Japans Eheleute zeigen einen traurigen Trend: Sex ist kein Teil ihres Lebens mehr. Zumindest für die Hälfte der Verheirateten spielt Körperlichkeit offenbar keine Rolle mehr. Männer (47,3 Prozent) und Frauen (47,1) teilen dabei diese Einstellung. Erschöpfung geben die Männer als Grund an, Frauen hingegen ist Sex einfach nur "lästig". Dass das nicht direkt an der Ehe selbst liegt, zeigen diejenigen, die noch nicht verheiratet sind - denn die Hälfte der Unverheirateten unter 34 hatte noch nie Sex. Zu diesen Ergebnissen kam 2017 die "Japan Family Planning Assoziation".
Die schlimmsten Einrichtungsfehler – und wie Sie es besser machen
Ursachen für dieses Phänomen gibt es einige: Viele Japaner arbeiten zwar in den Großstädten, können sich dort aber Wohnen nicht mehr leisten. Das Ergebnis sind extra-lange Pendelzeiten. Das alles fordert Tribut: Abends kippen Japans Angestellte fix und fertig in die Koje - für mehr fehlt die Energie. Doch der Dauer-Stress, dem sich Japans arbeitende Bevölkerung ausgesetzt sieht, haben auch die Jüngeren. Schule, Weiterbildung, Abendschule, Universität: Stress ist unabdingbarer Teil ihres Lebens. Unbeschwerte Liebelei scheint nicht mehr möglich. Eine besorgniserregende Entwicklung, die aber gar nicht unbedingt auf Japan beschränkt ist.
Dänemark wirbt im TV für mehr Sex
Soziologen beobachten schon länger das Phänomen der Sex-Unlust. Nur allein die Sexualisierung des Alltags ins Feld zu führen, reicht nicht aus. Vielmehr ist es ein Mix aus Belastungen im Alltag und dem digitalen Leben, das auf Körperlosigkeit ausgelegt ist. Snapchat statt Schmusen.
In Dänemark hatte der öffentlich-rechtliche Sender DR mit dem Format "Knald for Danmark", charmant übersetzt mit "Macht's für Dänemark" zu mehr Sex aufgerufen. Denn die Sexlosigkeit hat nicht nur Einfluss auf die Beziehungen, sondern zunehmend auch auf Rentenberechnungen und somit auf das staatliche Gefüge. Die TV-Sendung in Dänemark war ein Erfolg: Die Geburtenrate stieg.
Lustlosigkeit steigt in Japan
Auch Japan sieht die geringen Geburtenzahlen mit Sorge. Steueranreize oder staatliche Zuschüsse zur Kindererziehungen scheinen keine Wirkung zu haben. Vielmehr scheint sich der Strudel der Lustlosigkeit nur noch schnell zu drehen. 2014 wurden Japans Eheleute schon einmal zu ihrem Liebesleben befragt. Damals waren es "nur" 44,6 Prozent die über eine Sex-Flaute in der Ehe berichteten.