Eine australische Moderatorin wurde diese Woche von einem Klatschblatt dafür verspottet, dass sie "Oma-Unterhosen" trägt. Paparazzi hatten die Frau in einem Sommerkleid abgelichtet, unter dem sich eben keine Reizwäsche abzeichnete – sondern ein ganz normaler Slip. Für die Redaktion war das Anlass genug, über die arme Frau herzuziehen. Das ist sexistisch, unfair, gemein und noch dazu absolut hirnrissig. Zum Glück zeigte sich das Netz solidarisch und wetterte bei Twitter kräftig gegen die Zeitschrift.
Unterwäsche ist Folter
Ich möchte an dieser Stelle auch noch einmal eine Lanze für die Dame brechen. Eine Frau und ihre Unterwäsche – das ist eine ganz besondere und überaus sensible "Beziehung". Ich sag’s mal wie es ist: Wenn dich dein Schlüpfer kneift, kratzt oder schlecht sitzt, ist dein kompletter Tag im Ar***. Rein gar nichts macht frau Spaß, wenn ein fieser Fetzen unsere sensibelste Zone malträtiert. Deshalb gleicht es einer wahren Wissenschaft, die richtige Unterwäsche auszuwählen. Ich habe mir in meinem Kleiderschrank gleich fünf (!) verschiedene Schubladen für Höschen eingerichtet. Eins für jeden Anlass. Das ist essentiell für mein Wohlbefinden.

Henriette Hell: Love from Hell
Henriette Hell wurde 1985 geboren und arbeitet als Journalistin/Autorin in Hamburg und unterwegs auf ihren Reisen rund um den Globus. Ihr Buch "Achtung, ich komme! In 80 Orgasmen um die Welt" ist 2015 erschienen und wurde prompt zum Bestseller. 2017 folgte "Erst kommen, dann gehen – Die Sexbibel fürs 21. Jahrhundert". Henriette schreibt gerne, ehrlich und lässig über Sex, weil sie findet, dass das viel zu wenig Leute tun.
Das Geheimmis der fünf Schubladen
In Schublade Nr. 1 (der Wichtigsten) liegen meine "gut sitzenden Everyday-Höschen". Sie bringen einen gut durch den Alltag und sehen auch noch gut aus. Es hat Jahrzehnte gedauert, bis ich das richtige Label gefunden habe. Spitzenwäsche oder Strings gehören selbstverständlich NICHT dazu, denn die sind die reinste Folter, wenn man sie an einem 8-Stunden-Tag trägt, an dem man von A nach B hetzen muss.
In Schublade Nr. 2 befinden sich meine "Baumwollschlüpper" – für faule, gemütliche Abende auf dem Sofa – allein. Kein Mann wird diese Teile jemals zu Gesicht bekommen. Andernfalls würde er sofort Reißaus nehmen.
In Schublade Nr. 3 verwahre ich meine sündhaft teure "F*** mich-Wäsche" – schön dekorativ in Seidenbeutelchen verstaut. Natürlich mit den passenden BHs. Diese Höschen sind hauchzart und supersexy. Sie halten der Alltagsbelastung nicht stand. Deshalb trage ich sie ausschließlich abends, wenn ich noch etwas, ähm, vorhabe. Meine jeweiligen Lover gehen natürlich davon aus, dass ich täglich in diesen scharfen Teilen rumrenne. (Als ob …)
In Schublade Nr. 4 liegen meine Strings. Viele sind es nicht, weil sie lediglich den Zweck erfüllen unter sehr engen Hosen oder Kleidern unsichtbar zu sein. Sexy sind die Teile ja schon lange nicht mehr. Schon 2015 berichtete die New York Times über die auffallend rückgängigen Verkaufszahlen. Stattdessen würden immer mehr Frauen (wieder) zu Slips, Boy-Shorts und hoch geschnittenen Panties greifen, weil: bequemer. Von einer Anti-String-Bewegung war gar die Rede. Dabei sind es nicht nur Feministinnen, die keine Lust mehr haben sich in rosarote Spitzenwäsche zu zwängen. Auch viele Männer ziehen natürliche Unterwäsche dem "Victoria’s Secret"-Style vor. Ein Kumpel verriet mir neulich, dass er Strapse und Co. sogar richtig peinlich findet. "Das wirkt so gewollt oder inszeniert. Ich finde es schärfer, wenn man das Gefühl hat, man würde das Mädchen von nebenan überraschen."
In Schublade Nr. 5 finden sich meine "Benimm dich, Baby!-Schlüppis". Sie sind von ganz außergewöhnlicher Hässlichkeit, wahlweise mit kleinen Weihnachtsmännern, den Simpsons oder Hello Kitty-Motiven verziert. Kurz: die totalen Abtörner. Und genau dafür sind sie auch gedacht. Denn wer kennt das nicht? Man hat eine Verabredung mit einem Mann, den man nur so semi-gut findet und schwört sich (bevor der Alkohol fließt), dass auf gar keinen Fall etwas laufen soll. Wenn man dann versehentlich doch mit ihm knutschen sollte, dann ist da ja immer noch der hässliche "Benimm dich, Baby!-Schlüppi", der einen davon abhält, noch einen Schritt weiterzugehen.
Alles, nur nicht "L"
Es hat lange gedauert, bis meine Sammlung vollständig war. Aus Gründen der Selbstachtung kaufe ich nämlich ausschließlich Höschen, die maximal Größe "M" haben. Zu Hause sortiere ich alle aus, die kneifen oder zu eng sind. Größe "L" kommt mir jedenfalls nicht und die Schublade. Wer bin ich denn, Kim Kardashian?!
Die trägt übrigens auch am liebsten bequeme Baumwoll-Schlüppis – und zeigt auf Instagram wie sexy das aussehen kann: