein Mitglied der Crew bezeichnete die Beschlagnahmung als "idiotisch". Verkehrsminister Shapps unterstellt die Person "Beachtungsbedürfnis". Wie es mit der "Phi" weitergeht, bleibt abzuwarten. Sollte der Eigner nicht unter Sanktionen stehen, müsste man das Schiff eigentlich wieder fahren lassen.
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Quellen: Reuters, Financial Times, NCA