Restaurant "Fyn" Das ist das beste Restaurant Afrikas: Warum es hier Sushi und Sashimi gibt

Das "Fyn" steht auf Platz 38 der "World's 50 Best Restaurants" und wurde zum besten Restaurant Afrikas gewählt
Das "Fyn" steht auf Platz 38 der "World's 50 Best Restaurants" und wurde zum besten Restaurant Afrikas gewählt
© Denise Wachter
Das Restaurant "Fyn" in Kapstadt ist 2022 als Newcomer auf die "The World's 50 Best Restaurants"-Liste geschossen. Und hat sich auch noch den Award fürs beste Restaurant in Afrika gesichert. Was ist so besonders an diesem Lokal, das sich auf japanische Küche fokussiert? Ein Besuch.

"Wir sind noch nicht startklar", sagt uns ein freundlicher Concierge, der uns mit einem Lächeln zu einem Sofa bringt, um dort auf eines der aufregendsten kulinarischen Erlebnisse der Stadt zu warten. Wir befinden uns mitten in Kapstadt, im fünften Stock eines Geschäftshauses, mit Blick auf den Tafelberg zur Linken und dem Lion's Head zur Rechten. Das "Fyn" wurde 2022 zum besten Restaurant Afrikas gekürt und gehört seit dem vorherigen Jahr auch zu den 50 besten Restaurants der Welt. Was kann man in so einem Lokal erwarten, das etliche Preise abräumt?

Moderne, japanische Küche mit südafrikanischen Produkten. Japanische Küche? Oh ja! Der Gastronom Peter Tempelhoff, der kein Unbekannter in Südafrika ist, ist ein Visionär. Die japanische Küche fasziniert ihn seit er in der Branche vor 22 Jahren Fuß gefasst hat. Vor vier Jahren machte er seinen Traum dann wahr. Gemeinsam mit Küchenchef Ashley Moss und Jennifer Hugé, die dafür verantwortlich ist, dass der Laden läuft, wollen sie ihre Gäste auf ein kulinarisches Abenteuer mitnehmen.

"Wir wollen kein Fine Dining sein", sagt Tempelhoff, der an diesem Abend im Restaurant ist, um nach dem Rechten zu sehen. "Wir wollen ein Ort sein, der für alle Menschen offen ist." Offen ist er natürlich für diejenigen, die das gewisse Kleingeld mitbringen. Am Ende haben wir für drei Sieben-Gänge-Menüs mit zwei Weinbegleitungen knapp 500 Euro gezahlt. 

Über den Dächern Kapstadts thront der Tafelberg
Über den Dächern Kapstadts thront der Tafelberg
© Denise Wachter

Japan trifft Südafrika

Der Start ins Abenteuer ist etwas holprig. Der Aperitif, ein Schaumwein vom Western Cape, kommt warm. Wir machen unseren Kellner "Troy", wie er sich vorstellt, darauf aufmerksam. Fünf Minuten später kommt Troy mit unseren Gläsern zurück. Der Schaumwein ist jetzt etwas kühler, aber neidisch gucken wir auf unseren Nachbartisch, dort beschlagen die Gläser sogar.

Der erste Gang lässt aber alle Startschwierigkeiten vergessen. Los geht’s mit einem Straußenei Chawanmushi, also einem Eierstich, Spinat und Lauch im Tempurateig, sowie Sushi aus eingelegtem Daikon-Rettich. Gefolgt von einer Pilz-Crème-Brûlée mit einem lauwarmen Kürbisbrötchen. Die Küche im "Fyn" ist durch und durch japanisch. Verwendet wird das Beste vom Besten: Fisch, Geflügel und Fleisch bezieht Tempelhoff direkt von Produzentinnen und Produzenten rund um Kapstadt. Er kennt sie alle persönlich. 

Das Restaurant misst etwa 60 Quadratmeter, inklusive Küche, die in den Gastraum übergeht. Man kann den Köchen bei der Arbeit zusehen. Es geht rasant zu, aber niemals hektisch. Hier fühlt es sich urban an, das Restaurant könnte genauso auch in Manhattan stehen, wäre da nicht der Blick auf den Tafelberg, der keinen Platz für geografische Abweichungen lässt. 

Die Bento-Box: (von links im Uhrzeigersinn) Königsforelle, Maki mit Trüffel und Tintenfischtuben, Krustentierschaum mit Teigtasche und japanische Pickles
Die Bento-Box: (von links im Uhrzeigersinn) Königsforelle, Maki mit Trüffel und Tintenfischtuben, Krustentierschaum mit Teigtasche und japanische Pickles
© Denise Wachter

Verführung ... bis zum nächsten Gang

Die Gerichte im "Fyn" wechseln häufig und orientieren sich an der Saison und auch an dem, was verfügbar ist. Besonders ist die Bandbreite an Aromen und Texturen, die vor allem im dritten Gang zum Ausdruck kommt. Eine Art Bento-Box, die viele Köstlichkeiten bereithält: In der einen Schüssel ist ein Stück Königsforelle mit geräucherter Gerste mit einem Curry aus der muslimischen Community der Cape Malay. Auf der anderen Seite thronen Maki-Röllchen mit Trüffel, Tintenfischtuben und einer Mayonnaise aus Sepiatinte. In einer weiteren Schüssel liegt in einer schaumigen Sauce aus gerösteten Schalentieren eine Teigtasche, die mit einer Garnele gefüllt ist. Um alles wieder zu neutralisieren, findet man auf einem kleinen flachen Teller eingelegtes Gemüse, das Tsukemono.

Jeder dieser Gänge ist so verführerisch und langanhaltend, ein Geschmackserlebnis durch und durch, dass man gar nicht mehr aufhören will. Bis der nächste Gang kommt ... 

Eine Auswahl an frischem Sashimi
Eine Auswahl an frischem Sashimi
© Denise Wachter

Gegrilltes Wagyu, eine Auswahl an hervorragendem Sashimi und schließlich das Signature-Gericht, der eigentliche Hingucker, der die südliche Hemisphäre mit dem japanischen Stil verbindet: Springbock mit Zwiebeln und Hijiki, einem Algensalat und saisonalen Kirschen. Das Dessert, ein Eis aus äthiopischem Kaffee mit Brombeeren und Yuzu, rundet dieses aufregende Menü ab.

Originelle Weine zu einem hervorragenden Menü

Es bleibt noch die Weinbegleitung zu erwähnen, die so originell zusammengestellt ist, wie wir es selten erlebt haben. Beispielsweise einen goldgelben Chenin Blanc vom Weingut Mooiplaas aus Stellenbosch, Jahrgang 2011, der bereits nach ersten tertiären Aromen wie getrocknetem Steinobst und Honignoten schmeckt und dabei trotzdem spritzig bleibt. Genauso begeistert sind wir vom pfeffrigen Syrah vom Weingut Boekenhoutskloof oder dem weißen Viura vom Weingut Pilgrim, eigentlich eine spanische Rebsorte, die aber auch in Südafrika zum großen Wein mit Aromen von Holunder- und Jasminblüten werden kann. Wer im "Fyn" übrigens die Weinbegleitung wählt, kann sich sicher sein, dass die Gläser großzügig eingeschenkt werden. Bei sieben Gängen hat jeder von uns mindestens 1,5 Flaschen Wein getrunken.

Trotz der Menge an sehr gutem Alkohol wagen wir das Urteil zu fällen, dass das "Fyn" das Label "bestes Restaurant Afrikas" absolut zu Recht verdient hat. 

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