In Hamburg merkt man noch keinen Unterschied: An einem Mittwochabend hat man Mühe einen Tisch im Burgerladen "Dulfs Burger" zu ergattern. Das Restaurant ist bis auf den letzten Platz gefüllt. Von Krise oder Hysterie kann man in der Hansestadt noch nicht reden. Doch in Bayern sieht das ganz anders aus:
Die Auswirkungen der Coronakrise auf das bayerische Gastgewerbe seien nicht ernst, sie seien existenzbedrohend, sagt Thomas Geppert, Geschäftsführer des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga. "Was viele noch nicht begriffen haben ist: Heute sind es die Restaurants und Hotels, die schließen müssen, morgen alle vom Gastgewerbe und Tourismus abhängigen Zulieferer und Dienstleister", ergänzt Geppert. "Das Gastgewerbe ist einer der wichtigsten regionalen Wirtschaftsmotoren, es ist Grundvoraussetzung für den Tourismus. Brechen hier die Betriebe weg, wird es alle darauf aufbauenden Unternehmen nicht mehr geben."
Bislang liegen die Umsatzeinbrüche in der bayerischen Gastronomie bei 30 Prozent. Tendenz steigend. Die Konsequenz? Erste Gastronomen beginnen Mitarbeiter abzubauen, wird eine behördliche Schließung angeordnet, droht sogar die Insolvenz.
Gäste haben auch Vorteile
In der Hauptstadt sieht es gemischt aus. Das Sterne-Restaurant "Golvet" beispielsweise lebt auch von Touristen, die nach Berlin kommen. In den letzten Wochen musste das Restaurant mit 70 Prozent Stornierungen umgehen. Wie der "Tagesspiegel" berichtet, reagierte Björn Swanson, Chef des Restaurants, aber umgehend: geöffnet ist jetzt nur noch Donnerstag bis Sonntag, die Mitarbeiter werden in Teilzeit geschickt, die Speisenauswahl heruntergefahren.
Vor allem Absagen von größeren Gruppen machen der Gastronomie schwer zu schaffen. Die ersten Restaurant-Besitzer müssen Überbrückungskredite aufnehmen, um ihre Angestellten zu entlohnen.
Die Berliner hoffen indes auf die Einheimischen. Nie zuvor war es so leicht einen Tisch in einem der beliebten Restaurants der Stadt zu bekommen. Billy Wagner, Betreiber vom Sternerestaurant "Nobelhart & Schmutzig" sagt dem "Tagesspiegel," dass zwar viele Stornos derzeit kämen, man sich aber gegenseitig unterstützt: "Wir sind zusammen mit drei, vier anderen Berliner Restaurants so gefragt, dass wir das schnell auffüllen können. Wir haben ja auch eine Whats-App-Gruppe mit anderen Restaurants, mit denen wir im Austausch sind. Und dann kann man das ja auch über unsere Reservierungsplattform gleich sehen, wenn kurzfristig etwas frei wird. Für viele Gäste ist es doch auch wunderbar, wenn sie jetzt, ohne lange auf einen Platz warten zu müssen, eine Reservierung bei uns bekommen."

Dehoga erwartet Hilfe von der Bundesregierung
Doch nicht jeder Gastronom ist so optimistisch. Die Monate Januar und Februar sind generell schwierige Monate für Restaurant-Betreiber. Sollte sich die Situation in den nächsten Wochen nicht verbessern, werden viele Gastronomen nicht durchhalten und müssen im schlimmsten Fall ihr Restaurant schließen.
Die ersten Krisengespräche werden mit Mitarbeitern schon geführt, viele müssen sich auf Kündigungen einstellen.
Die Dehoga erwartet indes Hilfe von der Bundesregierung. "Jetzt kommt es darauf an, dass die Bundesregierung effektive Liquiditätshilfen und Fördermaßnahmen verabredet, die schnell und unbürokratisch wirken", sagt Guido Zöllick, Präsident der Dehoga. Dazu sollten auch steuerliche Entlastungen der gastgewerblichen Betriebe zählen, die mittel- und langfristig wirken.
Wie es die nächsten Wochen weitergeht, bleibt offen. Bis dahin appelliert die Gastronomie an die Bürger: Gehen Sie in Ihr Lieblingsrestaurant essen.