Auf den ersten Blick klingt es wie eine dieser Geschichten, über die man sich ganz herrlich aufregen kann: Vegane Nachbarin will einem Mann das Grillen im Garten verbieten, weil ihr der Fleischgeruch nicht gefällt. Aber wer jetzt direkt in fröhlicher Empörung die Faust auf den Stammtisch hauen will, sollte noch kurz abwarten. Denn, anders als es mehrere Medien in ihren Überschriften angaben, ist gelegentliches Grillen gar nicht das Problem.
Der Stein des Anstoßes war ein Posting auf der Internetplattform Reddit. Ein Mann aus den USA litt unter einem Gewissenskonflikt und suchte anonym im Netz nach Ratschlägen. Er hatte Streit mit seinen Nachbarn – weil er eine sehr spezifische Fleischvorliebe hat. "Ich liebe Beef Jerky. So sehr, dass ich mir einen Dehydrierer gekauft habe und alle paar Monate selbst Beef Jerky mache, seit Jahren schon. Meine früheren Nachbarn haben das geliebt. Ich würde ihnen immer eine Tüte abgeben, wenn ich welche gemacht hatte, wir hatten ein gutes Verhältnis." Doch seit einem halben Jahr hat der Mann neue Nachbarn. Und die sind weniger enthusiastisch: Nun wohnt er neben einem Veganer-Paar mit Kindern.
Grillen ist gar nicht das Problem
Es geht also nicht ums gelegentliche Grillen, sondern um die Herstellung von Beef Jerky, regelmäßig alle acht Wochen. Ein Prozess, der jedesmal mindestens fünf Stunden dauert, und – das merken auch zahlreiche Kenner auf Reddit an – einen sehr eigenen und intensiven Geruch verströmt, der mit Grillgeruch nicht wirklich vergleichbar ist. "Die Nachbarin klopfte an unsere Tür und fragte, ob wir nicht aufhören könnten, das Beef Jerky draußen zu machen, weil sie und ihr Mann Veganer wären und der Geruch ihnen Übelkeit verursache. (Sie war nicht besonders nett, fast Karen-mäßig unhöflich) Ich sagte ihr, dass ich es ungern im Haus machen würde, weil der Geruch doch sehr stark sei. Also: intensiv, nicht unangenehm." Daraufhin ging die Frau wieder.
Doch nach einigen Wochen klopfte sie erneut, deutlich wütender, und sagte, dass der Geruch ihr und ihrem Kind Übelkeit verursachen würde. Der Mann entgegnete lediglich, dass sie dann besser ihre Fenster schließen sollten – aber schlecht fühlte er sich offenbar doch, sonst hätte er nicht direkt im Internet nach Bestätigung gesucht. "Ich verstehe ja irgendwie, was das Problem ist."
Der Geruch ist in der Tat unangenehm
Größtenteils beruhigen die Reddit-Nutzer den Mann. Doch nicht alle sind einverstanden mit seiner Haltung: "Fleisch dehydrieren, das stinkt ernsthaft widerlich. Und der Geruch ist hartnäckig!", schreibt einer, der das zu kennen scheint. Ein anderer kommentiert: "Ich schätze, selbst einige alles-essende Nachbarn hätten ein Problem mit Schwaden von Hundefuttergestank, die in ihre Gärten ziehen." Ein weiterer Nutzer bringt es ganz gut auf den Punkt: "Junge, wenn du den Geruch von dehydriertem Fleisch nicht in deinem Haus haben willst, dann kannst du dir doch vorstellen, warum andere nicht wollen, dass es in ihrem Garten danach stinkt."
Der Mann jedenfalls hat eine Entscheidung getroffen, die recht bequem für ihn klingt: "Ich werde weiterhin versuchen, ein gutes Verhältnis zu meinen veganen Nachbarn aufzubauen und sie in Zukunft vorwarnen, wenn ich Beef Jerky machen will. Hoffentlich reicht ihnen das, denn ansonsten werde ich nichts ändern."