Départment Lot Flauschige Unterstützung: Labrador Lol ist bei einem französischen Gericht angestellt

Einem hechelnden Labrador wird die Wange gestreichelt
Der schwarze Labrador Lol beruhigt Opfer in Gerichtsprozessen (Symbolbild)
© Eva Blanco / Getty Images
Ein Labrador arbeitet in Frankreich an einem Gerichtshof. Seine Aufgabe ist es, Opfer von Straftaten beizustehen. Dem Beispiel sollen nun weitere Vierbeiner folgen.

Im Départment Lot im Südwesten Franksreichs gibt es seit rund zwei Jahren einen ganz besonderen Helfer vor Gericht: Er ist schlank, vierbeinig und hat rabenschwarzes Fell – es ist der fünfjährige Labrador Lol. Seine Aufgabe ist es, Opfer von Straftaten, insbesondere von sexuellem Missbrauch oder Gewalt, vor Gericht zu unterstützen und zu beruhigen.

Idee des Staatsanwalts

Die Idee zum vermutlich ersten Gerichtshunde in Europa hatte der örtliche Staatsanwalt Frédéric Almendros. Er hörte von einem ähnlichen Experiment im US-amerikanischen Seattle und wollte es selbst einmal ausprobieren – mit Erfolg: "Nach der Prüfung eines Falles rufe ich den Hund zu Hilfe, wenn ich glaube, dass seine tröstende Anwesenheit den Opfern helfen kann, über das Geschehene sprechen zu können, oder auch wenn sie vor Gericht aussagen müssen", sagt Frédéric Almendros der BBC, die zuerst über Lol berichtet hatte.

Beispielsweise bei einem älteren Ehepaar, das durch einen gewaltsamen Einbruch traumatisiert war, gelang es erst dann den Polizeibeamt:innen die genauen Geschehnisse zu schildern, als Gerichtshund Lol bei ihnen war. Er ist speziell darauf trainiert, in Gegenwart von ihm fremden Personen ruhig zu bleiben – auch in sehr angespannten, lauten oder emotionalen Situationen, wie sie sich häufig vor Gericht zutragen. "Lol ist darauf trainiert, sich an die Opfer heranzuschmiegen, und diese körperliche Berührung beruhigt sie und hilft ihnen, sich den rechtlichen Herausforderungen zu stellen, die auf sie zukommen", erklärt Alexia Mesthe, die örtliche Vertreterin der nationalen Wohltätigkeitsorganisation France Victims im Gespräch mit der BBC.

Labrador überzeugte Skeptiker

Bis jetzt hat Lol bereits an 80 verschiedenen Strafverfahren teilgenommen und Opfer im Alter von drei bis 90 Jahren mit seiner Anwesenheit unterstützt. Zu Beginn des Experiments musste auch Mustapha Yassfy, ein Familienanwalt und Vorsitzender der Anwaltskammer, seine noch skeptischen Kolleg:innen davon überzeugen, dem schwarzen Labrador als Gerichtshund eine Chance zu geben. Mittlerweile bestehen diese jedoch auf Lols Einsatz, wenn sie glauben, dass er einen Fall voranbringen könnte. "Wir glauben an dieses Programm, in dem der Hund eine besondere Rolle spielt, er ist Teil des gesamten Gerichtsprozess", sagte er der BBC.

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Lol macht seinen Job dabei so gut, dass er bereits von anderen Gerichten in Frankreich "ausgeliehen" wurde. Gerichte in Nevers oder Nîmes haben sich darüber hinaus schon einen eigenen Gerichtshund zugelegt. Voraussichtlich rund 20 Gerichtshunde könnte es bis Ende 2022 in Frankreich geben – neben Labradoren haben sich dabei auch Golden Retriever in dem Job bewährt.

Derzeit wird zusätzlich an einem Gesetzentwurf gearbeitet, der vorsieht, Gerichtshunde und ihre Arbeit juristisch – was vor allem bedeutet: finanziell – anzuerkennen. Auf diese Weise könnte das Justizministerium eine staatliche Finanzierung für die Hunde garantieren, deren Training rund 17.000 Euro kostet und insgesamt elf Monate in Anspruch nimmt.

Quelle:  BBC

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