Der Staffelauftakt von "Kitchen Impossible", er wäre fast zum Tatort geworden. Denn im Duell der Großmäuler Tim Mälzer und Björn Swanson ging's nicht nur am Herd heiß her. Während Mälzers Mundwinkel schon früh gen Kniekehle rutschten, gab sich der Konkurrent lange optimistisch. So viel Lockerheit konnte nicht gut gehen.
Das waren die Highlights der neuen Folge von Kitchen Impossible
Das Konzept:
Tim Mälzer duelliert sich mit einem Koch oder einer Köchin. Es müssen je zwei Aufgaben an je zwei Orten mit jeweils vier Originalköchen (deren Gerichte die Kontrahenten nachkochen müssen) bestritten werden. Eine Jury bewertet das Ergebnis und verteilt Punkte. Der Gewinner des Duells ist derjenige mit den meisten Punkten.
Diese Köche mussten sich beweisen:
Direkt zum Staffelauftakt wurde ordentlich mit den Säbeln gerasselt. Tim Mälzer bekam es mit Sternekoch Björn Swanson zu tun. Der Berliner ist Küchenchef im Gourmet-Restaurant "Faelt" und ging mit breiter Brust ins Koch-Duell. "Endlich mal wieder eine richtige Großfresse", freute sich Mälzer. Swanson sei, meinte er, "eigentlich Berlin auf zwei Beinen, bisschen schön, bisschen hässlich und vor allem verdammt laut." Und dass Mälzer zumindest mit der Stadt Berlin auf Kriegsfuß steht, das ist inzwischen hinlänglich bekannt.
Hier wurde gekocht:
Auf Grund der Corona-Pandemie wurde Staffel sechs, auch Heimatstaffel genannt, ausschließlich an Orten in Deutschland und Österreich gedreht. Nun geht's wieder hinaus in die weite Welt – naja, ein bisschen zumindest.
Das wurde gekocht:
Tim Mälzer im Restaurant "oben" in Heidelberg: "Hecht und Sellerie"
Björn Swanson: in "Die Gute Botschaft" in Hamburg: "Okonomiyaki und Karaage"
Tim Mälzer im "Gasthof Huberwirt" in Pleiskirchen: "Zockerbrot"
Björn Swanson im "Seven Swans" in Frankfurt: "Das Kartoffelgericht"
Die Raubtiere sind los
Fans von "Kitchen Impossible" wissen, Firlefanz ist nicht des Mälzers Sache. Herz ja, Pinzette nein. Auch die Kontrahenten haben das inzwischen mitgeschnitten, wissen, wie sie dem Hamburger die Laune vergällen können. Sie lassen ihn mit Vorliebe genau das kochen: moderne, kleinteilige Sterneküche mit viel Chichi. Auch Björn Swanson bildete keine Ausnahme – doch zuerst verschaffte er dem Gegner noch einen Höhenflug mit Adrenalinbooster.
Bevor gekocht wurde, sollte der Hamburger Federn lassen. Zumindest bekam er es bei einem Ausflug auf die Bergwipfel Baden-Württembergs mit Federvieh zu tun, Raubvögeln genauer gesagt. Den Falken auf dem Arm fand der Hamburger noch witzig, geradezu süß, beim Uhu hingegen dampfte es beim Plaudern schon weniger. Als er es dann auch noch mit einem Weißkopfseeadler aufnehmen sollte, einem schlecht-gelaunten Weißkopfseeadler, da machte selbst ein Mälzer dicke Backen.
Doch das wahre Jaulen, das begann erst mit Öffnen der Box. Die Mundwinkel rutschten in die Kniekehlen. Zu intellektuell, zu philosophisch war das, was er auf dem Teller sah. Tim Mälzer wäre nicht "Mister Kitchen Impossible", wenn er das nicht verknusen könnte. Klar, mit Anti-Haltung und null Bock, aber eben auch mit genügend Frechheit und Erfahrung. Diese Küche, sie sei für ihn wie ein rotes Tuch, da verweigere er sich schon mal. Aber das Team, schloss er am Ende des Tages, "hat mir die Hasskappe genommen – auch diese Küche kann herzlich sein".
Mälzer macht den Maurer
Lucki Maurer hatte im letzten Jahr gewagt, was zuvor noch keiner gewagt hatte. Er hatte den Kontrahenten frecherweise in seinem eigenen Restaurant und Herrschaftsgebiet antreten lassen. Und Mälzer, dem das damals so gar nicht schmeckte, der aber durchaus lernbereit ist, machte diesmal die "Copycat". Er schickte Swanson in seine eigene Bude, in "Die gute Botschaft" in Hamburg. "Was für ein Pussymove", schimpfte der, zeigte aber, dass auch er vielleicht nicht mit allen, aber vielen Wassern gewaschen ist.
Swanson kann es nicht nur in Sachen Ego mit Mälzer aufnehmen, er scheut sich auch vor Abkürzungen nicht. Warum stundenlang Saucen ansetzen, wenn's das Fertig-Pendant tut? Am Ende war er gar so mit seiner Interpretation des japanischen Gerichts zufrieden, dass er unverhohlen von der Höchstwertung träumte. "Das wäre schon geil, zumal in seinem Laden", philosophierte er recht selbstzufrieden. Einzig die Jury, die fand das, was er lieferte, eben nicht so richtig geil und sparte an Punkten.
Würden Sie diese Zutaten herausschmecken?

Es fließt Blut bei "Kitchen Impossible"
Dass es ein hartes Duell werden würde, das hatte Mälzer schon vorab geahnt. Nur damit, dass auch Blut fließen würde, damit hatte das Hamburger Orakel wohl nicht gerechnet – zumal sein eigenes. "Man hat auf hinterfotzige Art versucht, mich beiseitezuschaffen und es wie ein Jagdunfall aussehen zu lassen", so Mälzer, der mit dieser Sage eigentlich nur vom eigenen Unvermögen einen fahrbaren Untersatz zu bedienen, ablenken wollte. Im Rausch der Geschwindigkeit ging ihm im bayerischen Wald eine Autotür verlustigt.
Möglich auch, dass die Wut im Bauch den Bleifuß auf dem Gaspedal noch etwas schwerer hatte werden lassen. Denn auch das zweite Original-Gericht verhagelte Mälzer die Laune. Eigentlich traditionelle Wirtshausküche in einer modernen Sterne-Interpretation oder halt "Kopfkacke", wie Mälzer meinte. "Dekonstruiert, chic gedacht und neu zusammengeführt", analysierte er, "das ist im besten Sinne superlecker, aber wenn das eine Brotzeit sein soll?". Sein Blick driftete ins Nirwana.
Wieder so ein Gericht, das er nicht verstand, gar nicht verstehen wollte, das ihn aber so provozierte, dass er geradezu zu hochstaplerischen Höhenflügen ansetzte und seinerseits nun die große Zehn klar machen wollte. Davor aber holte er sich im Überschwang noch erwähnte blutige Kopfverletzung oder: Ritz am Ohrläppchen. Ob dieser wohl auch die Leistung der Küchenmaschine drosselte? Er panschte und wirbelte, dass dem Originalkoch sichtlich die Gesichtsfarbe ausging und der Jury der Appetit. Es hagelte Punkte des Niedrigsegments.
Der komplette Kontrollverlust des Björn Swanson
Björn Swanson kann kochen, richtig gut kochen. Keine Frage. Aber wenn's ums Kochen bei "Kitchen Impossible" geht, ist es ein bisschen wie beim Pokal im Fußball – da gelten plötzlich ganz andere Gesetze. Gesetze, die Tim Mälzer inzwischen in- und auswendig kennt. Und der Hamburger scheut sich nicht davor, "dreckig" zu spielen. Also schickte er Swanson zu Ricky Saward. Der schmeißt die Küche im Seven Swans in Frankfurt, immerhin das erste Restaurant weltweit, das für rein vegane Küche von Michelin mit einem Stern ausgezeichnet wurde. "Ich habe ein Gericht herausgesucht, bei dem ich schon bei der Analyse geistige Verstopfung erleiden würde", so Mälzer.

Swanson nahm es entspannt, sehr entspannt. Glaubte tatsächlich, dass das was er da nachkochen sollte, genau seine Küche sei und dass sich "Mälzer ein Ei gelegt" habe. Verkannte dabei mitunter die Komplexität, setzte dafür aber kurzzeitig die Küche unter Brand. "Er hat halt komplett die Kontrolle verloren", lachte Saward. "Ich bin zu blauäugig rangegangen", musste Swanson selbst zugeben, "dass was ich gemacht habe, hat nichts mit dem zu tun, was das Restaurant macht."
Eine Einschätzung, die auch die Jury teilte. Die ging hart mit dem Berliner ins Gericht und verpasste dem Spitzenkoch eine Bewertung, die sich gewaschen hatte. Miserable 3,9 Pünktchen im Schnitt nahm er aus der Prüfung mit. Da biss sich sogar Tim Mälzer auf die Lippen und sparte sich die ein oder andere Stichelei.
Mälzer setzt erstes Ausrufezeichen
In der vergangenen Staffel hatte Mälzer ordentlich einstecken müssen. Die ersten drei Matches gingen allesamt an die Konkurrenz. Diesmal hat der Hamburger wieder mehr Punch. Mit 11,7 zu 9,6 Punkten schnappt sich Mälzer den Sieg. Ein Auftakt, der ihm schmecken dürfte. In der nächsten Ausgabe bekommt es der Koch dann mit Powerfrau Haya Molcho zu tun.
"Kitchen Impossible" ist immer sonntags ab 20.15 Uhr bei Vox zu sehen und im Online-Stream bei RTL+