Osterfeiern Benedikt XVI. feiert Ostermesse im Regen

Papst Benedikt XVI. hat bei der Ostermesse in Rom tiefe Sorge über das anhaltende Elend in Afrika geäußert und auch an den blutigen Konflikt in Tibet erinnert. Vor Zehntausenden von Gläubigen, die bei strömendem Regen und einem Gewitter ausharrten, spendete der anschließend den traditionellen Segen "Urbi et Orbi" und sprach Ostergrüße in 63 Sprachen.

Papst Benedikt XVI. hat bei der Ostermesse in Rom zum Frieden in den Krisenregionen der Welt wie in Afrika, Nahost und Tibet aufgerufen. Vor Zehntausenden von Gläubigen, die in strömendem Regen und Gewitter auf dem Petersplatz ausharrten, verwies das 80-jährige Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche auf die Konflikte in Darfur und Somalia. Benedikt mahnte, "an den gepeinigten Nahen Osten zu denken - vor allem an das Heilige Land, an den Irak und den Libanon - und schließlich an Tibet". Für diese Regionen unterstütze er die Suche nach Lösungen, "die das Wohl und den Frieden schützen". Mehrere deutsche Bischöfe riefen zum Widerstand gegen Ausbeutung, Unterdrückung und "Todesproduktion" auf.

Osterwünsche in 63 Sprachen

Höhepunkt der Messe in Rom war der anschließende Segen "Urbi et Orbi" (Der Stadt und dem Erdkreis). Der Papst sprach die Osterwünsche in 63 Sprachen und sagte auf Deutsch: "Euch allen ein gesegnetes und frohes Osterfest! Der Friede und die Freude des auferstandenen Herrn sei mit Euch." Unter den Menschen auf dem Petersplatz waren auch viele Deutsche. Am 16. April wird der aus Bayern stammende Papst 81 Jahre alt, am 19. April jährt sich zum dritten Mal seine Papstwahl.

Der lateinische Patriarch von Jerusalem, Erzbischof Michel Sabbah, forderte ein Ende der Gewaltspirale im Nahen Osten. Man könne keine Sicherheit erreichen, in dem man bei anderen Menschen Unsicherheit schafft, sagte das katholische Oberhaupt des Heiligen Landes am Sonntag in der Grabeskirche. Das Töten von Menschen sei kein geeigneter Weg, um Rechte zu legitimieren, fügte er im überfüllten Gotteshaus hinzu. Sabbah (75), der erste Palästinenser auf dem Jerusalemer Bischofsstuhl und ein scharfer Kritiker der israelischen Besatzung, wird demnächst aus Altersgründen aus dem Amt scheiden.

Frieden auch für Tibet

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Wolfgang Huber, sagte in seiner Osterpredigt in Berlin, Widerstand statt Ergebung - das sei der Geist von Ostern. Er verwies auf die Tibeter, "die aufbegehren, weil sie um ihre kulturelle Identität fürchten; mit brutaler Gewalt werden sie zurückgeschlagen". Der katholische Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke ermunterte die Christen, ihre Stimme zu erheben, wenn Menschen wie derzeit in Tibet durch politische Unterdrückung ihrer Freiheit beraubt würden. Er kreidete auch die ausbeuterischen wirtschaftlichen Strukturen in Teilen Lateinamerikas an.

Der päpstliche Segen "Urbi et Orbi"

Der apostolische Segen «Urbi et Orbi» ist einer der bekanntesten Riten der römisch-katholischen Kirche. Die imperiale Formel «der Stadt und dem gesamten Erdkreis» geht auf die antiken Römer zurück. Die Kirche fügte sie erstmals im 13. Jahrhundert in das offizielle Ritual ein. Das antike Reichsbewusstsein setzte die Stadt Rom (urbs) mit dem Erdkreis (orbis) gleich.
Heute wird der Segen zu feierlichen Anlässen wie am Ostersonntag, ersten Weihnachtstag oder nach einer Papstwahl erteilt. Er muss vom Papst als Bischof von Rom und als Oberhaupt der Weltkirche gespendet werden. Mit päpstlicher Erlaubnis können auch Kardinäle, Bischöfe oder Priester den Segen erteilen.
Die Zeremonie auf dem Petersplatz ist für alle Gläubigen mit einem Sündenablass verbunden. Die Grußbotschaft zu Beginn wird in mehr als 60 Sprachen gesprochen. Inzwischen ist der Segen zum Quotenrenner geworden. Tausende strömen alljährlich auf den Petersplatz, Millionen verfolgen weltweit über Radio, Fernsehen oder Internet das Geschehen.

Der Fuldaer Bischof Heinz Josef Algermissen verlangte, "den Kampf gegen jedwede Todesproduktion aufzunehmen". Er kritisierte die "milliardenschwere Rüstung" sowie "die Todesstrategie des Aushungerns der Armen" und appellierte, gegen die Tötung des ungeborenen menschlichen Lebens und aktive Sterbehilfe vorzugehen. Der neue Münchner Erzbischof Reinhard Marx forderte die Christen zu mehr gesellschaftlichem Engagement gegen Gier und Materialismus auf. So müssten sie sich für Arbeitnehmer einbringen, die "vor einem sich überschlagenden Kapitalismus" geschützt werden müssten.

Gregor Peter Schmitz mit den Buchstaben GPS

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"Kultur der Wahrhaftigkeit" gefordert

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch, mahnte die soziale Verantwortung der Massenmedien an. Sie dürften nicht um einer höheren Quote willen bestimmte Ereignisse auf suggestive Weise selbst schaffen, sondern müssten an einer "Kultur der Wahrhaftigkeit" mitwirken. Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick und Bayerns Landesbischof Johannes Friedrich sprachen sich für einen stärkeren Dialog der Religionen aus.

Papst Benedikt XVI. hat in der Osternacht einen der prominentesten Muslimen Italiens getauft. Magdi Allam, ein gebürtiger Ägypter, arbeitet als Journalist für die Zeitung "Corriere della Sera". Er ist ein scharfer Kritiker des islamischen Extremismus und hat deswegen Todesdrohungen erhalten. Neben Allam taufte das katholische Kirchenoberhaupt sechs weitere neue Christen.

Feierliche Messe im Petersdom

Zu Beginn der mehrstündigen Messe trug der Papst eine Kerze in den abgedunkelten Petersdom. Die Flamme der Osterkerze wurde dann an die versammelte Gemeine verteilt, bis schließlich überall in der Kirche Kerzenlichter leuchteten. Zuletzt gingen dann überall die Lichter an. Dieser Ritus soll an die Auferstehung Christi erinnern.

Die Christen feiern an Ostern die Auferstehung des Religionstifters Jesus Christus von den Toten vor 2000 Jahren. In diesem Jahr fiel das Osterfest mit dem jüdischen Kostümfest Purim zusammen. Aus Frucht vor Anschlägen wurden in Israel die Sicherheitskräfte in erhöhte Sicherheitsbereitschaft versetzt. Die Palästinensergebiete wurden bis diesen Montag abgeriegelt.

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